Sean Cunningham (Deep Star Six) taugt wohl mehr als Produzent, statt als Regisseur. Zumindest ist ihm "Freitag der 13." gelungen und "Die Kids von Orlando" auch. Wir haben hier einen typischen Actionthriller der frühen 80er Jahre. Die erste Halbzeit ist recht lahm, dafür geht es in der Zweiten richtig rund. Der Score ist fetzig, das Flair einmalig und James Spader als blonder Psychopat ist richtig schön fies. Aber solch einen ähnlichen Plot servierte Mark L. Lester zwei Jahre zuvor schon in härterer Form mit "Die Klasse von 1984". "Die Kids von Orlando" hat schon ein wenig Staub angesetzt und verschwand nach der Kinoauswertung direkt in der Versenkung. Die hier gezeigte Gewalt an der Schule mag für damalige Verhältnisse heftig gewesen sein, doch heute schockt das Niemanden mehr.
Ein harter Schicksalsschlag für die Geschwister Loren (Shannon Presby) und Abby (Lori Loughlin), als ihre Eltern bei einem Autounfall sterben. Onkel Charlie (Eddie Jones) holt die Kinder zu sich nach Florida, in die verschlafene Kleinstadt Homestead. An der neuen Schule geraten sie bald mit Eddie Dutra (James Spader) und dessen Gang aneinander. Es beginnt mit harmlosen Streitereien und endet in einem Blutbad. Denn Dutra und seine Schergen entpuppen sich als eiskalte Killer, die auch vor Mord nicht zurückschrecken.
Cunningham hätte in der ersten Halbzeit mehr Tempo machen müssen. Er beginnt noch vor dem Tod der Eltern (Tom Atkins, Jean De Bear). In den ersten fünf Minuten sehen wir, wie sehr Loren und Abby an ihren Eltern hängen. Ihr Vater ist ein hochrangiger Colonel, ganz klar, dass Loren sich zu wehren weiss und man vor dem Frühstück noch richtig Sport treibt. Bis zum ersten Kontakt mit Dutra und seiner Gang vergeht eine knappe halbe Stunde. Vorher muss man sich erst beim ausgeflippten Onkel Charlie einleben, der nicht nur eine Tankstelle führt, sondern auch einen kleinen Jahrmarkt. Sehr langsam spitzt sich die Lage zwischen den Geschwistern und Dutra zu. Erst beschimpft man sich nur und Dutra versucht ständig Abby zu verführen. Weiter geht es mit Sachschäden, daraufhin folgen Kloppereien. Aber man muss ein wenig Sitzfleisch haben, doch was lange währt, wird endlich gut. Im Finale lässt Cunningham dann die Sau raus. Hier müssen Abby und Loren gegen Dutra und seine gesamte Gang antreten, auf Charlies Jahrmarkt. Hier fährt man auch eine härtere Gangart, die bis heute anhaltende Indizierung wirkt trotzdem überholt. Die Keilereien sind recht hart, ein Gangmitglied wird von seinem eigenen Kampfhund zerfleischt, ein Anderer wird von der Minibahn überrollt und Dutra in eine lebende Fackel verwandelt. Der Showdown hat es in sich, die Streitereien davor wirken dagegen wie Peanuts.
Über die Darsteller kann man sich nicht beklagen. Shannon Prisby und Lori Loughlin mimen das Geschwisterpaar ordentlich, noch besser gefällt James Spader als Gangführer Eddie Dutra. Auch dürfen wir einen ganz jungen Eric Stoltz mit roten Haaren sehen. Tom Atkins ist nur in den ersten fünf Minuten zu sehen.
Tolles 80er Jahre Flair, auch musikalisch von Lalo Schifrin eine gute Leistung. Die Darsteller machen ihre Sache gut, aber der Plot schlägt keinen einzigen Haken. Die erste Filmhälfte wirkt etwas verschenkt, Cunningham kommt nur langsam zu Potte. Aber mittig entwickelt sich der Streit und sorgt für kleinere Actionintermezzos. Der harte Showdown ist der Höhepunkt. Freunde des 80er Jahre Kinos sollten den Blick riskieren.