„Die wahren Bosse“ ist ein kleines Mafiadrama mit einer großen Anzahl namhafter Stars, aber keine Konkurrenz für „Der Pate“ und Co.
Charlie Luciano (Christian Slater) und sein Freund Frank Costello (Costas Mandylor) sind kleine italienische Gangster in New York kurz nach Ende des ersten Weltkriegs. Es herrschen immer wieder Streiterein zwischen den Gangsterbanden verschiedener Nationalitäten. Als Charlie den irischen Mörder eines Freundes tötet, rettet er damit gleichzeitig den jüdischen Kleinkriminellen Meyer Lansky (Patrick Dempsey) und Benny ’Bugsy’ Siegel (Richard Grieco) das Leben. Damit zeigt der Film seine vier zentralen Mobster in jungen Jahren und schafft Stimmung.
In den zwanziger Jahren machen die vier gute Geschäfte, wobei der charismatische Charlie schnell die Führungsrolle einnimmt. Durch ihren Freund Tommy Reina (Chris Penn) bekommen die vier Kontakt zu dem jüdischen Geschäftsmann Arnold Rothstein (F. Murray Abraham), der ihnen die Beteiligung an einem lukrativen, illegalen Geschäft vorschlägt: Sie sollen seinen Alkohol vertreiben, denn es ist die Zeit der Prohibition. Hier sind einige Sprünge in dem Film, was mal mehr, mal weniger gut markiert wird. Der Sprung vom Kennenlernen der vier Mobster zum großen Einstieg ins Geschäft wird hierbei noch am deutlichsten vom Film deutlich gemacht.
Schnell sind ist das Quartett dick im Geschäft und kann ungeheure Gewinne einfahren, doch dies ist nur bedingt erstrebenswert. Denn mit ihrem gut gehenden Geschäft erregen sie die Aufmerksamkeit der beiden mächtigsten, italienischen Mafiapaten in New York: Don Salvatore Faranzano (Michael Gambon) und Don Giuseppe 'Joe the Boss' Masseria (Anthony Quinn). Beide wollen ein Stück vom Kuchen abhaben, aber Charlie hasst beide und will mit keinem kooperieren...
Die Story von „Die wahren Bosse“ ist die Geschichte vom Aufstieg gewisser Mafiapersönlichkeiten, in diesem Falle von Charlie ’Lucky’ Luciano und seinen engsten Vertrauten. Dabei erzählt der Film diese Story auf optisch recht ansprechende Weise und versucht ein Mafiaepos der Oberklasse zu werden. Leider scheitert dies an der Langatmigkeit, denn vor allem in der Mitte gibt es wieder Löcher, in denen der Film weder Tempo noch Spannung bietet und auch nicht das edle Feeling von „Der Pate“ erreicht. Viele der Subplots wie z.B. Charlies Beziehung zu Mara Motes (Lara Flynn Boyle) sind eher hemmend und tragen kaum etwas zu der Story bei.
Dramatik besitzt der Film trotzdem, wobei diese meist zwischen den vier Hauptfiguren entsteht. Ihre Freundschaft im Laufe der Jahre und die Spannungen, die sich zwischen den unterschiedlichen Charakteren ergeben, werden immer überzeugend dargestellt und können auch vom Drehbuch her überzeugen. Auch in der Darstellung einiger Gefühle seiner Charaktere, z.B. der Hass gegen die anderen Mafiapaten, die im Gegensatz zu den heldenhaften Mobstern richtige Schmierlappen sind, kann der Film zumindest ansatzweise an die großen Filme des Mafiagenres heranreichen, aber leider sind diese Szenen nicht allzu dick gesät.
Vor allem gegen Ende nimmt der Film an Tempo und Dramatik zu, wobei hier den Genregesetzen folgend die finale Abrechnung ansteht. Doch immer wieder ziehen sich kleinere und größere Auseinandersetzungen, die einen ordentlichen Härtegrad haben und teilweise sehr ansprechend inszeniert sind. Vor allem viele derartiger Szenen im letzten Drittel sind ziemlich schick in Szene gesetzt (Erschießung des Attentäters durch Frank im Hinterhof, finale Abrechnung usw.).
Die vier Hauptdarsteller spielen allesamt ziemlich gut und sind auch relativ bekannt, auch wenn man nur bei Christian Slater von einer großen Schauspielkarriere sprechen kann. Mit F. Murray Abraham, Anthony Quinn und Chris Penn werden sie noch von ein paar weiteren hochkarätigen Darstellern unterstützt und auch der Rest der Besetzung lässt keinen Anlass zur Klage.
Trotz guter Darsteller und eines sehr starken letzten Drittels ist „Die wahren Bosse“ nur ein wenig über dem Durchschnitt anzusiedeln, weil er in der Mitte teilweise extrem langatmig ist.