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New York, Ende des 21. Jahrhunderts: Eine fliegende Pyramide ist über der Stadt aufgetaucht, in deren Innerem die komplette Riege der altägyptischen Götter versammelt ist. Der zum Tode verurteilte Himmelsgott Horus erhält eine Woche Aufschub, um in New York nach einer besonderen Frau Ausschau zu halten, die in der Lage ist, seine Kinder auszutragen. Dazu befreit er den ehemaligen Terroristen Nikopol aus seinem Tiefkühl-Gefängnis, um sich in dessen Körper zu transferieren. In der blauhaarigen Jill, die aufgrund einer genetischen Anomalie bereits das Interesse der allmächtigen "Eugenics Corporation" erregt hat, scheint er seine Auserwählte gefunden zu haben... Neben der Hollywood-Produktion "Sky Captain and the World of Tomorrow" und dem japanischen "Casshern" gehört dieser Science-Fiction-Streifen zu der ersten Welle von Filmen, bei denen die Schauspieler vor dem Blue- oder Greenscreen gefilmt und anschließend in komplett digital erstellte Kulissen eingefügt wurden... nur, dass man bei "Immortal" noch einen Schritt weiter gegangen und den Akteuren zudem auch noch ein Heer von CGI-Charakteren zur Seite gestellt hat. Das finale Ergebnis dieser Arbeitsweise macht einerseits durchaus etwas fürs Auge her, wirkt andererseits aber stellenweise doch merkwürdig befremdlich, denn technisch soweit ausgereift, dass man à la James Camerons "Avatar - Aufbruch nach Pandora" auf diese Art absolut überzeugende, künstliche Welten am PC kreieren könnte, war das alles 2004 merklich noch nicht. Am besten betrachtet man "Immortal" deshalb auch als reinen Animationsfilm, in den sich halt nur zufällig einige Darsteller aus Fleisch und Blut verirrt haben. Während Regisseur Enki Bilal seine eigene, in Fachkreisen kultisch verehrte "Trilogie Nikopol" hier selbst adaptiert und sich wohl bewusst für diesen vor stilisierter Künstlichkeit triefenden, aber ja doch irgendwie faszinierenden Look entschieden hat, greift er inhaltlich nur ganz tief in die Mottenkiste und fördert ein wüstes Sci-Fi-Konglomerat aus Motiven von "Blade Runner" bis zu "Das Fünfte Element" (was sich dann auch prompt im futuristischen Design der Sets und Fortbewegungsmittel niederschlägt) und der altägyptischen Götter-Mythologie zutage, die ja spätestens seit Roland Emmerichs "Stargate" ihren innovativen Reiz verloren hat. Dass die Comic-Vorlage da aber tatsächlich aus den frühen 80ern stammt, entschädigt den Zuschauer keinesfalls für das nun aufkommende Déjà-vu-Gefühl oder die Verwirrtheit der Storyline an sich, die da zwar mächtig bedeutungsschwanger daherkommt, aber doch permanent nur an der - immerhin hübschen - Oberfläche kleben bleibt. Interessante Ideen werden da kurz angerissen, nur um daraufhin sofort wieder vergessen zu werden und einige überraschend blutige und eklige Details wirken der angestrebten Ernsthaftigkeit des Ganzen eher entgegen, als dass sie irgendwie dafür sorgen, dass "Immortal" nun im Gegensatz zu 'ner ollen Space-Opera der Marke "Star Wars" tatsächlich erwachsener wirken würde. Da die menschliche Darsteller-Riege dann auch im allgemeinen Bombast leider völlig untergeht, kann man das Ganze letztendlich also nur als aufwendig realisiertes Eye-Candy deklarieren, dem noch so einige Kinderkrankheiten anhaften. Am interessantesten ist es dann noch, "Immortal" mal direkt mit "Sky Captain and the World of Tomorrow" und "Casshern" zu vergleichen und zu betrachten, wie unterschiedlich amerikanische, europäische und japanische Filmemacher an die Nutzung dieser neuen Technik herangegangen sind: So ist aus dem US-Streifen typisches, bombastisches Popcorn-Kino, aus dem asiatischen Film die Real-Version eines Animes und aus "Immortal" eben ein merkwürdiges Zwitter-Ding aus verkünsteltem Arthouse-Kram und hohler Mainstream-Action geworden, inklusive trotzig zur Schau gestellter Nudity und groben Brutalitäten. Nun ja, gänzlich zufriedenstellend ist das unterm Strich zwar (noch) nicht, aber die Richtung, in die sich das alles noch entwickeln soll, ist tendenziell doch deutlich erkennbar... und dank der ehemaligen "Miss France" Linda Hardy geht die visuelle Extravaganz des Streifens dann glücklicherweise auch nicht zu 100% auf das Konto der VF/X-Spezialisten...

6/10

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