Review

"Finding Forrester" sieht sich dem beständigen Kritikpunkt ausgesetzt, lediglich eine Variation von "Good Will Hunting" zu sein, da die Geschichte (Begabter junger Mann wird von älterem Könner unter die Fittiche genommen) gewisse Ähnlichkeiten aufweist und zudem noch vom selben Regisseur (Gus van Sant) stammt. Tatsächlich unterscheiden sich die Filme sowohl von der Anlage als auch von der Umsetzung her beträchtlich.
Es wäre jetzt müßig, jede Gemeinsamkeit und jeden Unterschied aufzuzählen, fest steht, daß man die Filme vergleichen kann, wenn man will. Für mich soll "Forrester" jedoch für sich selbst stehen.
Das Hauptproblem von "Forrester" ist gleichzeitig seine größte Stärke: die Vergabe der Hauptrolle an Sean Connery.
Egal in welcher Rolle er auftritt, Connery bringt stets eine gewisse Omnipräsenz mit, die sehr hilfreich ist, Zuschauer in die Kinos zu locken. Inzwischen in einem Alter angekommen, in dem die besten Rollen die des weisen Mentors sind, spielt er seine Fähigkeiten auch hier vollständig aus. Sein Forrester ist genauso grießgrämig, mürrisch, zurückgezogen, herzensgut und gleichzeitig weltfremd, wie wir es sehen wollen, was das Drama wiederum in die qualitätsmindernde Nähe eines Starvehikels lockt. So kann sein Gegenüber, der junge Jamal ihm auch nicht das Wasser reichen. Zwar mit außergewöhnlichen Begabungen gesegnet, bleibt diese wichtige Figur papierflach, nicht aus Böswilligkeit, sondern weil das nötige Interesse für ihr Schicksal durch Forresters Anwesenheit bis zur Unkenntlichkeit gemindert wird.
So wird denn auch kein Drama draus, sondern ein Coming-of-Age-Kurs mit einigen Hindernissen, deren Überwindung schon im Trailer präsentiert wird und die wir in "Dead Poets Society" schon besser hatten. Hier wird vieles erwähnt, aber wenig entschieden, sei es nun Rassenproblematik, Standesunterschiede oder die schwere Frage einer wichtigen Lebensentscheidung.
Das bringt die Gleichung, die der Film aufstellt, zu dem Schluß, daß hier Fernsehfilmniveau angelegt wird, wäre da nicht der sture, alte Schotte mit dem geschlechtsübergreifenden Charme.
Über Literatur wird hier nämlich zwar viel memoriert, doch zu hören bekommen wir sie fast ausschließlich nicht. Selbst am Ende, wenn Forrester Jamals Texte liest, versinkt der meisterliche Text des Begabten hinter einem Vorhang aus pompöser Musik, der die Dramatik der Szene zwar unterstützt, ihr aber gleichzeitig die Grundlage des Seins entzieht.
Trotzdem gerät das Ergebnis durchaus sehenswert, auch wenn der Gehalt verloren geht, ein Resultat der Verbraucherfreundlichkeit der Story, an die sich jeder problemlos dranhängen kann. Als kleine Strafe muß der Zuschauer aber auf Plakativität verzichten, denn Van Sant kehrt zu blaßen, ausgebleichten, fast biederen Bildern zurück, mit welchen er berühmt geworden ist. Der Einstieg ist somit schwer zugänglich, was dazu führt, daß der Zuschauer mehr erwartet, als er am Ende bekommen wird.
Fazit: Ein Film, der es schwer haben wird für Zuschauer, die es mit ihm schwer haben werden, denn jedes Qualitätsurteil ist irgendwie zutreffend. Unterhaltsam, aber nicht gehaltvoll. Problematisch, aber ohne Tiefe. Durchaus genießbar, aber ohne die nötige Unbedingtheit, die ihn zum Hit machen würde. Bei mir trotz Nährwertmangels 7/10.

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