Man sollte schon die Comics von Bilal kennen, um diesen Film richtig einordnen zu können. Für mich leben die Comics von ihrer optischen Kraft (Bilal ist ein phantastischer Zeichner) und surrealen Situationen. Eine klare Handlung wie bei amerikanischen Comics findet man nicht, sondern kann sich an einem Filz aus kurzen Handlungssträngen erfreuen. Und so ist auch "Immortals" geworden.
Der altägyptische Gott Horus kommt auf die Erde, um die sich langsam in eine menschliche Frau verwandelnde Außerirdische Jill zu schwängern und zum Wohle der Welt ein neues Geschlecht von Halbgöttern zu gründen. Dazu bedient er sich des strafeingefrorenen und durch einen Unfall wieder aufgetauten Revolutzers Alexander Nikopol, der seinen eigenen Kampf gegen übermachtige Konzerne und allgegenwärtige Korruption kämpft.
Schon diese kurze Vorstellung zeigt, dass es sich nicht um einen Plot wie "Spiderman" handelt. Es gibt viele Szenen und Nebenhandlungen, die überhaupt nichts zur Story beitragen, aber entweder einfach nur interessant oder optisch schön sind.
Die Nebenhandlungen mit der Polizei und Senator Goodman sind leicht belanglos, dafür ist der Beschützer von Jill mit seiner nicht klaren Rolle gut dazu geeignet, sich auch nach dem Konsum des Films noch Gedanken zu machen. Und die Dreiecksbeziehung Horus-Jill-Nikopol ist absolute Spitze.
Es bekommt "Immortals" sehr gut, dass Bilal sich selbst um die Verfilmung seines graphischen Werkes bemüht hat. Wobei ich denjenigen zustimmen kann, die sich über die computeranimierten Charaktere aufregen. Es hätten ruhig mehr reale Schauspieler mitspielen können (bei den Göttern finde ich die Animation absolut ok, aber künstliche Menschen kann man besser darstellen).
Tricktechnisch ist der Film (bis auf die Intrusion im Central Park) ansprechend. Die typische Bilal-Umwelt ist sehr schön umgesetzt. Alles ist brüchig und abgerantzt, selbst wenn es sich um hochmoderne, fliegende Autos handelt.
Beachtlich sind auch die Schauspieler. Rampling geht so. Dafür ist Linda Hardy absolut überzeugend (und besser als ihre gezeichnete Vorlage). Und auch Kretschmann spielt sehr ordentlich (zumindest ist er so, wie ich mir einen Darsteller von Nikoplo vorgestellt hätte).
Für mich ist "Immortals" ein Beleg dafür, dass es Filmen gut tut, sich nicht nur der amerikanischen Norm zu unterwerfen. Auch wenn dafür tricktechnisch Abstriche hingenommen werden müssen. Lieber eine gute, stimmungsvolle Story als ein Trickgewitter a la Van Helsing.
Wem ist der Film zu empfehlen? Klar, allen Bilal-Fans (wobei die sicher in vielen Fällen skeptisch sein werden - was sie aber nicht müssen). Und den Freunden des europäischen SF. Abzuraten ist der Konsum denen, die auf tricktechnisch hochgemotzten Mainstream stehen. Für mich ein schönes Stück Unterhaltung mit 8 von 10 Punkten.