Review

Der japanische Abgesandte Lai Xi bringt für den chinesischen Kaiser flüchtige Verbrecher zur Strecke. Bevor er nach Japan zurückkehren darf, soll er den Abtrünnigen Lieutenant Li töten, einst ein Krieger des Kaisers, der sich aber weigerte türkische Gefangene zu töten und so den kaiserlichen Zorn auf sich geladen hat. Li flieht in die Wüste und schließt sich einer Karawane an. Als jedoch ein verheerender Sandsturm über die Reisenden hereinbricht, werden fast alle getötet, nur ein gewöhnlicher Soldat rettet Li das Leben. Zum Dank will dieser ihm helfen, die Karawane, welche ein wertvolles buddhistisches Artefakt mit sich führt, sicher zum Zielort zu geleiten. Als Li und Lai Xi endlich aufeinander treffen, merken sie, daß sie einen gemeinsamen Feind haben . . .

Unzusammenhängende Eröffnungs-Sequenzen, seltsame Jump-Cuts und stillose Fade-outs gestalten den Einstieg in den Film sehr träge und lassen den Zuschauer lange im Dunkeln, worum es eigentlich geht. Das lässt vermuten, daß im Schneide-Raum viel Zelluloid im Mülleimer gelandet ist um möglichst schnell zur ersten Action-Szene zu gelangen. Hier werden weitere Problem offenbar: Da man keine ausgebildeten Martial-Arts-Künstler zur Hand hatte, müssen schnelle Schnitte und hektische Nahaufnahmen diesen Defizit ausgleichen, das klappt auch ganz gut, ist aber nicht befriedigend. Zudem hat man im Zuge einer massentauglichen Vermarktung auf Gewaltdarstellungen weitgehend verzichtet, dadurch wirken die kurzen Schwertwechsel seltsam steril und "blutleer". Zum Glück werden die Kampfszenen im späteren Verlauf qualitativ besser und flüssiger, und in einer finalen Belagerungs-Schlacht werden sogar Erinnerungen an die Schlacht um Helms Klamm im "Herrn der Ringe" wach. Nach dem ersten Drittel wird einem bewusst, daß man es hier nicht mit einem epischen Schlachtengemälde zu tun hat, sondern mit einer historisch angehauchten Fabel, die sich auf ihre Charaktere verlässt. Die Spannungen und Konflikte wirken greifbar und dramatisch, lediglich Zhao Wei hat man verschenkt. Mehr als hübsch aussehen und als Off-Erzählerin fungieren darf sie nicht. Das ist schade. Mit dem Schluß bin ich ebenfalls nicht einverstanden, da man hier den sicheren Boden historischer Tatsachen verlässt und in windige Mythen-Gefilde eintaucht. Das ist schön anzusehen, kommt aber etwas unerwartet und ist zu schnell wieder vorbei.

Mit mehr Wissen um die chinesische Historie mitsamt ihrer Dynastien und politischer Verwicklungen hätte ich dem Film mehr abgewinnen können. Gelangweilt war ich aber zu keiner Sekunde, dank der atemberaubenden Naturaufnahmen und der starken Charaktere. Kein Epos, aber ein überraschend interessant erzähltes Geschichts-Drama mit soliden schauspielerischen Leistungen.

6 von 10 Sandkörner in der Unterwäsche.

Details