Das Haunted-House-Schema kann im großen Stil scheitern. Soviel hat „Das Geisterschloss“ (1999) bewiesen. „Flesh for the beast“ ist natürlich kein Deut besser, oder innovativer als die lahme Big Budget Version, dafür wartet dieser Billig-Splatter-Schund mit einigermaßen gelungenen Spannungsmomenten und Atmosphäre auf. Der obligatorischen Goreeffekte und Sexszenen hätte es da eigentlich gar nicht bedurft. Nebenher läuft eine recht belanglose Geschichte, die aber gegen Ende den einen oder anderen Plottwist besitzt, der bei einer solchen Art von Film schon positiv überrascht.
Das auf übernatürliche Phänomene spezialisiertes Team um Ted Sturgeon (Clark Beasley Jr.) erhält mit der Untersuchung der sagenumwobenen Fisher-Villa den Auftrag ihres Lebens. Als der zwielichtige Besitzer des Anwesen John Stoker (Sergio Jones) von der blutigen Vergangenheit des Hauses und dessen angeblichen Fluch erzählt, glauben die Spezialisten zunächst an die üblichen Übertreibungen. Nachdem aber einer nach dem anderen den Dämonen, die in Gestalt verführerischer Frauen auftreten, zum Opfer fallen, entwickelt sich der Auftrag zu ihrem größten Alptraum.
Nach einem kleinen einführenden Appetitanreger, kommt „Flesh for the beast“ gewohnt schnell zur Sache. Es fällt dabei nicht besonders allerdings negativ auf, dass die schauspielerische Qualität der Akteure leider hinter der recht professionellen Einführung der Hauptpersonen stark zurück bleibt. Ein paar Reißbrettcharaktere werden aufs Nötigste vorgestellt, sinnigerweise spaltet sich das Team bei ihrer Geisterjagd sofort auf, so dass alle hübsch allein ihren Alpträumen begegnen können. Als die Mitglieder nach und verschwinden, werden sie von ihren Kollegen mal wieder nur halbherzig vermisst - als das sind Klischees, die zwar ohne Ende nerven, mit denen man sich als geübter Horrorfilmgucker wohl oder übel anfinden muss. Der Bruch mit den Gesetzen des Genres erfolgt dann aber erstaunlich fix.
Der Anführer der Truppe, zunächst als nomineller Held im Film etabliert, muss überraschenderweise gleich als erster dran glauben.
Ob man dem Regisseur soviel Stilbewusstsein zusprechen darf und dies als Hommage an z.B. Alien (1979) deutet, halte ich für übertrieben. Mir hat es jedenfalls gefallen, zumal der Verlust des einzig kompetent und vorsichtig wirkenden Mitglied der Geisterjägercrew das Gefühl des hilflosen Ausgeliefertsein gekonnt verstärkt. Der Rest der Experten wird dann hintereinander nach Schema-F erledigt. Besonders ärgerlich bei diesem 10-kleine-Negerlein-Spielchen ist allerdings, dass bei den erfahrenen Geisterjägern doch erstaunlich wenige Zweifel aufkommen, wenn in einem dunklen Raum plötzlich das Licht angeht, eine nackte Grazie vor ihnen steht und um Sex bettelt. Könnte es sich hier möglicherweise um eine übernatürliche Erscheinung handeln? Sollte es sie etwa stutzig machen, dass das Fisher-House ein ehemaliges Bordell ist und in Verdacht stehen, dass die ehemaligen Freudendamen als Untote durchs Haus geistern könnten? Egal, nach jeweils sehr kurzer Diskussion lassen sich die „Geisterjäger“ samt und sonders zunächst bereitwillig ins Bett zerren nur um danach höchst grausam zerfleischt zu werden. Wenigsten solchen Leuten dürfte man ein gewisses Talent in Sachen: „Wie erliege ich nicht einer dämonischen Verführungsattacke?“ zusprechen können. Nix da. Alle werfen ihr Handwerk über Bord, packen ihren Schwanz aus und dürfen ihre geheimen Phantasien ausleben, bevor sie ausgeweidet werden. Auf Einzelheiten dieser Blutorgien einzugehen geböte an dieser Stelle schon allein die Tatsache, dass der Film diese Sequenzen offenbar zu seinen Höhepunkten zählt. Andererseits kommt der Streifen in diesem Punkt nicht über den durchschnittlichen Splatter-Standard hinaus. Sowohl was Kreativität, aber vor allem was die technische Durchführung angeht.
Wohlwollender kann man hingegen über die technische Umsetzung des gesamten Films urteilen. Obwohl offenkundig vor und hinter der Kamera keine ausgewiesenen Meister ihres Fachs standen, schafft der Film eine durchgehend dichte und ernste Atmosphäre, die nur ungewöhnlich selten ins wirklich Lächerliche abdriftet. Nach einigen gelungenen einführenden Bildern von dem Spukhaus, spielt sich der Rest der Handlung ausschließlich im Inneren ab, was zu allererst einmal natürlich vor allem die Produktionskosten drückt, aber Passenderweise nebenbei auch eine düstere, beklemmende Atmosphäre erzeugt. Hätte der Regisseur mehr Energie auf diesen Aspekt des Films zu Lasten der plakativen Sex- und Gewaltorgien gelegt, wäre möglicherweise sogar ein durchschnittlich stimmiger Horrofilm draus geworden. Aber da sich das Team nach eigenen Aussagen an den billigen, freizügigen und dümmlichen europäischen Schundhorrorfilmen der 70er Jahre orientierte, darf man eigentlich gar nicht viel mehr erwarten.
Neben all der schauspielerischen und inszenatorischen Unzulänglichkeiten, kann man „Flesh for the beast“ einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. Die Geschichte, obwohl vornehmlich auf die Rechtfertigung diverser sinnloser Sex- und Gewaltorgien ausgelegt, wird stimmig präsentiert und straff vorangetrieben.
Daran werde ich mich noch lange erinnern:
Das frühe Ausscheiden des nominellen Helden der Geschichte.