Review

Man kann ja sagen was man will über "Anthropophagus II", aka. "Man-Eater II", aka. "Absurd", aka. "Was-weiß-ich-noch"; eins ist sicher: wer ihn noch nicht kennt und Gelegenheit hat, ihn trotz des Entscheides des AG Tiergarten anzuschauen (bspw. aus wissenschaftlichem Interesse :-), der sollte nicht zögern, diese Bildungslücke zu schließen. Dieser Film ist, wie schon Anthropophagus, schwärzester 80er Jahre Splatter und historisch gesehen fast schon wertvoll.
Was also bietet dieser Film?
Zum einen George Eastman in Hochform. Kaum ein anderer kann unter seinem Vollbart heraus so fies gucken, so schön mit den Augen rollen oder blutgierig nach kleinen Kindern schnappen, nicht mal Oli Kahn könnte das (nix gegen Bayern München, aber hey - ich als Schiri hätte Angst vor dem...). Wäre ich fünfzig Jahre älter und eine Frau mit Handtasche, würde ich keine Sekunde zögern, diesem Kerl mit meiner Handtasche eins überzubraten, wenn er mir nachts zufällig mal begegnen und mich gar nach dem Weg fragen würde. Da ich aber weder fünfzig Jahre älter, noch eine Frau bin, kann ich nur begeistert applaudieren.
Zum anderen bietet der Film eine Handlung, die mangels Dichte, Plot und Dynamik genügend Raum für die abscheulichsten Untaten bietet, denn George Eastman ist vom einfachen Bürger zur blutrünstigen Killermaschine mutiert. Begründung? Ach, irgendwas mit atomarer Strahlung. In der guten alten Zeit (1980 und früher) war das ja quasi die Standard-Erklärung für übernatürliche Phänomene (Zombies, Hulk, oder noch viel früher Tarantula, etc.). Hier also hat die atomare Strahlung einen Menschen in ein Monstrum verwandelt: Nicht nur, daß das Gehirn des guten Mannes immense Ausmaße angenommen hat (wie uns anfangs auf dem Röntgenbild demonstriert wird) - anstatt umgehend eine lukrative Universitätskarriere anzustreben, beginnt er damit, seine Mitmenschen auseinanderzupflücken. Wunden verheilen bei ihm in Sekunden, einzig sein kolossales Gehirn ist sein wunder Punkt. Zu Anfang wankt Eastman blutend und schwer verwundet in das Haus einer einfachen Familie, die Gedärme sprudeln ihm geradezu aus dem Leib (diese Szene ist m.E. übrigens die einzige Verbindung zu "Anthropophagus", ansonsten hat der eine Film mit dem andern nix zu tun), und dort zieht es ihn am Ende auch wieder hin, hier findet der beachtliche showdown statt, bei dem der Film geradezu mythologischen Charakter annimmt und Eastman zu einer modernen Version des geblendeten Polyphem wird. Dazwischen fließt viel Kunstblut (der eher an den Schleim aus Ghostbusters II erinnert) und einige Personen müssen auf abenteuerliche Weise ihr Leben lassen. So meuchelt er sich denn, gejagt von einem naturwissenschaftlich versierten griechischen Priester und der Polizei, durch die Gegend, durch nichts und niemanden aufzuhalten. Ein echter achtziger Jahre Italo-Knaller und einer der blutigsten Filme vom guten alten Joe D.
Macht Spaß.

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