Review

Schultze wird pensioniert. Traurig, trist, öde - so war sein Alltag schon vorher, doch wenigstens die Arbeit lenkte ihn etwas ab. Nun herrscht diese Einöde den ganzen Tag vor. Michael Schorr zeigt entnervend lange und detailreich in fast klassischer Stummfilmmanier eine Szenerie, die erschreckend und beängstigend real erscheint. Ist das die Welt, die bodenständige Senioren zu erwarten haben?

Einmal ausversehen am Knopf des Radios gedreht, und schon ertönt Musik, die Schultze bislang verborgen blieb: Blues, aus Amerika, Louisianna - einen Teil der Erde, den Schultze bislang nicht kannte. Diese Musiktakte spornen ihn dazu an, seine bisherigen Polkas auf dem Schifferklavier doch einmal etwas abzuwandeln. Doch auf dem Musikfest des Vereins kommt das nicht sonderlich gut an.

Also muß er etwas ändern, raus aus dem Alltag, hinein in die Welt des Blues - und fährt in die USA trotz äußerst mangelhafter Englischkenntnisse.

Es stimmt traurig zu sehen, wie Schultze verzweifelt gegen sein Inneres ankämpft, seinem Schicksal zu entrinnen versucht und letztlich doch nicht aus seiner Haut ausbrechen kann. Interessant, wie dieser Film fast im Dokumentarstil diese Thematik anpackt und ordentlich umsetzt.

Doch warum muß alles so entsetzlich langatmig sein? Warum so völlig witzlos, wieso nicht zwischendurch auflockernde Szenen mit Humor, die uns über diesen tristen Schultze-Alltag auch mal lächeln lassen? Wieso will uns Michael Schorr mit Gewalt zum Einschlafen bewegen?

Für Liebhaber des deutschen Kinos akzeptabel, für einen unterhaltsamen Filmabend ungeeignet.

(4/10)

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