Review

WISHING STAIRS - "Liebes-Drama" meets "fernöstlichen Grusel"

Die Story:
An einer Mädchenschule kursiert die Legende der "Fuchs-Treppe". Wer ein wirklich starkes Verlangen in sich trägt, während er diese Treppe empor schreitet, dem soll eine sonst nicht existierende 29. Stufe erscheinen, auf welcher man einen Wunsch äußern darf, der dann in Erfüllung geht.
Jin-Sung und So-Hee sind anfangs die besten Freundinnen, bis der Konkurrenzkampf um ein Stipendium in So-Hee rasende Eifersucht auf ihre begabtere Freundin entflammen lässt. Kurzerhand stellt sie die "Fuchs-Treppen"-Legende auf die Probe und wünscht sich das Rennen um das Stipendium für sich zu entscheiden.
Ihr Wunsch geht in Erfüllung, doch der Preis dafür ist tödlich...

WISHING STAIRS ist der dritte Teil der koreanischen WHISPERING CORRIDORS-Reihe, wobei aber alle drei Teile eine eigenständige, in sich geschlossene Geschichte erzählen, welche auch genießbar ist, wenn man die Vorgänger oder die anderen Teile der Reihe nicht kennt.
Den deutschen Vermarktungsstrategen muss daher kein Vorwurf gemachen werden, wenn sie WISHING STAIRS nicht mit dem kürzlich erschienenen MEMENTO MORI (Teil 2) in Zusammenhang bringen.
Da mir bis dato nur Teil 2 und 3 der Reihe bekannt sind, kann ich nur diese beiden miteinander vergleichen.

Ich dachte anfänglich, dass es sich bei WISHING STAIRS mal wieder um so einen auf der großen "Ringu"-Welle surfenden 08/15-Möchtegern-Grusel-Dreck handelt, wie er zur Zeit tonnenweise die Videothek überschwämmt (siehe "The Phone", Schoolday of the Dead", "Unborn but Forgotten", "Isola"...).
Da mich außerdem MEMENTO MORI auch schon nicht sonderlich vom Hocker gerissen hatte, waren meine Hoffnungen auf einen unterhaltsamen Videoabend entsprechend gering.

Aber denkste! WISHING STAIRS ist keine Fließbandproduktion, sondern ein durchaus empfehlenswerter Streifen. Wieso und warum, kann von mir jetzt erklärt werden:

Zunächst einmal zur Story: Diese beginnt wie ein Teenie-Drama, indem sie den harten Alltag an einer asiatischen Mädchenschule schildert, welcher von Leistungsdruck, Konkurrenzkampf und Rivalitäten geprägt ist. Der Film veranschaulicht den tristen Schulalltag, in dem sich die beiden Hauptcharaktere Jin-Sung und So-Hee durch ihre innige Freundschaft eine Art Insel geschaffen haben ( ...in dieser Hinsich ähneln sich WISHING STAIRS und MEMENTO MORI sehr... ).
Die Beziehung der beiden wirkt sehr idyllisch und harmonisch, und um so härter fällt der Kontrast aus, als es bei den beiden zum Bruch kommt.

Die durchgehend malerische Bildsprache lässt vereinzelt Märchen-Feeling aufkommen und ist mit ihren sehr fein und detailfreudig inszenierten Bildern ein absoluter Augenschmaus.
Die Erzählweise ist gut verständlich, gegen Ende aber wieder mal etwas abstrakt und wirr, woran man aber mittlerweile bei asiatischen Filmen gewohnt sein muss, und auch die Charaktere, die zu 99,9% aus hübschen, jugendlichen, schwarzhaarigen Asiatinnen bestehen, fallen ganz ordentlich aus.

Nun zum Grusel: Der wird sehr dezent eingesetzt, ist hier eher zweitrangig und ist auch insgesamt nicht auf eine Schockwirkung a la "Ring" oder "Ju-on" aus.
Da mir MEMENTO MORI bereits bekannt war, welcher mir unsäglich träge und reizlos erschiehn, und welcher im Punkto Grusel auf ganzer Linie abkackte, glaubte ich zu wissen auf welche Art von "Horror" ich mich hier gefasst machen müsste.
Doch glücklicherweise wurde ich eines Besseren belehrt:
Der Grusel ist hier sehr geschickt eingesetzt und verschmilzt mit dem Drama-Anteil zu einem vorzüglichem Gericht, das sogar noch eine nennenswerte Ladung Gänsehaut-Feeling beinhaltet.
Gegen Ende häufen sich dann die Geister-Aktivitäten, worunter auch ein "Sadako"-ähnlicher Auftritt zu bestaunen ist.
Im Punkto "Grusel" übertrifft Teil 3 MEMENTO MORI also um Längen, so dass hierbei ein durchaus ansehnlicher Spannungsbogen entsteht.

Hört sich doch ganz gut an bis jetzt, oder!?
Schwächen kann man WISHING STAIRS hinsichtlich dessen ankreiden, dass ihm insgesamt der letzte Schliff fehlt und ihm ein bisschen mehr Pepp mehr als gut getan hätte. Teilweise wirkt es fast so, als würde der Film sein Potential verschenken.
Aber naja, man kann eben nicht immer alles haben...

Insgesamt ist WISHING STAIRS ein kurzweiliger, aber auch ein sehr interessanter, ein durchaus unterhaltsamer und ein sehr sehenswerter Grusel-Drama-Mix, bei dem die Emotionen überwiegen, die Horrorelemente aber auch nicht zu kurz kommen.
Malerische Bilder erzählen ein düsteres Alltags-Märchen voller Poesie, Naivität, Verträumtheit und einem ordentlichen Klacks Sozialkritik.
Mein Fazit daher: Nicht nur Asia-Fans können getrost zugreifen!

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