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Ich lebe ja für diese Randnotizen der Filmgeschichte, vor allem wenn sie etwas von der versprochenen Wildheit einhalten oder zumindest grandios darin scheitern. Da ich jedoch nicht mehr alles archivieren muß, ist es ganz praktisch, wenn es solche Filme auch auf Prime Video gibt, denn bei einer Besetzung mit Barbara Bach, Christopher Lee und Donald Pleasence, da lecke ich mir schon die Finger. Und so hätte ich früher gutes Geld investiert, um so eine Scheiblette nach einer Sichtung im Karton verstauben zu lassen, denn woanders ist für solche Filme schon lange kein Platz mehr.
Dennoch ist es toll, auch einen Film wie Jaguar lebt entdecken zu dürfen, war es mir doch leider nicht vergönnt, die goldene Ära der Bahnhofskinos miterleben zu dürfen, wo so ein Streifen perfekt reingepasst hätte. So sei also auch den ambitionierten physischen Publishern gedankt, ohne deren Zutun es nicht möglich wäre, aus einer vielfältigen Auswahl seine persönlichen Guilty Pleasures zu finden.

Alles dreht sich um den, so kündet das Plakat, Karate-Weltmeister Joe Lewis, der zuvor wohl auch schon an den Stunts von Das Geheimnis des blinden Meisters gewerkelt hat. Ende der 70er wollte jeder Bruce Lee sein und tatsächlich standen die Chancen gut, mit etwas Expertise auch Investoren zu finden, die so ein Vehikel nach bestimmten Mustern finanzierten.
Jaguar lebt sticht durch seine Starpower heraus, jedoch wird die marginale Rahmenhandlung der träge bis ganz nett inszenierten Actionszenen auch noch durch regelmässige und durch Textinserts bewiesene Locationwechsel um die ganze Welt zerfasert. Perfekt also, um durch den Sackbahnhof lustwandelnd zwischen Fluppe und Käsestulle noch die eine oder andere Episode auf sich wirken zu lassen, bevor man den nächsten Bummelzug nach Pusemuckel erwischt.

Im Grunde tut Jaguar, was ein Karatemann mit bösen Schergen nur machen kann. Gelegentlich zu entspannten Leibesübungen bei seinem Meister einkehrend, geht es ihm zumeist darum, unter Beweis zu stellen, daß der Jaguar lebt. Oder so. Das gelingt ihm besser, wenn er kleine Kinder mit seinen Fähigkeiten zu beeindrucken sucht oder er nebst Handkantengefuchtel zu traditionelleren Waffen als Ölfässern und dergleichen greifen kann, denn da merkt man den Unterschied zu den von selbstaufopferungsvollen Stuntleuten und zackigerer Mise en Scène beseelten Hong Kong Reissern doch deutlich.

Latenter Flair von Bondbösewicht kommt zum Beispiel auf, wenn Christopher Lee zum Schubladenroulette bittet, welches beim Griff ins Ungewisse Tarantel oder Rosenblatt in Aussicht stellt.
Speziell im Endfight fällt zudem auf, wie die fahrstuhlgeeignete Musik ausgeblendet wird, um den Kontrahenten einen bemüht markigen Spruch von den Lippen gehen zu lassen.

Während auf dem Papier die überaus edel besetzte Synchronisation die Kirsche auf der Sahnetorte sein müsste, können Thomas Danneberg als Jaguar und weitere Legenden wie Norbert Langer, Arnold Marquis, Heinz Petruo, Klaus Miedel oder Helmut Krauss mit ihrer gezeigten Seriösität leider nicht ausreichend punkten. Die gute alte Schnoddersynchro hätte Jaguar lebt wahrscheinlich deutlich mehr erblühen lassen.
Und so bleibt Jaguar lebt eben diese Randnotiz, die wirklich nur für Liebhaber interessant ist, die sicher nicht weh tut und als weitere Hülse für verschwenderischen Zeitvertreib fungieren kann, die aber wenig echte Aufregung erzeugt. Sonst hätte man von Joe Lewis vermutlich auch mehr gehört, als gelegentliche Auftritte in Film und Fernsehen, deren Bedeutung jetzt nicht so groß sein dürfte.
Da mich das Filmplakat schon so an Die Brut des Bösen erinnert, komme ich nicht umhin, diese bei Goldgräbern des besonderen Films so beliebte Produktion um Schlagersänger Christian Anders zu erwähnen, welcher zu ähnlicher Zeit in ähnlich aufstrebender Position zum Martial Arts Star nicht nur eine überraschend andere Seite zeigen, sondern auch einfach das kuriosere, wildere Werk bieten konnte.

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