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Arthur Bach (Dudley Moore), hat seinen Butler Hobson (Sir John Gielgud), einen Rolls-Royce samt Fahrer namens Bitterman (Ted Ross) und hat ganz nebenbei auch noch ein Erbe von 750 Millionen US-Dollar zu erwarten. Eigentlich genug um die elementarsten menschlichen Sorgen hinter sich lassen zu können, trotzdem ist Arthur alles andere als glücklich. Ständig betrunken zieht er durch die Stadt und verprasst Geld ohne Ende bis ihn sein Vater eines Tages vor vollendete Tatsachen stellt.
Entweder Arthur heiratet Susan (Jill Eikenberry) oder der Geldhahn wird für immer zugedreht. Ein Angebot, dass man nicht ablehnen kann sozusagen! Arthur willigt ein, lernt aber kurz darauf die Ladendiebin Linda (Liza Minnelli) kennen und verliebt sich in sie.

Wofür entscheidet sich Arthur am Ende, für das große Geld oder die Liebe?

Genau diese Frage beschäftigte schon unzählige Philosophen und Filmemacher, daher ist es nicht unbedingt verwunderlich sie in Form von Steve Gordons Film „Arthur“ erneut vorgesetzt zu bekommen. Da der Film als Komödie konzipiert wurde und auch so funktioniert, bleibt man als Zuschauer von einer tiefergehenden moralischen Abhandlung des Themas aber verschont. „Arthur“ will nichts weiter als unterhalten und tut genau dies nunmehr 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung mit gewissen Einschränkungen noch immer ganz ordentlich. Die Hauptgründe dafür liegen in den vielen pointierten Dialogen, gut gewählten und aufspielenden Darstellern und einer für heutige Verhältnisse angenehm unspektakulären Inszenierung.

Für zwei dieser Ingredienzien zeichnete sich Steve Gordon verantwortlich. Einerseits als Drehbuchautor, andererseits als Regisseur. Autor Gordon hat zwar eine insgesamt wenig innovative Story ersonnen, diese aber mit einer Menge an sympathischen Charakteren, gelungenen Dialogen, bodenständigem Witz und einer Prise menschlicher Wärme gewürzt.

Die Hauptfigur des Arthur wirkt hier besonders gut ausbalanciert. Gibt er doch nahezu während der kompletten ersten Filmhälfte das total besoffene, immer dumme Witze reißende Kind im Manne, dass zudem noch die moderne Zeit verschlafen zu haben scheint, was man an der damals schon vier Jahre alten „Saturday Night Fever“-Gedenkgarderobe samt noch älterem Haarschnitt und dem natürlich noch viel älteren, protzigen Rolls-Royce sieht, mit dem sich Arthur durch die Stadt karren lässt. Wie kann eine solche Figur auf einen für den Zuschauer nachvollziehbaren Weg der Läuterung gebracht werden?

Natürlich durch einen Schicksalsschlag, wie in den meisten derartigen Filmen. Leider geht dies oftmals mit einem totalen Stilbruch einher, der auf die dargestellten Extreme zurückzuführen ist. Anfangs total abgedrehter Charakter füllt 45 – 60 Minuten Spielzeit mit (derben) Späßen, erlebt dann einen ca. 5-minütigen Schicksalsschlag um sich danach schlagartig vom Saulus zum Paulus zu wandeln und geläutert in den Sonnenuntergang oder auch das Happy-End zu stolpern. Nein, „Arthur“ geht hier etwas subtiler vor! Der Schicksalsschlag ist in Form der Erkrankung und des daraus resultierenden Todes von Hobson vorhanden, Arthur wird aber deshalb nicht schlagartig ein anderer Mensch. Vielmehr zeigt sich die Hauptfigur mit der Zeit als nicht ganz hoffnungsloser Charakter, der durchaus gute Ansätze erkennen lässt, aber auch das Potenzial hat jederzeit wieder in seinen alten Lebensstil zurückzufallen.

Dargestellt wird unsere Hauptfigur von Dudley Moore, der die Rolle des ständig betrunkenen seit seinem Auftritt in „die Traumfrau“ perfektioniert hat und neben seinem komischen Talent auch über das schauspielerische verfügt um hier zu überzeugen.

Auch wenn Arthur dem Film seinen Titel gab und daher nominell die zentrale Figur der Handlung darstellt ist der Star jedoch sein Butler Hobson. Dieser wird von Sir John Gielgud dargestellt, der für diese Rolle seinerzeit den Oscar als bester Nebendarsteller erhielt.

Was Gielgud aus seiner Rolle macht ist wirklich aller Ehren wert. Neben der tadellosen Darstellung des zu erwartenden britischen Klischee-Butlers , der natürlich in seiner ganzen distinguierten Zurückhaltung und Steifheit als krasser Gegenpol zu seinem Herrn angelegt ist, gelingt es Gielgud darüber hinaus problemlos den Menschen im Butler und Ersatzvater für Arthur zu vermitteln. Bekommt man dann vom Drehbuch auch noch staubtrockene, aber herrlich bissige und witzige Dialoge spendiert wie hier, dann steigen selbst schauspielerische Könner wie Gielgud in die Niederungen der leichten Unterhaltung hinab. Seine Belohnung war der Oscar, unsere eine unvergessliche Rolle in einem fast vergessenen Film.

Der dritte Star im Cast ist Liza Minnelli, die die Linda spielt. Minnelli, der der Ruf einer Diva vorauseilt, in der Rolle einer grauen Maus zu sehen überrascht etwas, aber auch sie spielt ihre Rolle glaubhaft. Im Gegensatz zu Moore oder Gielgud sind die Anforderungen an sie aber deutlich niedriger. Sie hat einfach den bodenständigeren Gegenpart zu Arthur und seiner Welt zu verkörpern, was sie gut rüberbringt.

Die Klasse die Steve Gordon hier als Drehbuchautor bewies konnte er als Regisseur leider nicht ganz erreichen. Neben einigen abrupt wirkenden Szenenwechseln fällt auf, dass es etwas am Gefühl für die Länge bestimmter Szenen fehlte. Dies trifft vor allem auf diejenigen zu, in denen Arthur beschwipst durch die Gegend zieht und seine Witze reißt. Einige davon wirken einfach zu lang, führen zu nichts und erwecken den Eindruck nur im Film zu sein um auf die etwa 90-minütige Spielzeit zu kommen. Trotz dieser kleinen Mängel liefert Gordon aber eine solide, wenn auch nicht überragende Regieleistung ab.

An dieser Stelle muss noch erwähnt werden, dass „Arthur“ auch einen zweiten Oscar einheimsen konnte, nämlich den für den Song „Arthurs Theme“, gesungen von Christopher Cross.

Fazit: „Arthur – Kein Kind von Traurigkeit“ ist eine Komödie, die sich über die Jahre erstaunlich gut gehalten hat und noch immer gute Unterhaltung mit teilweise hervorragenden schauspielerischen Leistungen bietet. Sehenswert!

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