ACHTUNG ! SPOILER !
„Four astronauts crash-land on Mars where they encounter a plethora of alien terrors as they make their way to an ancient city and discover the 'HORRORS OF THE RED PLANET' “. (US-VHS)
THE WIZARD OF MARS ist David L. Hewitts erster Langfilm als Regisseur (nach dem Kurzfilm „Monster Crash Pyjama Party“), den er innerhalb eines Monats realisierte. Der Film weist einige rudimentäre Parallelen zum Hollywood-Film „The Wizard of Oz“ von 1939 auf, wie etwa die Turbulenzen am Anfang, den Namen Dorothy, die „goldene Straße“, die Aufgabe, die der „Zauberer“ den Protagonisten stellt, die plötzliche Rückkehr an den Ausgangspunkt und weitere, unbedeutende Kleinigkeiten.
Der ganze Film plätschert allerdings ohne rechten Höhepunkt langsam vor sich hin, und das überraschende und jähe Ende ist auch eher unbefriedigend. Die Dramaturgie und die Struktur des Films ist leider absolut unbrauchbar. So ist z.B. die Sequenz die in einer Höhle angesiedelt ist, endlos in die Länge gezogen (ca. 18 Minuten), ohne das sich hier etwas wesentliches ereignet oder ein Spannungsbogen aufgebaut wird. Auch der schier endlose Monolog, den John Carradine am Ende des Films hält (ca. 10 Minuten), ist eine ziemliche Zumutung. Die einzige Abwechslung in dieser statisch gefilmten Sequenz besteht hier aus dem sich durch ein paar Überblendungen langsam wandelnden Sternenhimmel, auf den Carradines Kopf projiziert wurde, und einige Zwischenschnitte auf die vier Protagonisten. Dabei verkündet Carradine, der nur einen Drehtag für seinen Part benötigte, u.a.: „Ours was the greatest empire the galactic zivilisations has ever whitnessed. We were the masters of the Stars.“
Nach etwa 14 Minuten schaltet sich überraschend auch noch einer der Darsteller als Erzähler aus dem Off in die Handlung ein und lässt uns u.a. wissen: „I can not escape the feeling of being watched by some unseen intelligence...“ Im Verlauf der Handlung begleitet er immer mal wieder das Geschehen mit Kommentaren, aber ab etwa der Hälfte des Films taucht er nicht mehr auf.
In technischer Hinsicht kann sich THE WIZARD OF MARS durchaus sehen lassen, wenn man die zur Verfügung stehenden, geringen finanziellen Mittel in Betracht zieht. Laut Fred Olen Ray inszenierte Hewitt den Film für „...an incredibly minuscule budget of $33.000.“ (Ray: Seite 90). Aber: „Many of the shots work well on the big screen and overall the film looks much more expensive than it has a right to.“ (Ray: Seite 91) Hewitt hatte sich kurz vor den Dreharbeiten mit der Funktionsweise eines „optical printers“ vertraut gemacht und diesen für seinen Film optimal genutzt. So ist es ihm gelungen, mit verschiedenen optischen Effekten und einer originellen Farbgestaltung in Verbindung mit gut gewählten Außenaufnahmen und geschickten Kamerawinkeln eine durchaus ansehnliche und befremdliche Mars-Landschaft auf Zelluloid zu bannen. Gedreht wurden die Außenaufnahmen laut IMDb in den „Lehman Caves“ und im „Great Basin National Park“ in Nevada.
Die weiteren optischen Effekte, etwa das Raumschiff im Flug und das Modell der Ruinenstadt, können dagegen nicht wirklich überzeugen. Die Sequenz, in der seltsame „Wasserpflanzen-Monster“ die Astronauten „attackieren“ und sich dabei kaum bewegen, erzeugt keine Spannung sondern reizt eher die Lachmuskeln. Auch das mit Segelohren bestückte, nach Pappmaché aussehende Alien mit dem großen, farbig pulsierendem Gehirn sorgt für mehr Lacher, als Hewitt liebt sein kann. Eher anstrengend ist auch der Soundtrack, der zum einen aus „Sphärenklängen“ (mit einem Marimbaphon und viel Hall erzeugt) und orchestraler Musik besteht, zu der teilweise elektronisches Gezirpe und Gezwitscher hinzugefügt wurde. Diese „Electroneffects“ (wohl eine Reminiszenz an die „Electronic Tonalities“ aus „Forbidden Planet“) wurden von einem gewissen Frank A.Coe erzeugt, der üblicherweise als Tontechniker beschäftigt war.
Die schauspielerischen Darbietungen sind bedauerlicherweise auch auf sehr niedrigem Niveau angesiedelt, und vor allem Jerry Rannow irritiert den Zuschauer mit seiner grotesken Mimik. Wer dennoch mehr über den Darsteller wissen möchte, der später vor allem als Autor tätig war, möge dessen eigene Webseite besuchen. Eve Bernhardt in der Rolle der eher passiven Dorothy, hat eine durchaus interessante Karriere gemacht (siehe Wikipedia) und durfte sich mit diversen Titeln aus zahlreichen Miss-Wahlen schmücken. So war sie unter anderem „Miss Los Ageles Fire Department“ und „Miss Lasting Impression“. Was es nicht alles gibt… Ihre Filmkarriere war allerdings ausgesprochen kurz und THE WIZARD OF MARS war wohl der letzte Film, in dem sie zu sehen war.
Alles in Allem ist für THE WIZARD OF MARS der auch als HORRORS OF THE RED PLANET bekannt ist, schon eine gehörige Portion Geduld vom Zuschauer gefordert, doch man sollte ihn aufgrund seiner an sich sympathischen Machart nicht gleich in die Abteilung „Schrott“ verweisen.
