Wie I was a teenage Werewolf, der damals in einem Double-Feature mit Invasion of the Saucer Men lief, fand auch Teenage Frankenstein seinen Weg nicht alleine auf die Leinwand. Der zweite Film in diesem Bundle war Blood of Dracula von denselben Machern. Nicht zu verwechseln mit Andy Warhols Blood for Dracula (1974) oder Blood of Dracula’s Castle (1967). In Großbritannien bekam er den Titel Blood is my Heritage. Von einem Release im deutschen Sprachraum ist mir bisher nichts bekannt.
Alles beginnt damit, dass die junge Nancy fast einen Autounfall verursacht, weil sie ihrem Vater ins Lenkrad greift. Zusammen mit ihrer Stiefmutter, die er schon 6 Wochen nach dem Tod ihrer richtigen Mutter geheiratet hat, sind sie auf dem Weg Nancy nach Sherwood zu bringen, einer reinen Mädchenschule, was dieser sauer aufstößt. Dort angekommen wird sie am ersten Abend von einer Gruppe Schülerinnen unter der Führung von Myra überfallen, die ihren Koffer durchwühlen. Auch in den nächsten Tagen wird sie von ihnen geärgert, was darin endet, dass sie sich mit einer Säure in Chemie die Hand verätzt. Dies führt zu einer Unterhaltung mit Miss Branding, die sie mit einem alten Amulett aus den Kapparten hypnotisiert um sie den Schmerz vergessen zu lassen. Dabei verwandelt sie sie auch in einen blutdürstigen Vampir, den sie willenlos kontrollieren kann. Soweit, so durchschnittlich. Die Begründung, warum sie dies tut, besticht damit der größte Stuss zu sein, den ich je in einem Monsterfilm gehört habe. Miss Branding ist nämlich der Überzeugung, dass in jedem Menschen eine absolut böse Macht steckt, die sie herauslocken möchte, um den Wissenschaftlern zu beweisen, dass sie aufhören sollten an nuklearen Massenvernichtungswaffen zu arbeiten. Wer diese beiden Ideen logisch miteinander kombinieren kann, ohne dass man sich dabei den Arsch ablachen würde, kann das gerne in die Kommentare schreiben.
Der dritte Eintrag der AIP Monsterfilm-Reihe hat das Rad nicht wirklich neu erfunden. Wie schon bei Teenage Werewolf müsste man nur ein paar Zeilen Dialog aus der ersten Hälfte des Films entfernen und könnte das Ergebnis nicht mehr von einem Jugendfilm unterscheiden. Auch hier gibt es wieder eine kleine Tanz- und Gesangseinlage zu dem Song Puppy Love, als die Jungs sich in die Schule schleichen und mit den Mädchen feiern. Ebenso ist Halloween nicht weit entfernt. Am Ende der Party wird Nancy zum ersten Mal zum Vampir und tötet ungesehen eine Mitschülerin, wonach sich die Polizei einschaltet. Immer mal wieder wird zu den Herren auf ihrer Wache geschaltet, wie sie darüber diskutieren was es mit diesem und den folgenden Morden auf sich. Diese sind für die eigentliche Geschichte irrelevant, außer um später zu zeigen, dass die Hypnose von Miss Branding sogar Nancy durch einen Lügendetektortest helfen kann. Sonst ziehen sie den Film nur unnötig in die Länge. In Teenage Frankenstein gab man ihnen wenigstens noch die Ehre, am Ende das Monster töten zu dürfen. Hier passiert dies mehr aus Versehen durch Miss Branding. Das nervigste ist aber, dass wir so immer wieder von Nancy wegschalten. Vor allem ist die Zielgruppe des Films Teenager gewesen, die lieber Figuren sehen wollen, mit denen sie sich identifizieren können. Bei Teenage Werewolf war dies zwar auch so, dort aber durch den Umstand begründet, dass nach Tonys Verwandlung die Polizei zwar im Fokus stand, aber deren Szenen nicht losgelöst vom Geschehen um ihn waren. Es gab eine Verfolgungsjagd durch den Wald und man hat immer noch genug von Tony mitbekommen. Hier ist es einfach nur ablenkend und irritierend, da die Polizei keine wirkliche Funktion für den Plot hat. Außer dass einer von ihnen mal nebenbei den Namen Dracula dropt, weil er ja mal einen Zimmergenossen hatte, der aus den Kapparten kam. (#Clickbait) Wobei sich selbst der einfache Zuschauer fragt, ob die Idee des Vampirs 1957 so unbekannt war, dass man so verschachtelte und zufällige Verbindungen einbauen muss. Genauso unbedeutend ist auch der Konflikt mit Vater und Stiefmutter, der nach den ersten 8 Minuten nie wieder auftaucht.
Ein weiterer Schwachpunkt ist Sandra Harrison als Nancy Perkins. Man kann zwar erkennen, dass ihre Figur dahingehen designt wurde, einen größtmöglichen Appeal ans jugendliche Publikum zu erzeugen, aber anders als Michael Landon bei Tony, gelingt es ihr nicht diese mit genug Leben zu erfüllen. Hingegen scheint Gale Ganley als Myra, in einer Mischung aus kesser Anführerin einer Mädchengruppe und sinisteres Fangirl von Miss Branding und Jerry Blaine bereichert den Film mit seinem Gesang. Als Vampir ist Nancy nur dürftig zu sehen und ihr Make-Up erinnert stark an eine leicht abgewandelte Version von Tonys Werewolfmaske. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass der Film zusammen mit Teenage Frankenstein in nur vier Wochen abgedreht wurde.
Was jedoch am meisten stört ist, dass es bereits der dritte Eintrag dieser Riege ist, in dem es darum geht, wie ein Teenager von einer älteren Autoritätsperson zum Monster gemacht wird. Während es jedoch bei Frankenstein vom Grundstoff her sinnvoll war und Werewolf sowie der Nachfolger How to make a Monster andere Qualitäten vorweisen können, die darüber hinwegsehen lassen, wirkt es hier einfach nur noch repetitiv. Es ist fast so, als wollte man den Zuschauern eine „Traue keinem über 30“-Mentalität vermitteln.
Wie sein Double Feature Partner zieht sich auch Blood of Dracula unnötig in die Länge, trotz relativ geringer Laufzeit und schafft es weder eine spannende Geschichte zu erzählen, noch dem Mythos Vampir etwas Neues abzugewinnen. Auch gibt es kaum Material, über das man sich zumindest lustig machen könnte. Damit befindet er sich in einer Grauzone, irgendwo zwischen „Macht es einem nicht leicht, Interesse aufrecht zu halten“ und „Allenfalls als Hintergrundbeschallung tauglich“. Ein weiterer Grund, wieso er weitestgehend in Vergessenheit geraten ist, war das Erscheinen der ersten Adaption von Frankenstein und Dracula der Hammer Studios mit Peter Cushing und Christopher Lee, die jeweils ein halbes Jahr zuvor und danach in die Kinos kamen und die Hochzeit des Gothik-Horrors einläuteten, womit die Zeit der klassischen Monsterhorrorfilme endgültig zu Grabe getragen wurde.