Nachdem ich endlich auch mal dazu gekommen bin Edward Zwicks Last Samurai zu schauen, muss ich sagen ich bin etwas überrascht wie positiv die meisten Kritiken und Wertungen zu dem Film ausfallen. Ich habe da durchaus ein paar klare Kritikpunkte welche dem Film eine uneingeschränkte Empfehlung verwehren, aber kommen wir erst mal kurz zur Handlung.
Der abgehalfterte Bürgerkriegsheld Nathan Algren (routiniert: Tom Cruise) wird im Jahre 1875 vom japanischen Kaiser beauftragt Soldaten auszubilden, um einen Aufstand der fortschrittsfeindlichen Samurai unter der Führung von Katsumoto (wird all den Lobpreisungen seiner Performance gerecht: Ken Watanabe) niederzuschlagen. Bei der ersten Schlacht wird Algren gefangen genommen und ist gezwungen ein halbes Jahr unter den Samurai zu leben. Fasziniert von deren Lebensweise und dem Bushido wechselt er die Seiten und reitet Seite an Seite mit Katsumoto gegen die kaiserliche Armee.
Was Regisseur Edward Zwick und vor allem Kameramann John Toll hier abgeliefert haben ist wirklich großartig. Die Sets strotzen nur so vor Details und werden in Teils atemberaubenden Bildern in Szene gesetzt ebenso wie die grandiose Landschaft. Man fühlt sich wirklich jederzeit ins historische Japan hineinversetzt, sei es in das abgelegene Dorf der Samurai oder den belebten Hafen zu Beginn des Films. Die gesamte Ausstattung ist fabelhaft authentisch, seinen es die Kostüme, die Waffen oder auch Details wie die Inneneinrichtung der Häuser. Der Score ist einem Epos dieses Kalibers angemessen, bombastische Klänge während der Schlachten, dezente aber schöne Musik in den ruhigeren Szenen. Die Dramaturgie nimmt sich viel Zeit um uns die fremde Kultur vorzustellen, die wir genau wie Algren erst kennen lernen müssen, der Film vermeidet dabei gekonnt Kitsch und Klischees und respektiert die präsentierte Kultur und deren Werte.
Wo liegt denn nun das Problem des Films mag sich manch einer fragen, in der Aussage würde ich darauf antworten. Anfangs meint Katsumoto zu Algren, das er General Kuster bewundern würde, worauf Algren zu Recht empört reagiert. Tom Cruise nimmt zwar den Lebensstil der Samurai an, aber vergisst er wirklich die Sinnlosigkeit des Tötens, eine Einsicht, die ihm zum Wrack gemacht hat. Findet er einen neuen Grund zum Kämpfen? Welcher soll das sein, die Sinnlose Aufopferung für eine scheinbar gute Sache, ich bin kein Experte, aber ich bezweifle arg, dass das Bushido dies lehrt. Der Film glorifiziert hier eine Heldentat die keine ist. Genau wie General Kuster reiten die Samurai wissentlich gegen einen überlegenen Feind in ihren Untergang. Mag Watanabe Cruise überzeugt haben, das Kuster doch ein Held war (als Algren das vor der letzten Schlacht abnickt, musste ich mir mal kurz vor den Kopf schlagen), mich hat er damit nicht überzeugt. Bleiben wir mal kurz beim ideologischen Background und schauen uns an wofür die Samurai eigentlich kämpfen. Sie wollen den Status Quo aufrechterhalten, den unaufhaltsamen Fortschritt, welcher Japan heimsucht, zurückdrängen. Toll das viele Kritiker hier meinten feststellen zu müssen, es sei mutig und lobenswert für einen amerikanischen Film so offen Kritik am Imperialismus zu äußern. Doch das muss man immer im historischen Kontext betrachten, die Samurai stehen, trotz ihres noblen Lebenskodexes, für eine Epoche der japanischen Geschichte, in der es kein Gesetz gab, eine Epoche in der blutige Stammeskonflikte ausgefochten durch Privatarmeen an der Tagesordnung waren, in der das Faustrecht galt und sich kein unschuldiger seines Lebens sicher sein konnte. Der Film geht völlig unkritisch mit der Motivation der Samurai einher, die Einführung einer einheitlichen staatlichen Gewalt zu verhindern, ja für dieses Ziel zu sterben. Noch schlimmer er dämonisiert den Fortschritt, den Einfluss des Westens, die Technik. Klar, die Jungs reiten nur in die Schlacht, damit ihre Familien unbeschwert weiter im Bergdorf vor sich hinleben können ohne das man ihnen ne Eisenbahn durch den Garten baut, na klar, dafür lässt man sich gerne in Stücke schießen. Ich will was die Dämonisierung des Westens angeht gar keine Parallelen zur aktuellen Terrorismussituation ziehen, da man, wie gesagt den Film im historischen Kontext sehen muss, aber ich musste beim betrachten doch öfters daran denken, dass Algren ebenso bei den Taliban hätte landen können, ohne das man an der Story großartig nachjustieren hätte müssen. Ganz übel dann auch noch die Schlussszene in der der Kaiser in einer oberpeinlichen Rede versucht dem vorangegangenen Gemetzel einen Sinn zu geben, in dem er das Opfer der Samurai anerkennt. Wie gesagt besser echt nicht drüber nachdenken, aber das hatten wir bei Edward Zwick ja schon mal. Glory hatte das gleiche Problem, eigentlich ein toller Film aber ideologisch doch arg daneben.
Fazit: Eines der Musterbeispiele wie Form über Inhalt siegt. Von der Inszenierung her ein episches Meisterwerk, welches einem lange im Gedächtnis bleibt, aber über die Aussage, besser die Moral des Films grübelt man deutlich länger und diese ist nicht nur höchst unglaubwürdig, sondern auch höchst fragwürdig. Ansehen kann man sich den Film auf alle Fälle, er ist es definitiv wert gesehen zu werden, aber wenn man im Nachhinein über das Geschehen und die Ideologie dahinter nachdenkt, oder man die Darstellung der Samurai mit deren älterer Kurasawa Filmen vergleicht, bleibt ein extrem fader Nachgeschmack.