Review

Verwunderlich, dass zu diesem Film noch niemand etwas geschrieben hat, gehört er doch zum Oeuvre eines renommierten polnischen Regisseurs und zeigt immerhin den jungen Roman Polanski in einer winzigen Rolle als Musikant mit Blechhelm.

Wie in den anderen beiden Filmen Wajdas, die ich gesehen habe (KRAJOBRAZ PO BITWIE und BRZEZINA) versteht er es auch hier eine tragische, grausame Geschichte, angesiedelt im Zweiten Weltkrieg, mit einer stillen Komik zu verbinden, die nicht aufgesetzt wirkt. Im Gegensatz zu Kommerzfilmen, die ihren Witz zu reinen Unterhaltungszwecken gebrauchen und mit ihm um die Gunst des Publikums buhlen, entwickelt Wajda seinen Humor aus der Tragik heraus und aus Liebe zu seinen Charakteren: in einer Szene trifft ein junger Soldat eine Lehrerin in einer verlassenen Grundschule, sie kennen sich von früher, er war in sie verliebt und liebt sie immer noch, plötzlich kreisen deutsche Flugzeuge über dem Gebiet, die Schule wird beschossen, vor Schreck schmiegt das Mädchen sich an den Soldat, der grinst, weil er sie nun endlich in den Armen hält, und er keinen Gedanken mehr an die Kugeln verschwendet, die die Fenster und die Wände durchsieben - und dann verfängt sich auch noch ihr Zopf in seiner Uniform und sie kommt nicht mehr von ihm los! Das hat mir ebenso gefallen wie die unzähligen skurrilen Details, zum Beispiel eine ausgestopfte Eule an der Wand des Schulzimmers, die durch das Bombardement in Flammen aufgeht und langsam herunterbrennt wie eine Kerze.

Im Kontrast zu der Liebesgeschichte zwischen dem Soldat und der Lehrerin und der Handlung, die sich um das weiße Pferd Lotna dreht, das von einer polnischen Armeeeinheit in einem Schloss aufgegabelt wird, wo es seinem kränklich im Bett liegenden Herrn, der behauptet, zu alt zu sein, um vor den anrückenden Deutschen zu fliehen, einen Abschiedskuss gibt, stehen die Kampfszenen zwischen deutschen Truppen und der polnischen Kavallerie, die für die Entstehungszeit erschreckend brutal sind: Pferdekadaver, die von Panzern zermalmt werden, menschliche Körper, von Lanzen durchbohrt, Schmutz, Dreck, das Stöhnen der Verwundeten und Sterbenden, die aufgerissenen Bauchdecken der Pferde.

Lotna, das Pferd, das jedem seiner Besitzer den Tod bringt, kann man als Symbol für die Gier des Menschen verstehen, von der er selbst in Kriegszeiten und in zarten Momenten der Liebe nicht loskommt. Selbst ein Priester, der gerufen wird, um einen Toten zu salben, kann dem Pferd nicht widerstehen und schwingt sich lieber in den Sattel, während er seinen Messdienern das Vollenden der Aufgabe überlässt.

Und trotz der pessimistischen Untertöne und der unweigerlichen Katastrophe, auf die die Handlung zusteuert, die Leichtigkeit in Szenen wie dieser: nach dem Luftangriff tritt ein weiterer Soldat in das Schulgebäude und sagt zu dem, der kurz zuvor seine Jugendliebe wiederfand, dass sie noch länger in dem Ort bleiben müssen, die Deutschen haben sie einkesselten, und er sagt mit einem Blick zur Lehrerin: großartig!, er verkennt die Realität völlig und ist nur froh darum, bei seinem Mädchen bleiben zu können.

9 von 10 Punkten.

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