Die Schatzinsel (1978)

Gesamtbesprechung

Die japanische Animeserien-Interpretation des wohl bekannten Romans von Robert Stevenson war für mich als Kind zu klassischen Tele5-Zeiten schon eine DER Bomben schlechthin (neben Captain Tsubasa, Odysseus 31 oder BraveStarr) - und auch als ich mir vor kurzem - grobe 20 Jahre später die (günstige und voll empfehlenswerte!) DVD der kompletten Serie kaufte, habe ich sie binnen 2 Sitzungen (!) verschlungen!

Die Handlung ist sicher einschlägig bekannt, deswegen nur ganz grob: durch einen mysteriösen alten Piraten gerät der Junge Jim Hawkins an eine Schatzkarte. Zusammen mit ein paar englischen Gentlemen und einer verschlagenen Crew Seemänner macht er sich auf eine abenteuerliche Reise, den auf der Karte verzeichneten Schatz des legendären Piraten Flint zu finden. Dabei schmiedet der vermeintliche Schiffskoch Silver jedoch einen Meutereiplan...

Sicher ist das Ding für Kinder konzipiert worden und wurde sogar noch vor meiner Wenigkeit (nämlich 1979) fertiggestellt, weshalb man schon einiges hinnehmen muss, kommt man beispielsweise durch moderne Anime-Liebeleien oder japanophile Sammelleidenschaft an diese Serie. Die Zeichnungen sind mega-antiquiert und manchmal geht´s deutlich zu hanebüchen und kindgerecht zu. Ist allerdings scheissegal, denn dieser Serienknaller punktet auf ganz andere Weise! Die Charaktere, von denen es reichlich gibt, haben allesamt mehr als die notwendige Tiefe, die Spannung packt einen bis zum Schluss, der Plot ist sehr wendungsreich und nicht zuletzt werden hier Stimmung und musikalische Untermalung groß und fett geschrieben! Der groovige Soundtrack versprüht echten 70er-Charme; auch wenn er möglicherweise nicht immer passt, bietet er doch kunstvoll komponierte Klänge. Des weiteren ist zu erwähnen, dass nicht immer nur schöngemalt wird, um´s den Kindern recht zu machen; angemessen am Abenteuer, der Romanvorlage und dem Thema an sich gibt es auch nicht zu wenig Tote und so manche Gewaltszene taugt sicher nicht für die ganz kleinen Kinder! Des weiteren gibt's sogar Dialogtiefe und den ein oder anderen Hauch von Philosophie, sodass die Serie sogar näher an die Romanvorlage dranzukommen scheint, als man glauben möchte. Dramaturgie kommt unter dem Strich ebenso wenig zu kurz wie notwenidger, erfrischender Humor. Super cool und hier extra zu erwähnen sind übrigens nicht nur die Coolness-Auftritte der verschlagenen Hauptfiguren Silver und Grey, sondern auch Jims Dauer-Sidekick Benbow, ein Leopardenkind, was tapfer in jeder Situation an dessen Seite steht!

Das ist definitiv noch Unterhaltung mit Niveau, die die modernen Dragon Balls, Pokemons und Jugi-Ohs dieser Welt sicher nicht bieten können (ohne diese jetzt zu arg zu schelten - nur hiervon werden sie definitiv in ihre Schranken verwiesen)! Vor allem empfehlenswert ist wie eingangs schon erwähnt das deutsche DVD-Release: auf 2 sehr preiswerten Scheiben ist die gesamte, 26-teilige Serie enthalten, und das in vollkommen zufriedenstellender Bild- und Tonqualität. Den deutschen Titelsong habe ich mir allerdings genau EINmal gegeben...