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Scorpion (Timothy Brent = Giancarlo Prete) saust mit seiner aufgemotzten Karre im Jahr 2019 durch ein postapokalyptisches Wi-Wa-Wunderland, dem Humor & Ironie fremd ist. Alles deutet darauf hin, dass er der Held des Stücks sein muss. Die Kühlerhaube seiner Karre ziert eine Art Kristallschädel, als Dach hat er eine grün leuchtende Kuppel, die einiges kann, z. B. grün leuchten. Das ist sehr hilfreich, wenn er mit einer Hübschen im Auto sitzt, dann verwandeln sich nämlich beide in coole Two-Faces, die eine Gesichtshälfte grellgrün, die andere normal. Alma (Anna "Miss Vulkan & Miss Italien 1977" Kanakis) wird darob ganz wuschig & hüpft mit ihm gleich ins transparente Zelt. Unser Held wird eingeführt, wie er mit sieben Schüssen sieben Schurken wegpustet & mit dem achten Schuss einen schwerverletzten Mann erlöst.

One (George Eastman) hingegen muss der Antagonist des Stücks sein. Er zerreißt mit bloßen Händen eine ca. 10 cm dicke Bibel & will alles noch verbliebene Leben auf Erden auslöschen. Und so schickt er seine Leute, die Templer (u. a. Ennio Girolami & Massimo Vanni), aus, um sinnlos zu morden & zu brandschatzen. Ihre Schlitten sind bestens ausgestattet, mit Raketenwerfern, Flammenwerfern (für den kleinen Grillspaß zwischendurch), Speeren oder dem praktischen, ausklappbaren Propeller, der zum Genickbrechen bzw. Kopfabschlagen taugt, allerdings nur, wenn das Opfer mitspielt & sich brav hinkniet. Scorpion war früher auch einmal ein Templer, ist aber ausgestiegen & hat sein Leben umgekrempelt, was One ihm nie verziehen hat.

Um Scorpions Wagen kümmert sich ein genialer Mechaniker-Knirps, der nebenbei auch ein Meister mit seiner Stahlkugel-Schleuder ist. Der kleine Kerl... Mein Gott, dieses Gesicht! Das ist ja der Frezza, eben noch in zwei Häusern (das an der Friedhofmauer & das mit dem dunklen Keller) & schon auf der großen dystopischen Showbühne; der Junge kommt echt rum. Auch Nadir (Fred Williamson) kommt rum. Entweder stalkt der Mann mit dem High-Tech-Bogen (mit Zielfernrohr) & den explosiven Pfeilen den guten Scorpion, oder er riecht, wenn ihm Gefahr droht, hilft er ihm doch einige Male aus der Patsche. Venantino Venantini hat als Moses eine kleine "sichere" Bastion aufgebaut, wo auch Zora Kerova Unterschlupf gefunden hat. Und zu allem malträtiert Claudio Simonetti ausgiebig seinen Synthesizer.

Die Action rockt, Enzo G. Castellaris Stil ist unverkennbar. Sein Markenzeichen: Exzessiver Einsatz von Zeitlupe in Kombination mit Stunts. Dazu hagelt es Explosionen, kleine wie große. Und wenn Nadirs explosive Pfeile ihr Ziel finden, dann bleibt kaum ein Kopf auf der Schulter. Überhaupt zelebriert Metropolis 2000 die Zerstörung von Dummies; ganz phänomenal, wie hier die Puppen "gekillt" werden. Die Karren scheinen, den Geräuschen nach zu urteilen, elektrisch zu laufen. In Scorpions Gefährt leuchten auch ganz viele Knöpfe & wie es sich für einen Gentleman gehört, hat er einen automatischen Türöffner. Den hat sicher der Frezza eingebaut, welcher die Karre für den großen Showdown auch noch mit einem Bohrer aufrüstet. Und Scorpion rüstet er ebenfalls auf, Für-eine-Handvoll-Dollar-style.

Eine Szene muss noch thematisiert werden. Da gerät der arme Scorpion in die Fänge der Templer & wird von One bestraft. Der böse Schurke macht aus seinem hilflosen Gefangenen ein Bückstück, legt mit einem geschickten Schwerthieb den Popo frei & beginnt sein Opfer zu penetrieren. Diese Sequenz ist sensationell gefilmt, geschnitten & gescort, da hatte Castellari vermutlich Hitchcocks Duschmord vor Augen, psychedelisch aufgehübscht. Pure Movie-Magic! Ganz so magisch hat Scorpion die Sache offenbar nicht empfunden, denn jetzt ist er auf Rache aus. Ganz nach dem biblischen Motto "Auge um Auge - Arsch um Arsch" sorgt er mit Frezzas eingebauten Bohrer für eine sehr befriedigende Form der Gerechtigkeit. Ein denkwürdiges Ende für ein denkwürdiges Dystopie-Spektakel.

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