Die neueste "Romantic Comedy" aus Korea nennt sich "Crazy First Love", und ist der erste abendfüllende Film von Oh Jong-rok, der bereits mit dem TV-Film "Piano" Erfolge feierte. Mit dem Hauptdarsteller Tae-hyun Cha als Zugpferd versucht sich "Crazy First Love" in ähnliche Klassen zu drängeln, wie seine vorherigen Filme "My Sassy Girl" und "Lover's Concerto". Die Meßlatte ist also hoch. So hoch, dass "Crazy First Love" schon ein Meisterwerk sein müsste, um die durch Tae-hyun Chas Filmographie geschürte Erwartungshaltung zu befriedigen.
Natürlich ist "Crazy First Love" kein Meisterwerk. Aber auch kein schlechter Film. Die Geschichte dreht sich eben um den Tae-hyun Cha-Charakter Tae-il, der die Mutterbrust mit der zur gleichen Zeit geborenen Il-mae, deren Mutter bei der Geburt starb, teilt. Im Zeichentrick-Anfang des Filmes beschreibt sie Tae-il als diejenige, die ihm in den ersten Monaten ihres gemeinsamen Lebens die ganze Milch aus den Mutterbrüsten gestohlen hat. Später wird sie ihm sein Herz stehlen. Aus den Sandkastenfreunden werden erwachsene, junge Leute. Schon mit 13 versucht Tae-il von Il-maes Vater, der zufälliger Weise auch noch sein High School-Lehrer ist, ihre Hand versprochen zu bekommen. Um den schlechten, lauten, mit Gangsterbanden liebäugelnden Schüler auf die richtige Bahn zu lenken, verspricht Il-maes Vater Yeong-dal demjenigen, der im Abschlussjahr bessere Noten als seine begehrte Tochter hat, die Ehe mit eben jener jungen Frau.
Um jenen Konflikt, gleichzeitig gute Noten bekommen zu müssen, also größtenteils hinter dem Schreibtisch gesperrt zu sein, während Il-mae, der diese Dinge eher leicht fallen, abends ausgeht, und sich mit anderen Jungs trifft, aber gleichzeitig aufzupassen, dass sie sich nicht zu sehr mit ihren Dates anfreundet, geht es im ersten Teil von "Crazy First Love". Tae-il ist bestrebt, später eine keusche, jungfräuliche Il-mae zu heiraten. Il-mae jedoch sehnt sich nach echter Liebe und physischer Zuwendung. Um sein Testosteron gezügelt zu halten, vermeidet es Tae-il sogar, seine Angebetete zu küssen, da ein Kuss bei ihm den Wunsch erwecken würde, an noch intimere Stellen Il-maes vorzudringen, als nur den Mund. Da sich Il-mae aber nicht mit ihrem fortschreitenden Alter, und der Tatsache, noch nie geküsst worden zu sein, nicht abfinden kann, wendet sie sich zunächst von Tae-il ab...
"Crazy First Love" ist wahrlich nicht einfach. Wie im echten Leben wird die Story hin und her geschmissen. Ständig bauschen sich neue Konflikte für die Hauptdarsteller auf. Immer wenn der Zuschauer denkt, Tae-il könnte endlich seinen Lebenstraum erreicht haben, nämlich endlich Il-mae zu ehelichen, hat Regisseur Oh Jong-rok die nächste Überraschung parat, mit der er den weiteren Verlauf des Filmes noch ein wenig dehnen kann. Jenes Rezept geht allerdings nicht ganz auf, da es doch irgendwie zu einseitig konstruiert ist. Der hartnäckige Tae-il wird auf seinem Weg zum Glück, also zu Il-mae, immer und immer wieder zurückgestoßen, schafft es letzten Endes doch. Mehr passiert eigentlich nicht in "Crazy First Love". Und da jenes Zurückstoßen Tae-ils heißt, Darsteller Tae-hyun Cha muss mit seiner sich überschlagenen Stimme weinerlich sein Leben beheulen, heißt dies für den Zuschauer wiederum, Nerven zeigen zu müssen. Nicht selten ist man angesichts der nächsten Heulattacke des Darstellers, gewillt, dem Streifen keine nächste Chance zu geben.
Bis auf jenen Punkt, kann man sich aber guten Gewissens von "Crazy First Love" unterhalten lassen. Die Witze prasseln zwar nicht nonstop auf uns herab, und die dramatischen Szenen werden auch oft zu sehr von alberner Komik verwässert, insgesamt sind aber beide Punkte zu verschmerzen - schließlich ist besonders die erste Hälfte des Films enorm spaßig und turbulent, was besonders daran liegt, dass beide Hauptfiguren, also sowohl Il-mae und Tae-il aktiv und offensiv im Sinne ihrer gemeinsamen Zukunft handeln. In der zweiten, etwas tiefsinnigeren Hälfte des Filmes, sind es dann Tae-il und sein Möchtegern-Schwiegervater, die eine herzliche Freundschaft verbindet.
Der größte Pluspunkt jedoch sind hierbei die Darsteller. Tae-hyun Chas Eignung, in so einem Film mitzuspielen, steht außer Frage. Auch seine Partnerin Ye-jin Son, die die Wandlung vom High-School-Mädchen von Nebenan zur studierten Geschäftsfrau überzeugend mitmacht, ist aus "The Classic" und "Lover's Concerto" bekannt, und somit auch kein unbeschriebenes Blatt auf dem Bereich der hochwertigeren Liebesdramen. Highlight des Filmes ist jedoch Dong-geon Yun, der bereits in "Marrying the Mafia" Zentrum allen Interesses war. Seine herzliche, kantige Darstellung des Lehrers ist hinreißend komisch bis fabelhaft ernst.
"Crazy First Love" geht nicht in den Olymp asiatischer Liebes-Tragikomödien ein, ist aber schöne Unterhaltung - eine nette Überbrücken der Zeit, bis der nächste Knaller aus Korea auf uns wartet.