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Gute Güte, Monsieur Rollin! Da hat sich doch tatsächlich jemand erdreistet, Ihren ureigenen Stil ganz unverschämt zu imitieren. Zut alors! Das Ihren Werken zugeneigte Publikum lässt sich jedoch nicht so einfach hinters Licht führen, es erkennt gar schnell den Unterschied zwischen Original und Fälschung. Ja, das ist wie beim Kochen. Man nehme ein altbewährtes Rezept und vergleiche die création incomparable eines wahren maître cuisinier mit der tambouille der cuisine rapide. Die Zutaten sind natürlich in beiden Fällen die gleichen, das Ergebnis könnte jedoch unterschiedlicher kaum sein.

Dabei hat es dieser épigone recht geschickt angestellt. "Les Raisins de la Mort" nannte er die kulinarische Katastrophe unter die der Frevler auch noch frech Ihren nahezu unrühmlichen Namen gesetzt hat. Ei! Ei! Ei! Fragile Frauengestalten in halbdurchsichtigen Kleidchen läßt er in jenem Machwerk durch wildromantische Naturkulissen schweben, verfolgt von garstigen Unholden... das schmeckt, zugegeben, nach einem echten Rollin. Doch das schlechtgeschminkte Äußere der tumben Wiedergänger, deren schlonzig schleimige Wunden lassen keine Zweifel aufkommen -- stellt dieses billige, eitrige dressing doch nichts weiter als eine ranzig riechende sauce vulgaire dar, schnell zusammengepanscht aus eimerweise Ketchup, Senf und Mayo. Geradezu ekelhaft im Abgang. Eine Beleidigung der Sinne ohnesgleichen, eine Verunglimpfung des guten schlechten Geschmacks. Scrogneugneu! Pestizide hin oder her - da möchte man sich als Feinschmecker doch am liebsten gleich in einem Weinfass ersäufen.

Gut, auch Sie Monsieur Rolling sind nicht immer ohne gewisse Geschmacksverstärker ausgekommen. Die glühende Leidenschaft Ihrer Musen haben Sie oft und gerne mit einem trockenen Roten abgelöscht. Ja, bei jedem Ihrer Gelage floss immer auch der rote Saft reichlich, über die zarten Schenkelchen und weißen Brüstchen Ihrer Täubchen. Ohnehin lagen Genuss und Rausch bei Ihnen immer dicht beisammen. Auch wenn ich gestehen muss: il me restait un goût d'amertume dans la bouche - toutes les fois. Denn süß und bitter zugleich war es von Ihren Werken zu kosten. Gar ein Baudelaire hätte sich sicher sehr gefreut, Ihr Gast sein zu dürfen. Mais les raisins de la mort... ich bitte Sie, wirklich erlesenes Essen hat doch eine ganz andere Note, als diese verdorzelten Trauben!

Aber Sie sollten sich diese Unverschämtheit dennoch nicht bieten lassen, Monsieur Rollin. Jedes Gespenst das den Nachtwind reitet soll den Frevler heimsuchen, der in Ihrem Namen diese Plörre unters Volk gebracht hat. Wohlmöglich will der seine dreiste Imitation sogar noch als Pasticcio verstanden wissen. Abracadabrant! Nun gut, dem Gourmand werden diese armseligen Trauben am Ende vielleicht nicht ganz so sauer aufstoßen wie dem Gourmet. Dem fällt vor lauter Bauchgrimmen und Elend jedoch nichts mehr ein, außer dem Panscher noch mit auf den Weg zu geben, dass er seinen sauren Wein gefälligst selbst saufen soll.

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