Review

Fetafräse

Am Ende von „Antropophagus“ steht George Eastman in der strahlenden griechischen Sonne und isst seine eigenen Gedärme. Zu Beginn von „Absurd“ aka „Horrible“ aka „Rosso Sangue“ flieht eben dieser monströse George Eastman vor einem Priester und verletzt sich beim Klettern über einen Zaun am Bauch - und steht kurz darauf wieder mit seinem Gedärms in der Hand im Bild. Das ist nur eine der vielen kleinen Parallelen zum griechischen „Menschenfresser“. Doch eine echte Fortsetzung ist „Absurd“ keinesfalls. Viel mehr imitiert der Splatterschlawiner Joe D'Amato dieses Mal den amerikanischen Slasher - nur eben mit seinen (begrenzten) Mitteln. Dafür umso blutiger und brutaler und italienischer und sleaziger. Fies und furios. Was D'Amato bzw. Eastman hier wegspläddert schafft ein Michael Myers in seiner halben Reihe nicht. Kein Wunder, dass „Absurd“ alle seine Titel, inklusive Eintrag ins Video Nasty-Register, zu recht trägt (oder trug). Von der Spitzhacke über eine Tischsäge bis zum Zirkel (?!) wird hier alles Greifbare benutzt, um Leute möglichst saftig und spektakulär niederzumetzeln - wer also nur nach Gore sucht, wird bedient bis zum Kollaps. Da gibt’s nix. 

Erzählt wird höchst oberflächlich, unrund und ziemlich dilettantisch (aber irgendwie auch sympathisch simpel) von einem unkaputtbaren Killer (wie immer brillant: George „The Greek“ Eastman) mit scheinbar regenerativen Fähigkeiten (!). Dieser metzelt sich seinen Weg durch Opferberge, ohne wirklichen Sinn oder Verstand, geschweige denn mit vielen Erklärungen, Wörtern oder einem klaren Ziel... „Absurd“ ist absurd brutal. Doch das allein kann keinen soliden oder gar guten Film machen. Egal wie fein gemacht die Splatterexzesse auch sein mögen. Was mag ich also sonst noch an diesem ultraharten Italoschlitzer? Auf jeden Fall George Eastman. Der Mann ist eine Erscheinung, eine Urgewalt, ein echtes Monster. Was für ein Typ! Da kann man durchaus Respekt oder gar Angst bekommen. Außerdem durchzieht den Film eine düstere, fast nihilistische Aura und in seiner geraden Art will er gar nicht mehr sein, als er ist. Bahnhofskino in allerlei Nuancen von Rot. Sinnlos, roh, Meilen härter als alles, was zu der Zeit aus dem Rest der Welt kam. Mit ein paar annehmbaren, gut charakterisierten Figuren, einer versierteren Inszenierung und einer besseren, etwas aufwändigeren Geschichte, hätte das noch viel mehr werden können. Aber D'Amato ist eben kein Argento oder Carpenter, nichtmal ein Fulci, und kam nie aus seiner Haut. Auch das macht ihn und viele seiner Werke irgendwie süß aus heutiger Sicht. Egal wie grobmotorisch, menschenverachtend und bluttriefend sie auch erscheinen mögen. Er ist der Kindergartenerzieher unter den Goreheiligen. Er will nur spielen. 

Fazit: was für eine rabiate Kreuzung aus „Halloween“, „Silent Rage“ und „Antropophagus“, der ja oft als inoffizieller Vorgänger gehandelt wird. „Absurd“ ist einer der blutigsten Slasher aller Zeiten und ein echter Joe D'Amato. Gekreuzt mit Ami-Vorbildern. Wem das reicht, der wird reichlich bedient. Fingerspitzengefühl findet man woanders. Plump und perfide. Aber manchmal braucht es nicht mehr. 

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