Octane - Kolbenfresser, Zylinderkopfdichtung defekt, Getriebe- und Rahmenschaden – da is nix zu machen!
Octane, das bezeichnet im Englischen sowohl die chemische Verbindung zwischen Wasser- und Kohlenstoff als auch, wie der schwer belastete Autofahrer bei jeder Betankung seines Automobils an der Zapfsäule lesen kann, die Effizienz seines bevorzugten Kraftstoffes (Achtung Spoiler: neuerdings bis 100 Oktan)
Was das alles mit Marcus Adams neuestem Machwerk zu tun hat? Bis auf die Tatsache, dass wir es hier mit einem Film zu tun haben, in dem Autobahnen, Autos, Raststätten, Wohnmobile, Tanklaster also generell das Thema Mobiles und Verkehr als Spielfläche dieses „Road Movies“ fungiert, herzlich wenig. Allerdings – eigentlich liegt es ja so nah: Auf Autobahnen fährt man mit Autos und die brauchen Benzin und wenn das alle ist dann hält man an der Raststätte um an der Zapfsäule zu tanken und wenn die mal kein Benzin mehr ausspucken dann kommt der TANKlaster - liegt hier der Konnex zum Titel? – Tanklaster transportieren Benzin und da ist dann üblicherweise auch das titelgebende Oktan drin! Tja, klingt kompliziert, is aber ganz einfach! Sie merken schon, mit Stringenz und Logik scheint man sich diesem Film oder zumindest einmal dem Titel nur bedingt nähern zu können und wir wollen dem guten Marcus Adams einmal unterstellen, dass er sein Werk mit Bedacht „Octane“ genannt hat- vielleicht meint er ja die Effizienz des Kraftstoffes, der seinen Horrorthriller in Bewegung setzt.
Was sagen dazu die, die diesen Film in ihrem Programm ja aus wirtschaftlichen Gründen nicht allzu schlecht aussehen lassen dürfen, die Schreiber des Programmhefts vom FantasyFilmFests:
„... It-Girls...It-Boys...formvollendet schön(er) Horror...mega-hippe(s) Vampir-Noir-Spektakel...a stylish exercise in nihilistic bloodsucking along the lines of Near Dark and Lost Boys...“
Zusammen mit dem „...genialen Orbital-Soundtrack“ scheint also „der Tiger in den Tank gepackt“ und man freut sich auf ein richtiges Highlight des modernen Vampirfilms jenseits aller Klischees des Genres!
Jedoch weit gefehlt! Die bittere Wahrheit sieht nun einmal allzu oft ganz anders aus: Mutter (geschieden) und Tochter (It-Girl und angeblich 15, so will es das Drehbuch) befinden sich auf der Heimreise von Töchterleins Geburtstag bei Vater (richtig: auch geschieden). Während eines Staus auf der Autobahn, verursacht durch Unfall beobachtet Mutter (nur ein Satz: Madeleine Stowe ist in diesem Film weit davon entfernt motiviert zu schauspielern, sie kennt im Gegensatz zu uns das Drehbuch ja von Anfang an!) seltsame Personen die das Prädikat Unfalltouris verdient hätten! Und jetzt der Handlungsapparat: Klar, man nimmt eine Goa-illuminierte Anhalterin mit, die Töchterlein ob ihres – und jetzt kommts: Bauchnabelpiercings gaaanz toll findet und auch so von der Art her...you know?. Mutter ist natürlich total uncool und total gegen diese Art der Lebensverwirklichung und nachdem Mutti auch noch verbietet zu The Dome... Verzeihung irgendein (wahrscheinlich Orbital) Konzert zu fahren hat Tochter aber endlich die Faxen dicke und macht sich, wie es heutzutage für moderne 15-jährige Mädchen Gang und Gäbe ist, mit Hilfe ihrer neuen Freundin (sie kennen das: manchmal findet man Anhalter, bei denen man schon vom ersten Augenblick an denkt man kennt sich seit dem Kindergarten) und deren älteren Buddys stinkelingpief, wie Heinz Erhardt sagen würde, aus dem Staube.
Sie ahnen es: Mutter jagt Tochter hinterher, nachdem Polizei wenig hilfreich ist. Ach ja, dabei hilft ihr ja noch ein seltsamer Abschlepptrucker und zwar It-Boy Norman Reedus, ein Part, der den Award für den redundantesten Heldenhelfer schier internalisiert hat. Eine Rolle, so schlecht geschrieben und gespielt, dass in seiner Filmographie nicht einmal seine Bruderrolle im genialen Boondock Saints (Der Blutige Pfad Gottes) als Reha-Faktor zur Ehrenrettung gereichen kann.
Ohne zuviel zu verraten (wollen sie sich den Film nun immer noch antun?): der Showdown findet in einem Automobilforschungszentrum (da, schon wieder- Autos! Also doch kein tieferer Sinn im Titel!) statt: da stehen unmotiviert 60er Amischlitten rum und Ford Cougars, da gibt es Schalter in rot und Grün und zum besseren Verständnis für die Hilfswissenschaftler aus Lateinamerika steht bei rot CLOSE und bei Grün OPEN! Da gibt es für das ( offensichtlich Ford) Forschungszentrum gerade einmal 2 Sicherheitsbeamte (kein Wunder wenn es bei denen nicht vorwärts geht), grundsätzlich wurden bei der Einrichtung aller Forschungslabors nur kabellose Mikrophone geliefert wenn z.B. mal Dr. Santiago eine Frühjahrsmodenschau moderieren will- und dafür sind dann auch stets alle Lautsprecher des Werks an alle Mikrophone gekoppelt.
Alles in allem strotzt dieser Film mit jeder Faser Celluloid vor Unlogik, einem schlechten Drehbuch, dümmlich agierender Schauspieler, einer Rhythmik die von einschläfernd bis videoclip-lächerlich reicht und den „unvampirigsten Pseudovampiren“ die das strapazierte Genre je gesehen hat - ach ja Spannung kommt nur bei der Frage auf, ob in diesem Film 15-jährige nervige Mädchen gemein gemeuchelt werden.
Fazit: Eine Runde an die Tanke fahren und das teure 100 Oktan Benzin kaufen ist spannender und vielleicht läuft die Karre dann wirklich schneller!
Wertung: 1/10 (Punkt für den Arbeitsaufwand)