Review

“CRIMES OF THE FUTURE” könnte man oberflächlich, als eine Art “Stereo” in Farbe bezeichnen. Wie schon in “Stereo” verzichtet David Cronenberg abermals auf eine Synchronisation, er besetzt die Hauptrolle mit “Stereo-Hauptdarsteller“ Ronald Mlodzik, der noch in weiteren Filmen David Cronenbergs auftauchen wird.
Die kalte, strenge Beton-Stahl-Glas Architektur Kanadas Universitäts- und Krankenhausgebäude spielt - wie schon in “Stereo”, auch in “Crimes of the Future” eine zentrale Rolle, die als futuristisch, nüchterne Zukunft ausgegeben wird.
Als dramaturgische Unterstützung verwendet Cronenberg diesmal Musik, besser gesagt Klänge und Geräusche, welche fast nur aus kratzend, rauschenden und verzerrten “Soundkollagen” bestehen und sich beim ersten betrachten/ Anhören als gewöhnungsbedürftig erweisen.

Nachdem der wahnsinnige Dermatologe Rouge spurlos verschwunden ist, macht sich Adrian Tripod - ein Assistent von ihm, auf die Suche um herauszufinden was geschehen ist. Adrian Tripod (Ronald Mlodzik, der Charakter des Adrian Tripod fungiert als “Erzähler” dessen Kommentar, die einzigen gesprochenen Worte im Film darstellen. Allerdings - wie auch in “Stereo” nur im “Off” ) findet bei seiner Suche heraus, das mittlerweile eine Krankheit namens “Rouge’s Malady” (die alle geschlechtsreifen Frauen befällt und “aussterben“ lässt) ausgebrochen ist. Verantwortlich für die “Rouge’s Malady” ist allen Anschein nach verseuchtes Makeup.
Auf seiner Suche stößt Adrian Tripod auf eine reihe von eigenartigen Personen, in einem Institut trifft er eine Gruppe von Ärzten/ Pflegern und Patienten, die scheinbar sinnlos und apathisch vor sich hin leben. Besonderes Interesse schenkt er der Tatsache das die Männer lackierte Finger und Fußnägel haben. Scheinbar sind auch sie von der Rouge’s Malady befallen, einer der Männer stirbt und es scheint, das in seinem Körper - neue, praktisch funktionslose Organe herangewachsen sind.
Adrian bleib in dem Institut, er versucht ein Gegenmittel mit Hilfe der Ärzte zu finden, um so die Ausbreitung der Rouge’s Malady zu Stoppen.

Die Handlung von “Crimes of the Future” hört sich nicht nur merkwürdig an - sie ist es auch.
Darstellung und Ablauf der Geschichte sind weitaus verrückter als ich es hier beschreiben kann.
Menschen die vollkommen irrationale Dinge tun, verseuchtes Makeup, wahnsinnige Dermatologen, wissenschaftlich/ medizinische Institutionen (z.B. “The House of Skin”, “Institute of Neo Venereal Disease” oder die “Oceanic Podiatry Group”), in einer Szene rennt ein Pfleger mit einem Maschinengewehr herum - um nur einige der bizarren “Highlights” zu nennen.

Hält man sich aber die Tatsache vor Augen, das man es mit einem “Cronenberg“ zu tun hat, kommt schließlich Licht ins dunkel.
Medizin, Technik, Wissenschaft, Sexualität und der Stellenwert des Menschen innerhalb dieser Begriffe sind zentrale, widerkehrende Themen in David Cronenbergs Filmen, schließlich trägt er nicht von ungefähr den Ruf: “Begründer des Body-Horrors” zu sein.

Eine frage stellt sich mir dennoch, ist nun “Stereo” oder “Crimes of the Future” der skurrilere, bizarrerer Film in Cronenbergs frühen Filmschaffen?
Interessant, verstörend, intelligent und jenseits gängiger Filmklischees sind jedenfalls beide “Cronenberg-Experimente am lebenden Zuschauer”.

Details
Ähnliche Filme