Man kann auch weg sehen...!
Was würden wir machen, wenn wir uns einen Film aus der Videothek ausleihen und das, was wir zu sehen bekommen, ist nicht der erwartete, ausgeliehene Film, sondern das Home- Video von einem Psychopathen der wahllos Menschen umbringt?! Und die Frage ist, täte man so etwas einfach weitergucken oder schaltet man ab???
Nun ja, „The Last Horror Movie“ lässt sich, wenn der Film im Kino erstmal angefangen hat, nicht mehr abschalten. Dazu müsste man schon den Kinosaal verlassen oder die ganze Zeit die Augen schließen. Diese Gewissensfrage, nach dem Weggucken oder abschalten stellt Max, dieser sympathisch wirkende Typ, aus Englands Mittelschicht, der sein Geld eigentlich damit verdient Hochzeitsfeier zu filmen, oft dem Zuschauer. Aber Max bringt sehr gerne Menschen um. Er schlachtet sie…!
Eine Art Interaktion durchzieht den Film, könnte man sagen. Im Gegensatz zu „Mann Beißt Hund“, an dessen Machart „The Last Horror Movie“ erinnert, kommt hier alles direkter! Es wird gar nicht großartig durchleuchtet, was Max nun eigentlich dazu treibt diese perversen Morde zu begehen, sondern nur, dass er’s macht und das er tierischen Spaß dabei hat. Das von ihm im Moment des Tötungsaktes freigesetzte Adrenalin kann man im Kino quasi riechen, so realistisch kommt alles rüber. Der Zuschauer wird ein Komplize, freiwillig, denn die Gelegenheit wegzugucken gibt Max einem immer, in dem er die Dinge, die gleich passieren, warnend vorher ankündigt. Ertappt fühlt man sich dann, wenn er fragt, wer ebengerade wirklich weggeschaut hat und er liegt verdammt richtig, wenn er rät: Bestimmt gar keiner, denn ihr seid ja hier, um nen Horrorfilm zu gucken….
Ursprünglich mit Null Budget nur für den Videomarkt produziert, entschloss sich Regisseur Julian Richards nachträglich noch dazu, eine Kinofassung zu machen. Was den Nachteil einer etwas schlechteren Bildqualität auf der großen Leinwand mit sich bringt. Diese Kleinigkeit kann man aber bei einem Streifen dieses Formats ruhig ausblenden und sich von Max erschrecken lassen, wie er mit den Reaktionen seines Publikums spielt und es schafft nachdenklich zu machen. Die DvD hat dafür eine ansehnliche, gute Qualität.
Selbst mit viel Geschmack für schrägen und schwarzen britischen Humor bleibt einem das Lachen trotzdem oft genug im Hals stecken, wenn Max die alles entscheidende Frage stellt: Hättet ihr Euren Fernseher verkauft, um das Leben dieser Frau zu retten? SEID EHRLICH…! 9/10