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Die deutsche Touristin Katja wird beim Blick durch ein Fernrohr zufällig Zeugin eines Mordes, was ihr zunächst niemand glauben will. Erst als die Frauenleiche gefunden wird, forscht auch die Polizei nach und verwickelt Katja sowie ihren Liebhaber Alberto in den Fall. Der gerät aufgrund einiger Spuren, die der Rasiermesserkiller in Schwarz auch bei weiteren Morden hinterlässt, schließlich selbst unter Verdacht und so entwickeln sich drei Gruppen, die alle mehr oder minder clever dem Täter auf der Spur sind: Zum einen die Polizei mit ihrer merkwürdigen Idee, Zeugen und Verdächtige als Köder umherlaufen zu lassen, dann die attraktive Reporterin Lydia, die ihre große Schlagzeile bei einer Aufklärung wittert und schließlich das Pärchen im Vordergrund, wobei deren Beweggründe etwas im Dunkeln bleiben. Die Story ist konventionell, doch nie langweilig erzählt, auffällig sind die (wenigen) Mordszenen, unscharfe Close-Ups der Opfer lassen die Kehlenschnitte rauh wirken, untermalt von einem atmosphärischen Piano. Das funktioniert ganz gut, das gefühlte Tempo über lange Zeit ist dagegen eher gemächlich und zieht erst sehr spät an, die Anflüge von Spannung sind zunächst rar gesät. Die Geschichte ist nämlich für einen Giallo nicht besonders trickreich, im Grunde wird bloß ein Dirnenmörder gesucht, wobei sich für den Zuschauer der Täter fast aufzudrängen scheint (Verräter ist mal wieder die Aufteilung der Screentimes der Protagonisten). Zumindest sinnvoller als unser neugieriges Pärchen stellt sich Lydia an, richtig ausgebufft ist der Plot deshalb noch lange nicht. Erst im Finale spielt dieser Italokrimi seine technische Klasse konsequent aus, eine fotografisch und rhythmisch gelungene Sequenz, wenn nur Taschenlampen die nächtlichen Sets spärlich ausleuchten und die extremen Nahaufnahmen verschwommen einen unmittelbaren Dokutouch vermitteln. Gut, das ist deswegen noch kein Blairwitch-Giallo, doch ein Stilmittel, das sich im späteren Thrillergenre der 90er Jahre noch häufig wiederholen sollte. Tatsächlich rollt, wie der deutsche Reißertitel verspricht, natürlich nicht ein Kopf, wäre auch schade um die sympathischen Darsteller, darunter Robert Hoffmann ("Neues Vom Hexer") und Susan Scott ("Emanuelle Und Die Letzten Kannibalen") in den Hauptrollen sowie George Martin ("Die Teuflischen Der Insel") als Inspector. Der Trailer wirkt schnittiger ("Ein böser Film", haha) als es dann wirklich ist, wie üblich für das Genre verzichtet auch Regisseur Maurizio Pradeaux nicht auf die für die 70er typischen Nacktszenen, die absolut irrelevant für die Handlung sind, gleiches gilt für die pro forma eingestreuten künstlerischen Anwandlungen unser Protagonisten, wie Leichen drapierte oder bandagierte Puppen sind leider nur eine bizarre Randerscheinung und so bleibt dieser Streifen inhaltlich Durchschnitt.

Fazit: Zwar ohne große Ideen, doch handwerklich ganz beachtlich, dieser frühe Giallo. 6/10 Punkten

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