Aus Spanien kommt mit "Tesis" ein recht spannender Thriller um einen perversen Serienkiller, der seine bestialischen Morde stets auf Video aufzeichnet. Eine junge Studentin beschäftigt sich mit dem Fall und erste Spuren führen in die filmwissenschaftliche Fakultät der hiesigen Universität. Angewidert und fasziniert zugleich dringt sie immer weiter in eine für den normalen Menschenverstand kaum fassbare kranke Welt ein...
Regisseur Alejandro Amenábar verzichtet in seinem sicher nicht außergewöhnlich hoch budgetierten Film weitgehend auf plakative Effekte, schürt im Gegenzug aber mittels einer ordentlichen Story geschickt die Spannung. Inbesondere zum Ende hin kommt in den düsteren Katakomben der Universität und dem Unterschlupf des Killers eine ziemlich dichte Atmosphäre auf, die zudem durch den recht realistischen Gesamt-Eindruck zusätzlich verstärkt wird. Gore gibt es praktisch nicht, da vieles offscreen geschieht - und "Tesis" eben durch dieses Faktum weiter eine geheimnisvolle aber dennoch bedrohlich nahe Aura aufrecht erhält.
In der Tat ist das ewige Thema "Snuff, Mythos oder Relaität" doch immer wieder faszinierend und wie schon bei "8MM" Garant für Spannung bis zum Ende. Letzteres fällt dann leider doch etwas konventionell aus und generell wird auch nicht die psychologische Tiefe des Schumacher-Filmes erreicht. Ein Nicolas Cage spielt schlicht noch in einer anderen Liga als die zweifelsohne engagierte aber irgendwie nie wirklich 100% sympathische Ana Torrent.
Dennoch: Zusammen mit den guten, von aufgetakelten Klischeeansammlungen verschohnt gebliebenen Darstellerleistungen sei "Tesis" jedem Freund des im subtilen Sinne härteren Thrillers empfohlen. Folter- und Gorefreunde hingegen werden wenig Freunde haben. Hätten hier umfangreichere Mittel - zB für eine Edeloptik a la "8MM" - zur Verfügung gestanden, "Tesis" hätte zu den ganz Großen des Genres zählen können.