Anthony Hickox, der inzwischen scheinbar neue Koryphäe auf dem Gebiet der sauber inszenierten B-Actionfilme werden will, legt mit „Blast“ ein unterhaltsames „Die Hard“ Rip-Off vor.
Hauptfigur ist der ehemalige Feuerwehrmann Lamont Dixon (Eddie Griffin), der inzwischen als Kapitän eines Schleppers seine Brötchen verdient. Lamont sorgt für seinen kleinen Adoptivsohn, das Kind eines bei einem Einsatz verstorbenen Feuerwehrkollegen. Viel wird abgesehen von einer Rückblende nicht davon erzählt, aber dem passionierten Genrefan ist klar, dass Lamont sich für den Tod des leiblichen Vaters verantwortlich fühlt und wohl deshalb auch den Job niedergelegt hat, denn das Script kommt mit wenig Innovationen aus.
Lamont und seine Crew haben einen neuen Auftrag erhalten: Sie sollen eine Bohrinsel zum Förderpunkt schleppen, damit diese dort installiert wird. Zwar protestieren Naturschützer und folgen sogar per Boot, doch Lamont lässt sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. So startet erst mal eine mäßig aufregende Exposition auf hoher See, die Lamont zwar als coolsten Kerl an Bord etabliert, aber etwas zu lange dauert und außer ein paar netten Stunts (Seilschwung vom Boot auf die Bohrinsel) wenig zu bieten hat.
Die Naturschützer geraten mit ihrem Boot in Seenot und Lamont beschließt in seiner Großzügigkeit sie an Bord zu nehmen. Schwerer Fehler, denn die Jungs stellen sich als beinharte Terroristen unter der Führung von Michael Kittredge (Vinnie Jones) heraus. Man nimmt die Besatzung gefangen, doch Lamont entkommt und beginnt einen Privatkrieg mit den Terroristen...
„Blast“ ist ein unterhaltsamer B-Actioner, doch nicht so gelungen wie Hickox’ jüngster Streich „Submerged“, da hier nicht alle Beteiligten voll bei der Sache waren. Gemeint ist hiermit Drehbuchautor Steven E. de Souza, der immerhin mit Jeb Stuart das Script für das geniale Original „Stirb langsam“ verfasste. Bei „Blast“ ist leider nur wenig von dessen Raffinesse zu merken, stattdessen eher solide Durchschnittsware, die aber bei vielen Vorbildern klaut. Die tragische Feuerwehrmannvergangenheit kennt man aus „Sudden Death“, die Gegenschlagsideen des Militärs (erst Seals, dann Flugzeugangriff) erinnern frappierend an „The Rock“ und beim Szenario scheinen an vielen Stellen „Stirb langsam“ und „Alarmstufe: Rot“ Pate gestanden zu haben. Auch sonst vermisst man Innovationen, sodass die Einführung wenig begeistert, ehe dann der Kampf gegen die Fiesling losbricht und dank des hohen Tempos solide Spannung aufkommt. Hälfte zwei ist zwar auch nur der handelsübliche Fight gegen die Terroristen mit den üblichen Wendungen (Doppelagenten, Familienmitglied gerät in Gefahr, Terroristen haben natürlich einen anderen Plan als sie vorgeben zu haben usw.), doch immerhin recht fesselnd geschrieben.
Im Gegensatz zu de Souza war Anthony Hickox voll und ganz bei der Sache und inszeniert „Blast“ als echtes optisches Schmankerl. Der Look kann (wie bei „Submerged“) quasi als B-Version einer Jerry Bruckheimer Produktion durchgehen und im Hintergrund wummert ein packender, für B-Verhältnisse überraschend aufwendiger Soundtrack, der für zusätzliche Dynamik sorgt. Mit seiner packenden Inszenierung kann Hickox dann auch die Innovationsarmut des Drehbuchs stellenweise vergessen machen. Allerdings hat de Souza sein Gespür für coole Oneliner nicht verloren, sodass diverse Gags (meist von Seiten Lamonts) das Geschehen zusätzlich auflockern.
Ebenfalls voll bei der Sache sind dann auch die Stuntleute und Kampfchoreographen, die mit Hickox für ziemlich gelungene Actionszenen sorgen. Die erste Hälfte fällt leider etwas actionarm aus, doch dafür gibt es danach eine ordentliche Menge an Fights, Shoot-Outs und Stunts. Die Actionszenen sind dann auch auf sehr hohem B-Niveau inszeniert, nur zu Referenzklasse (wie bei „Submerged“) reicht es leider nicht ganz, da sich kleinere Mängel häufen. So ist der Finalkampf leider etwas kurz geraten oder bei einigen Fights hätte man noch mehr rausholen können. Überraschend gelungen sind hingegen die CGI-Effekte, die mit zu dem besten FX gehören, die es im B-Bereich zu sehen gibt.
Auch den Darstellern kann man große Spiellust attestieren. Eddie Griffin erreicht zwar nicht die Coolness eines „Bad Boys“, doch einen überzeugenden Hauptdarsteller mit coolen Sprüchen gibt er trotzdem ab. Vinnie Jones ist als Fiesling ebenfalls eine Wonne, während Breckin Meyer als Comedic Sidekick lediglich ganz solide dasteht. Nadine Velazquez haut hier mit viel Wonne auf die Moppe (meist dem armen Breckin Meyer) und Vivicia A. Fox erbringt ebenfalls eine gute Leistung. Hannes Jaenicke hält auch kurz das Gesicht in die Kamera, doch seine Rolle wie Performance sind wenig einprägsam.
„Blast“ unterhält dank der vorzüglichen Inszenierung und der gut gemachten Action, doch das Script ist (gerade für Steven E. de Souzas Verhältnisse) einfallslos. Es gibt bessere B-Rip-Offs von „Stirb langsam“ wie z.B. „Cracker Jack“, doch „Blast“ ist auch gelungen. Ich schwanke zwischen sehr guten 6 und knappen 7 Punkten.