Um das Fazit vorwegzunehmen: dies ist ein großartiger Film! Ein traurig-schönes Vabanquespiel der Emotionen, das einen mitleiden, gleichzeitig staunen, ungläubig mit dem Kopf schütteln, lachen, seufzen und zum Ende hin immer kleiner werden läßt. Hochkarätig besetzt mit Peter Ustinov (RIP) & Stewart Granger (RIP), fesselt die Handlung von der ersten bis zur letzten Minute. Doch lasst mich die Geschehnisse eben zusammenfassen. (Achtung: Spoiler ! )
Nach einem Disput mit dem Prince of Wales ist Beau Brummells soldatische Laufbahn beendet. Tief in seinem Stolz gekränkt, opponiert er fortan gegen den Thronfolger und verfasst Spottreden auf ihn. Um den unbequemen Freigeist zur Besinnung zu bringen, läßt ihn des Königs Sohn zu sich bestellen. Beiden wird gewahr, daß sie sich ineinander getäuscht haben. Brummell avanciert zum väterlichen Freund und Berater des Prinzen, hilft diesem, sich der Intrigen am Hofe zu erwehren und profitiert natürlich seinerseits von der ungewöhnlichen Freundschaft. Er steigt im Ansehen seiner Umwelt und geniesst als Günstling des Prinzen plötzlich den Ruf, kreditwürdig zu sein.
Doch Brummell ist ein Spieler. Um seine Ziele zu erreichen, nimmt er immer größere Risiken in Kauf. Stetig über seine Verhältnisse lebend, verliebt er sich in eine Frau, die bereits einem anderen versprochen ist. Involviert in die höfischen Intrigen, bemüht um die Gunst seiner Angebeteten und stets auf der Flucht vor seinen Gläubigern, setzt er seine neu erworbene Position zunehmend auf`s Spiel. Schließlich läßt ihn auch das Glück im Stich. Alles auf eine Karte setzend, gibt er dem Prinzen einen Rat in wichtiger Sache, dessen Vater (den König) betreffend, woraufhin dieser kräftig in`s Fettnäpfchen tritt. Brummell, der sich keiner Schuld bewußt ist, weist die Vorwürfe seines Freundes zurück. Einmal mehr ist es sein Stolz, der ihn zu Fall bringt. Unfähig, über seinen Schatten zu springen, seine Position maßlos überschätzend, überspannt er den Bogen und überwirft sich vollends mit dem Thronanwärter, welcher ihm - mindestens ebenso gekränkt wie Brummell - seine Gunst entzieht.
Es kommt, wie es kommen mußte: Brummell, hoch verschuldet, seiner privilegierten Stellung beraubt und nicht Willens, sich bei seinem Freunde zu entschuldigen, verläßt als gebrochener Mann, wenn auch erhobenen Hauptes, das Land. Sein treuer Diener begleitet ihn, doch die tragischen Ereignisse nehmen ihren Lauf. Sein Dasein in ärmlichen Verhältnissen fristend, erkrankt der einstige Lebemann Brummell an einer Lungenentzündung, an der er zu sterben droht. Eine Genesung, so der Arzt, wäre allenfalls durch einen Ortswechsel, resp. die Flucht aus Elend und nass-kaltem Klima möglich. Rettung verspricht ein größerer Geldbetrag, den man Brummell für dessen Lebenserinnerungen bietet. Doch als diesem bewußt wird, daß die von ihm zu Papier gebrachten Erinnerungen, die insbesondere seine Zeit bei Hofe umfassen, seinen ehemaligen Freund kompromittieren würden, wirft er diese, dem Prinzen im tiefsten Inneren noch immer in Freundschaft verbunden, in`s Feuer. Als der unterdessen zum König gekrönte Freund erfährt, wie es um Brummell steht, besucht er diesen. Ein tragisches Wiedersehen. Beide bereuen das Geschehene zutiefst, wenngleich sie die damaligen Ereignisse nicht ansprechen und Emotionen nur sehr zurückhaltend zeigen. Ein bewegender, kaum in Worte zu fassender Augenblick. (Zweifellos der Höhepunkt des Films.) Um Brummells ausgeprägten Stolz wissend, den näherrückenden Tod in dessen Augen erkennend, macht der König erst gar keine Anstalten, ihn zu einer Rückkehr zu überreden. Und so verabschiedet er sich, seine innere Trauer mit einem Scherz überspielend, von ihm. Beiden ist bewußt, daß es ein Abschied für immer ist.
Selten hat mich ein Film, insbesondere der Ausgang desselben, derart bewegt. Vor allem die leisen Momente werden mir unvergesslich bleiben. Spätestens, wenn Ustinov voller Stolz das Geschenk seines Freundes, die kleine Schnupftabak-Dose, hervorholt und sie mit einem Kinderlächeln im Gesicht "He's a jolly good fellow" spielen läßt, offenbart sich einem das Geheimnis dieses Films, das letztendlich jeder für sich selbst entdecken muß. Mir erzählte dieser Film etwas über mich selbst, über innere Zwänge und menschliche Schwächen, die uns alle miteinander beherrschen und nicht selten irrationale Dinge tun lassen. Sowenig Brummell über seinen Schatten springen konnte, der Freundschaft, oder doch wenigstens seiner eigenen Zukunft zuliebe, sowenig hätte ich es wahrscheinlich gekonnt. (Und so leicht wäre es wiederum einem andersartigen Naturell gefallen.) Die Frage, ob das jeweilige Verhalten der beiden Freunde bewunderns- oder bemitleidenswert ist, ob man es ihnen gar zum Vorwurf machen kann, oder einfach nur akzeptiert, dass sie ihrem Naturell entsprechend gehandelt haben, muß wohl ebenfalls ein jeder für sich selbst beantworten. Dabei hält uns dieser Film allerdings einen Spiegel vor, in den man geschaut haben sollte, bevor man (sich) eine Antwort gibt.
War Ustinovs Glanzleistung, lakonisch gesprochen, fast schon eine Selbstverständlichkeit, führte Granger hier endgültig den Beweis, dass er auf höchstem Niveau zu spielen in der Lage ist.
Alles in allem ein großartiges Stück Filmgeschichte!
10/10