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Noch aus der Zeit vor Quentin Tarantinos legendärem Durchbruch „Reservoir Dogs" stammt diese filmische Rarität: Ein mit einfachsten Mitteln realisiertes Amateur-Filmprojekt von und mit Tarantino, das er mithilfe von Freunden und Bekannten auf die Beine stellte. Leider existiert „My best friend's birthday" nur als Fragment: Die bereits fertiggestellte Filmrolle fiel einem Brand zum Opfer, nur knapp 36 Minuten Filmmaterial konnten gerettet werden. Die aber lassen bereits erste typische Tarantino-Zutaten erkennen.

Da wäre zum einen die enorme Dialoglast: Was bei No-Budget-Produktionen oft eine Not ist (Dialoge sind schließlich billiger als Action- und Effektszenen), wird bei Tarantino bereits hier zur Tugend. Herrlich skurrile, teils absurde Dialoge ziehen sich durch die gesamte Laufzeit, amüsieren mit hektisch heruntergeratterten Diskussionen über die Filmgeschichte oder einer emotionalen Liebeserklärung, die auf eine unerwartete Reaktion stößt. Die ironische, zitatgetränkte Dialogstärke späterer Filme ist hier bereits deutlich zu erkennen - auch wenn sich die Dialoglast besonders am Anfang des Fragments ein wenig zu sehr zieht.

Aber auch Action wird hier geboten: Mit dem Auftritt eines brutalen Kämpfers, dessen Zweck im mangelhaften Kontext nicht ganz klar wird und der auffällig an Samuel L. Jacksons Rolle in „Pulp Fiction" erinnert, zieht ein zweites Element in den Film ein, das man mehrfach aus späteren Tarantino-Streifen kennt, allen voran „Kill Bill" - das des gnadenlosen Martial-Arts-Kämpfers. Allerdings wird dieses Motiv hier ordentlich auf die Schippe genommen, bekommt der scheinbar gefährliche Kämpfer doch nach allerhand vorbereitenden Figürchen selbst ordentlich auf den Deckel.

Zu diesem herrlich ironischen Spiel mit Filmzitaten, Anspielungen und Parodien gesellt sich ein bunter Soundtrack aus den 70ern und 80ern sowie eine ganze Riege erstaunlich natürlich und überzeugend agierender Darsteller. Einzig Tarantino, der die zentrale Rolle eines durchgeknallten Radio-DJs gibt, bleibt etwas blass und vor allem in seinen Dialogen zu steif. Dennoch macht es durchaus Spaß, ihm in seinen jungen, wilden Jahren beim Ausleben des eigenen Drehbuchs zuzusehen.

Es ist wirklich schade, dass „My best friend's birthday" nur Fragment ist und mittendrin abbricht, denn was man bis dahin von der Story mitbekommen kann, ist ziemlich unterhaltsam. Und das Figurenkonstrukt des Radio-DJs, seines besten Freundes und eines wahrhaft sympathischen Call Girls sorgt schon hier für einen ordentlichen Hauch Spannung. Klar, man sollte offen sein für eher dilettantisch inszenierte Amateur-Filme (obwohl die Szene, in der Tarantino das Call Girl bucht, mit einer ausdrucksstarken Kamerabewegung beeindruckt), die weder optisch, formal noch inhaltlich mit professionellen Produktionen mithalten können. Aber wer darüber hinwegsehen kann, erlebt hier den Beginn einer wirklich faszinierenden Filmkarriere, von deren typischen Elementen schon vieles erkennbar ist. Und für Tarantino-Fans ist diese Perle sowieso ein skurriles Highlight.

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