Produziert wurde THE WIZARD OF MARS von einer Firma, die Ventilatoren herstellte. Beeindruckt von Hewitts Engagement, gründeten die Geldgeber daraufhin „American General Pictures“ „...to handle [WIZARD OF MARS] and other upcoming pictures that Hewitt would make. The vending machine operators opened [AGP] with Marvin Jones as the president, Leo Mack Jr., as vice president [...]. Hewitt would be in charge of all creative decisions and handle film production.“ (Ray: Seite 91)
Nach seiner Uraufführung im Jahre 1965 war der Film nur noch selten zu sehen. In Deutschland wurde er nie offiziell veröffentlicht. In den 80er Jahren kamen in den USA bei „NTA Home Entertainment“ (1984) und bei „Genesis Home Video, Inc.“ je eine VHS auf den Markt. Im Netz findet sich zudem die Abbildung einer Schwedischen VHS, erschienen bei „Walthers Video“. In Australien ist eine DVD von „Siren Visual Entertainment“ veröffentlicht worden, auf der sich auch Hewitts „Journey to the Centre of Time“ befindet. (Stand: 10/2025)
„Technical Advisor“ des Films war Forrest J. Ackerman.
In Al Adamsons Film „Horrors of the Blood Monsters“ tauchen einige Szenen aus dem Film ebenso wieder auf wie in „The Doomsday Machine.“
Ausführliche Zusammenfassung der Handlung:
Am 1.Januar 1975 befindet sich das amerikanische Raumschiff „Mars Probe I“ im Anflug auf den Mars. An Bord befinden sich die Astronauten Steve (Roger Gentry), der Schiffsarzt „Doc“ (Vic McGee), Dorothy (Eve Bernhardt) und der junge Charlie (Jerry Rannow). Plötzlich kommt es zu heftigen Turbulenzen im All. Gigantische elektrische Entladungen setzen die Elektrik des Raumschiffes außer Betrieb. Mit äußerster Anstrengung gelingt der Besatzung eine Notlandung auf dem Planeten.
Da ihr Sauerstoffvorrat im Schiff begrenzt ist, ziehen sie ihre Raumanzüge an und betreten die Oberfläche des Mars. Hier folgen sie einem Funksignal, dass von einer Versorgungsstation gesendet wird, welche schon vor ihrem Flug auf dem Planeten abgesetzt wurde.
Zunächst müssen sie dazu mit kleinen Schlauchboten einem Flusslauf folgen, auf dem sie von seltsamen Pflanzenwesen attackiert werden. Der Fluss endet in einer Höhle, in der sie sich unbeschadet ans Ufer retten können. Lange Zeit irren sie durch die labyrinthische Höhle, in der sie zudem ein unterirdischer Vulkan in arge Bedrängnis bringt. Doch schließlich erreichen sie wieder Tageslicht und sehen vor sich einen unwirtliche Wüste. Als die Astronauten die Hoffnung, die Versorgungsstation noch zu finden, schon aufgeben wollen, entdecken sie doch noch die Station, die hinter einer Düne verborgen ist.
Sie versorgen sich mit Sauerstoff und stoßen dann in der Nähe auf eine Art gepflasterten Weg, der in der Sonne golden schimmert. Sie folgen dem Weg und erreichen bald eine malerische Ruinenstadt. In der Stadt entdecken die vier Raumfahrer zahlreiche unterirdische Gänge, in denen unzählige, säulenartige Container stehen. Als sie einen dieser Container näher untersuchen, stellen sie fest, dass sich darin ein humanoides, scheinbar mumifiziertes Wesen mit übergroßem, freiliegendem Gehirn befindet. Dieses Geschöpf nimmt telepathischen Kontakt mit Steve auf und weist ihn an, mit seinen Begleitern einen anderen Raum aufzusuchen. Als sie sich dorthin begeben, erscheint in diesem kuppelartigen Bau plötzlich, auf einen Sternenhimmel projiziert, das Gesicht eines Marsbewohners (John Carradine). Dieser WIZARD OF MARS klärt die Raumfahrer in einem langen Monolog über die Evolution und das Schicksal der Marsbewohner auf.
Diese hatten einen außerordentlichen Höchststand ihrer Rasse erreicht und es war ihnen gelungen, die Zeit selbst anzuhalten. Nun sind sie seit Jahrhunderten in einer Art Zeitvakuum gefangen, aus dem sie selbst sich nicht mehr befreien können. So werden die Astronauten aufgefordert, einen Zeitmechanismus wieder in Gang zu setzen, um so die Marsianer zu erlösen. Kaum haben die Besucher den mechanischen Pendel wieder in Bewegung versetzt, beginnt die ganze Ruinenstadt nach und nach zu zerfallen und sich in Nichts aufzulösen, den jahrhundertelang aufgehaltenen Verfallsprozess in minuten-schnelle nachholend. In letzter Sekunde können sich die vier Astronauten in Sicherheit bringen. Wieder im Freien, fallen sie erschöpft zu Boden. Plötzlich lösen sie sich in Nichts auf und befinden sich mit einem Mal wieder an Bord ihres Raumschiffes. Als sie mit der Erde Kontakt aufnehmen, müssen sie erkennen, dass seit ihrem letzten Funkspruch scheinbar nur zwei Minuten vergangen sind...
Aus der Werbung:
Trapped in a hostile alien world, where the nightmare has has just begun...
Will they survive? (US-VHS)
Spiked Pendulum of Death at the Center of Time!
A Girl and 3 Men Faces Horrors of Mars!
2000 Year Old Creatures Refuse to Die! (Video)
Literatur:
Fred Olen Ray: The New Poverty Row. Independent Filmmakers as Distributors, McFarland 1991