Dass die geschickte Wahl eines deutschen Filmtitels die Filmauswahl gerade im Massenangebot einer Videothek fördern kann, schien lange Zeit bei den Verleihern in Vergessenheit geraten zu sein, schwachsinnige englische "Übersetzungen" englischer Titel haben hier lange Zeit dominiert. Anders hier: "Wächter über Himmel und Erde" klingt irgendwie poetisch und weckt sofort Interesse, hat allerdings mit dem Film relativ wenig zu tun. Der englische Titel "Warriors of Heaven and Earth" (die Übersetzung des chinesischen Orginals hatte ich gerade nicht zur Hand) trifft da die Sache schon eher, wie sich im Verlauf und vor allem gegen Ende herausstellt.
Vor einem einmal mehr etwas diffusen Hintergrund aus der umfänglichen chinesischen Geschichte zu einer Zeit von Grenzkriegen mit türkischen (!) Eindringlingen gibt es hier eine klassische Abenteuer-Story. Der wegen Befehlsverweigerung gesuchte Soldat Li und seine alte Einheit begleitet eine Karawane mit einer mysteriösen wertvollen Fracht, die sich ein böser Kaufmann im Auftrag der Türken unter den Nagel reißen will. Mehr unfreiwillig gesellt sich der japanische Samurai Lai dazu, der als Polizist im Auftrag des chinesischen Kaisers den Deserteur eigentlich umbringen sollte.
Dass der Streifen für China in das Rennen um den Auslandsoscar geschickt wurde, weckt gewisse Hoffnungen in Richtung auf ein weiteres Highlight in der Preisklasse von "Hero". Klar ist damit auch, dass es sich um ein relativ teures Prestigeprojekt handelt und keinesfalls um eines der hochpeinlichen asiatischen C-Pictures a la "Undiscovered Tomb", die derzeit in die Videotheken geschwemmt werden. Die ganz große Begeisterung kann der Film trotzdem nicht auslösen, dazu hakt es doch an zu vielen Ecken und Enden.
Während der Zuschauer sich bei der Einführung noch darüber wundert, dass sich Chinesen und Türken mal bekriegt haben sollen (Erklärung: im chinesischen Sprachgebrauch versteht man unter "Türken" die asiatischen Turkvölker, die im 7. Jhdt. von der Mongolei bis zum Aralsee herrschten) droht er schon den Überblick über die handelnden Personen zu verlieren. Viel zu schnell werden der japanische und der chinesische Held sowie der potentielle Bösewicht eingeführt, insbesondere die arg kurze Rückblende auf das wohl nur für asiatische Zuschauer verständliche "Verbrechen" des Soldaten ist reichlich verwirrend. Erfreulicherweise wird die Story im weiteren Verlauf gradliniger, erinnert dann streckenweise an einen Western (dazu passend gibt es während der Überfälle der Bösewichte ein indianerartiges Geheul zu hören, einer von mehreren wohl eher unfreiwillig komischen Momenten des Films).
Damit kommen wir zu den Punkten, an denen wohl die meisten Zuschauer asiatisches Action-Kino heute messen: Die Optik und die Kampfszenen. Zumindest kameratechnisch kann der Film durchaus überzeugen, obwohl man auf eine bewusst kunstvolle Bildgestaltung wie in den Filmen von Zhang verzichtet hat. Dennoch sorgen die großartigen Landschaften - mal Waldgebiete, mal Wüste -, durch die sich Personen und Handlung bewegen, für durchaus ansprechende Abenteueroptik. Auch die finale Belagerungssequenz kann sich sehen lassen, auch wenn es dabei aus offenbar rein optischen Gründen innerhalb von wenigen Sekunden Nacht wird.
Die Kampf- und Actionszenen hinterlassen dagegen äußerst gemischte Gefühle. Vorweg: Es handelt sich nicht um einen Kampfsportfilm (obwohl der Bösewicht einmal eine durchaus ansehnliche Kampfübung zeigt), fliegende Menschen und ähnliches wird man hier nicht sehen. Statt dessen gibt es fast schon altmodische "bodennahe", bisweilen trotz FSK 12 auch blutige Schwertkampf- und Belagerungsszenen, was kein Nachteil sein muss. Nur kann man der Kampfdramaturgie meist kaum folgen; die Figuren reiten aufeinander zu, man hört mehr als dass man sieht, wenn Schwerter aufeinander treffen, und dann fällt einer der Kontrahenten (meist der Bösewicht) bereits zu Boden. Immerhin sind die Actionszenen durchaus zahlreich und so gut über den Film verteilt, dass es nie wirklich langweilig wird.
Schauspielerisch gibt es wenig zu bemängeln, soweit die teilweise recht eindimensionalen Figuren das zulassen, machen die Darsteller ihre Sache gut (und sind nebenbei bemerkt auch recht ordentlich synchronisiert), wobei Zhao Wei in der weiblichen "Haupt"rolle nicht viel mehr als Dekoration ist.
Gegen Ende gibt es dann noch eine Prise Fantasy, die dem Film nicht unbedingt gut tut, denn sie führt dazu, dass es zu keinem einzigen der dramaturgisch eigentlich zu erwartenden individuellen Showdowns kommt.
Fazit: Aufwändiges und vor allem optisch durchaus ansehnliches Abenteuer aus China, das an seine prominenten Vorbilder aber nicht herankommt, vor allem wegen der unübersichtlichen Kampfsequenzen. Die Story beginnt verwirrend und endet leicht enttäuschend, verschenkt insgesamt zu viele Möglichkeiten.