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Gestadten: Quantez

Mit Breitwandformat und schillerndsten Farben sollte sich der Western - und das Kino allgemein - gegen die aufkommende Welt des Fernsehers behaupten. Dies gelang natürlich nicht in jedem Fall. Harry Kellers beinahe kammerspielartiger Western braucht diese technischen Mätzchen eigentlich nicht beziehungsweise nutzt sie kaum.

Quantez ist ein verlassenes Städtchen irgendwo im Nirgendwo vor der mexikanischen Grenze. Die bunt gemischte Banditengruppe um ihren resoluten Anführer Heller und dessen blonder Frau nimmt den Ort als willkommenen Schutz während ihrer Flucht in Richtung Süden dankend an. Doch was sie nicht wissen, ist, dass Indianer das Gebiet unsicher machen und die Stadt deswegen wie leergefegt erscheint.
Die Handlung konzentriert sich vor allem auf die Nacht, welche schnell hereinbricht und während derer die Protagonisten ihre Konflikte austragen, ehe sie am nächsten Morgen wieder aufbrechen wollen. Die Konzentration des Handlungsortes und der -zeit sind ein gelungener Drehbuchkniff und die Akteure erhalten auch jeweils genug Charakterzüge, um zwischenmenschlichen Zündstoff hervorzubringen. Die drei Hauptfaktoren für die Probleme in der Gruppe sind: die Tatsache, dass Heller beim letzten Überfall einen Mann kaltblütig erschossen hat, Hellers Freundin, die mit ihren Reizen spielt, der indianischstämmige Gato, welcher mit den Apachen paktieren will, um sich seinen Anteil an der Beute zu sichern.
Aus dieser Ausgangslage spitzen sich die Konflikte zu, deren Verlauf natürlich erst gegen Ende der Nacht ihren Siedepunkt findet. Bis dahin ist das Darstellerensemble überaus bemüht und kann ordentlich punkten. Egal ob John Larch als bärbeißiger Anführer oder Fred MacMurray, der seine große Vergangenheit hinter sich lassen will.
Kaum genutzt werden jedoch die technsichen Möglichkeiten. Die Platzierung der Figuren im Raum dient kaum der Verdeutlichung der unterschiedlichen Positionen oder auch der Einsamkeit der Akteure im Bild (man denke beispielsweise an Anne Bancrofts Mrs. Robinson in The Graduate, als ihre Tochter von der Affäre erfährt und sie als Mutter letztlich völlig verloren in schwarz gekleidet wie ein kleiner Fleck vor der weißen Wand wirkt). Da sich der größte Teil zudem im Städtchen abspielt, gibt es auch nur wenige atemberaubende Landschaftsaufnahmen, welche sich ja gerade für das Breitwandformat anbieten. Es wäre interessant zu sehen, wie der Film wohl in 1,33:1 gewirkt hätte, wo die Figuren auf deutlichem engeren Raum hätten agieren müssen.
Ähnliches gilt auch für die Farben. Der Einsatz von Schwarz-Weiß hätte sich für die Grundstimmung durchaus positiv auswirken können. Zumal der Film ohnehin über weite Strecken bei Nacht spielt. Analog zu den Gedanken und Absichten der Bandenmitglieder wären die entsprechenden Grautöne eine Möglichkeit gewesen, diese auch auf bildlicher Ebene darzustellen.
Doch wahrscheinlich wäre der Film dann mindestens äußerlich zu sehr von einem Western entfernt gewesen und möglicherweise sogar in die Film-Noir-Ecke geschoben worden. Ein Punkt, der gar nicht mal so verkehrt erscheint. Denn Hellers Freundin lässt sich mit ihrem Verhalten durchaus als femme fatale lesen und auch der heimliche Held Gentry (Fred MacMurray) ist keine völlige Lichtgestalt.
In diesem Zusammenhang lässt sich Qunatez gar fast als Experiment sehen, den Western in eine eher untypische Richtung zu lenken.

Nichtsdestotrotz bleibt das deutliche Gefühl, dass Regisseur Keller bei diesem Film noch genug Luft nach oben hatte. Anschaubar (gerade auch dank der ordentlichen Aufarbeitung auf DVD und Blu-ray Disc durch Koch Media) ist der Film aber selbstverständlich dennoch. Vielleicht greift er bei der zweiten Sichtung sogar noch etwas besser.

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