Review

Der Letzte macht das Licht aus

„Weib, halte mich nicht zum Narren! Ich habe keine Zeit für Späße!“

Nach dem großen Erfolg von „Conan – Der Barbar“ ließ Roger Cormans Low-Budget-Produktionsschmiede nicht lange auf sich warten und produzierte einen Sword-&-Sorcery-Low-Fantasy-Film in der Discount-Variante. Das Drehbuch stammt von Jim Wynorski, an dem sich auch Regisseur Jack Hill („Foxy Brown“) beteiligte. Wynorski debütierte damit im Autorenfach und Jack Hill war mit dem von ihm in Mexico inszenierten Ergebnis nach Cormans Postproduktion derart unzufrieden, dass er nicht als Regisseur genannt werden wollte und der Branche nach diesem erfolglosen Comeback-Versuch den Rücken kehrte. Sei’s drum.

„Was hat er dort? Das sieht ja lustig aus.“ – „Am Hals?“ – „Nein, zwischen den Beinen!“

Fiesling und Zauberer Traigon (Roberto Ballesteros) will sein Erstgeborenes dem dunklen Gott Caligara opfern, wovon er sich eine Festigung seiner Macht erhofft. Die Mutter der Zwillinge Mira und Mara (die Playmates Leigh und Lynette Harris) hält davon jedoch gar nichts, verrät Traigon nicht einmal, wer von beiden das Erstgeborene ist, und überlässt sie dem Zauberer Krona (Martin LaSalle, „Alucarda – Tochter der Finsternis“), der sie vor Traigon beschützt und sie bei einer Bauerfamilie versteckt. Diese erzieht die beiden als Jungen zu tapferen Kriegern. Doch nach 20 Jahren kehrt Traigon zurück und will endlich seinen Plan in die Tat umsetzen. Die Zwillinge aber sind zu zwei ebenso wehrhaften wie stattlichen jungen Frauen herangewachsen und haben Freunde, mit denen zusammen sie sich zur Wehr setzen…

Töten und verlöten

Auch wenn Conan-Fans das nicht gerne hören: Verfilmte Low-Fantasy ist per Definition Trash – wer sich dies als Filmemacher bewusst macht, bringt gute Voraussetzungen mit, das Barbaren-Pathos Conans abzulegen und einen bekloppten, unterhaltsamen Film zu schnitzen. Traigon meuchelt sich direkt zu Beginn durch die mittelalterliche Szenerie und bekommt es zu seiner Verwirrung mit Zwillingen zu tun. Das Blöde für ihn: Versehentlich das Zweitgeborene zu opfern, hätte verheerende Folgen. Zu allem Überfluss tritt sein alter Lehrmeister Krona auf den Plan und macht Traigons Männer kalt. Und während die Mutter der Kinder schon im Sterben liegt, erledigt sie den Rest und bringt Traigon zur Strecke. Er hat’s einfach nicht drauf.

„Bei Teutates!“

Nach dem 20-jährigen Zeitsprung bringt der Film Schauwerte anderer Art ein, indem er die Zwillies beim Nacktbaden im See zeigt und auch im weiteren Verlauf immer einmal wieder dramaturgisch zwingend notwendige (*hüstel*) Oben-ohne-Szenen integriert. M & M (schmelzen im Mund, nicht in der Hand) bekommen es zunächst mit einem notgeilen Satyr zu tun, den sie beim Spannen erwischen und kurzerhand umhauen. Ihre Pflegefamilie jedoch muss dran glauben, als Traigons Mörder angreifen. Die Zwillinge hingegen erweisen sich äußerst wehrhaft und machen die Angreifer daraufhin platt. Ein Wikinger schaut zusammen mit dem Satyr vorbei und erweist sich als freundlicher Mitmensch. Später wird sich ihnen noch Erlick, ein blondgelockter Barbar, anschließen.

„Zwei, die wie einer sind“ (das Wort Zwillinge war damals noch unbekannt)

Natürlich werden die üblichen Genreversatzstücke abgehakt, seien es Prügeleien, seien es Schwertkämpfe, unterlegt mit James Horners heroischer bis pompöser Musik (die aus „Sador – Herrscher im Weltraum“ gemopst wurde). Eine köstliche Wendung ist der Umstand, dass die Mira und Mara gar nicht wissen, dass sie keine Jungen sind. Auf einen Menschen im Affenkostüm folgt plötzlich eine ganze Schar, die mit Lachgasbomben um sich wirft. Auch nicht schlecht: Mara vögelt mit Erlick, ihre Schwester spürt derweil die Erregung und räkelt sich wollüstig auf dem Fußboden. Gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse: Zombies, eine mit Laserstrahlen Explosionen verursachende Gottheit als Hackfresse am Sternenhimmel und ein fliegender Löwe – das hat auch was von der Augsburger Puppenkiste.

„Mir ist überhaupt nicht an deinem Weltreich gelegen. Ich bin eine Frau. Ich habe ganz andere Sehnsüchte...“ (Man kann es ihnen einfach nicht rechtmachen.)

Im Original heißt der Film schlicht „Sorceress“, wenngleich gar keine Zauberin vorkommt – dafür aber so einige leicht beschürzte oder gleich barbusige Mädels. Zu Softporno-ähnlichem Mumpitz verkommt „Mächte des Lichts“ jedoch nicht. Der mit einem Laienensemble gedrehte und in satten Farben präsentierte Film bietet dennoch viel fürs Auge, kackt bei den Spezialeffekten jedoch ziemlich ab (was einer der Streitpunkte zwischen Hill und Corman gewesen sein soll) und bietet eine wirre und inkonsistente, dafür aber straffe, in knapp 80 Minuten auserzählte Handlung.

Wenn schon Barbaren-Trash, dann bitte so!

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