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1968, lang vor der Gründung des Studio Ghiblis, arbeitete, damals noch unter der Leitung von Toei, ein Mann namens Isao Takahata an einem Anime, der die bisherige Trickfilm Welt auf den Kopf stellen sollte. Mit im Team war damals ebenfalls ein gewisser Hayao Miyazaki der zusammen mit Takahata später das Studio Ghibli gründen sollte.
Es war die erste Zusammenarbeit der beiden und die erste Regiearbeit für Takahata und seine letzte für Toei, den nach diesem Film wurde er gefeuert, denn die Produktionszeit wurde enorm überschritten und das Einspielergebnis war ein Flop (was aber nicht zuletzt an Toei selbst lag, die ihn schon nach 10 Tagen wieder aus den Kinos nahmen).
Dennoch ist und war Horus ein Bahn brechender Anime und wurde zu einem echten Insidertipp und Untergrundhit in Studentenkreisen und bei jungen Animekünstlern.
Die Geschichte und vor allem die Charaktere sind ziemlich komplex und besonders der tragische Charakter der Hilda war zur damaligen Zeit ein Meilenstein. Statt einen einfachen Kinderunterhaltungsfilm schuf Takahata und sein Team eine phantastische Geschichte, basierend auf einer alten Legende, rund um Mut, Liebe und Einheit, die besonders zum Ende hin mit vielen traumartigen Szenen ziemlich symbolisch wird. Hildas innere Zerrissenheit, Horus verzweifelter Kampf gegen den Dämon und dessen Lügen und Intrigen, das alles sollte schon damals zeigen welch ungeheures Potential hinter Takahata und Myazaki steckt. Es ist sicherlich schwer auseinander zu nehmen wer nun an was wie viel Anteil hat. Klar ist auf jeden Fall, dass besonders die Charaktere schon sehr an Myazakis spätere Filme erinnern.
Negativ fällt allerdings auf das die Charaktere teilweise zu überspitzt sind, denn grade die bösen sehen auch alle wirklich so böse aus, das man ihnen schon 3 Meilen gegen die Sonne ansieht das sie böses im Sinn haben. Das führt leider dazu das manche überraschende Enthüllung leider nicht wirklich überraschend kommt. Aber na ja, man kann ja nicht gleich alles richtig machen. ;)
Trotzdem versteht der Film es einfach einen zu packen und mitzureißen. Genau so wie man es von all den späteren Ghibliwerken gewohnt ist.
Einen ordentlichen Beitrag dazu leisten freilich auch die unglaublich sympathischen Charakterdesigns der Guten. Auch wenn die Charazeichnungen meist wenig detailliert sind, so schließt man sie doch sofort ins Herz und besonders die Kinder sind geradezu unverschämt süß.
Auch bei den übrigen Zeichnungen und vor allen Animationen merkt man dem Film sein Alter doch deutlich an. So sind z.B. einige „Massenkampfszenen“ dann auch als reine Stanbildschauen gehalten. Allerdings muss das ganze für die damalige Zeit wirklich überwältigend gewesen sein, denn selbst heute noch hat der Film einige tolle Szenen zu bieten und besonders den Landschaftszeichnungen merkt man an wie viel Liebe und Mühe hineingeflossen sind. Ein weiterer Punkt der schon sehr stark an spätere Myazaki Filme erinnert und dem Film deutlich dessen Handschrift verleiht.
Eigentlich kann ich jedem Anime- und besonders jedem Ghiblifan nur dringend raten, sich diesen Film einmal anzusehen, denn er war nicht nur ein Meilenstein des Animefilms an, sondern auch der erste, eindrucksvolle Beweis dafür das die beiden Namen Takahata und Myazaki zu zwei ganz großen Animemachern gehören.

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