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Fahrenheit 451 darf getrost als Klassiker des Science-Fiction Filmes betrachtet werden. Mag der Film auch technisch überholt sein, der gesellschaftskritische Beitrag ist immer noch aktuell.

In einer nicht allzu fernen Zukunft ist lesen strengstens verboten, Bücher werden verbrannt. Die Feuerwehr löscht keine Brände, sie organisiert die Bücherverbrennung. Der Feuerwehrmann Montag lernt eines Tages eine Frau kennen die sein Interesse für Bücher weckt. Heimlich beginnt er nachts zu lesen und erkennt die Vorteile die Bücher bieten. Die Gesellschaft hingegen wird mit Drogen vollgepumpt und vom stumpfsinnigen Fernsehen beherrscht. Diese Welt wird Montag zunehmend fremd. Als ihn seine Frau auch noch bei der Feuerwehr denunziert, bleibt nur noch Flucht….


Fahrenheit 451, also die Temperatur bei der Bücher zu brennen anfangen, entführt uns einmal mehr in eine düstere, totalitäre Zukunft. Der Film ist einerseits Spiegel seiner Zeit, aber auch geschichtliche Parabel. Die Menschen der Zukunft werden vom Staat gelenkt, Selbstständigkeit und Individualität werden unterdrückt. Bücher, die helfen könnten individuelle Interessen und eigenes Denken aufzubauen, sind daher verboten. Stattdessen werden die Bürger mit Drogen gefügig gemacht, mit Unterhaltungsspielen und tristen Fernsehsendungen vom eigenständigen denken abgehalten.
Die Parallelen zu George Orwell und seiner Zukunftsvision ist dabei nicht von der Hand zu weisen. Fahrenheit 451 funktioniert als Parabel auf das NS-Regime, welches mit seiner Propagandamaschinerie das Volk beherrschte und individuelle Strömungen eliminierte. Gleichermaßen funktioniert der Film auch auf den 1966 herrschenden Kalten Krieg und den Kampf gegen den Kommunismus. Wie im Film versuchte auch das Stalinistische System die Gleichschaltung seiner Bürger durchzusetzen.
Zudem spielt auch die Überfluß- und Konsumgesellschaft in der wir leben eine wichtige Rolle in Fahrenheit 451. Mehr und mehr abhängig vom Fernsehbild konsumieren wir nur noch Informationen und hinterfragen nicht hinreichend, im Gegenteil wir vergessen durch die einströmende Informationsflut viel zu schnell. Inhaltlich ist der Stoff auch nach 40 Jahren durchaus interessant und regt zum nach nachdenken.

Die technische Umsetzung wirkt nach heutigen Maßstäben jedoch leicht überholt. Bestes Beispiel dafür ist das Feuerwehrfahrzeug mit dem die Brandleger jedes Mal ausrücken, ein leichtes schmunzeln konnte ich mir nicht verkneifen. Größter Schwachpunkt sind aber die teilweise nur mittelmäßigen darstellerischen Leistungen, hier wäre durchaus mehr machbar gewesen. Truffauts Inszenierung ist dafür durchweg stimmig, gerade wegen der Groteske und lässt kaum Wünsche offen.


Fahrenheit 451 gehört ohne Frage zu den besten Sci-Fi Filmen der 60´er: intelligente Unterhaltung die zum nachdenken anregt. Technisch etwas in die Jahre gekommen und aus heutiger Sicht unspektakulär inszeniert, aber dennoch eindringlich. Lediglich das hölzerne agieren der Darsteller stößt sauer auf.
Trotzdem ein Klassiker der für Freunde von intelligent gemachter Unterhaltung, die sich auch vom Zahn der Zeit nicht abschrecken lassen, uneingeschränkt zu empfehlen ist.

8/10 Punkte

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