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Ein verschneiter Wald, zwei Frauen reiten in schwarze Umhänge gehüllt durchs Gestöber. Schnell geben sie sich als Ginger und Bridgett Fitzgerald zu erkennen. Moment sagte der Vorspann nicht, dass wir uns im 19. Jahrhundert befinden, was haben die beiden hier zu suchen. Sollten sie nicht zu 50% tot und zu 50% mutiert und im Keller eingesperrt sein. Wer von Ginger Snaps Back, dem Prequel zu den genialen Horrorthrillern Ginger Snaps und Ginger Snaps 2 Unleashed, Antworten auf die Fragen nach dem Zusammenhang der drei Filme und der Beziehung zwischen den Vergangenheits- und Gegenwartsversionen der Protagonistinnen erwartet, sollte gewarnt sein, denn der Film lässt genau diese Fragen weitgehend offen. Die beiden finden Zuflucht in einem wenig gastfreundlichen Fort, welches von, na was wohl, einem Haufen hungriger Werwölfen belagert wird.

Am besten man tut so als kenne man die beiden anderen Teile gar nicht und findet sich damit ab, dass Ginger und Bridgett im Jahr 18?? ihrem ersten Werwolf begegnen und quasi im historischen Setting die Handlung des ersten Teils wiederholt wird. Aber aus genau dieser Idee und diesem Setting ergeben sich die Probleme, mit denen der Film unübersehbar zu kämpfen hat. Ich bin echt kein Mensch der krampfhaft nach Filmfehlern sucht, aber hier drängen sich viele direkt auf. Ein Gebäude was in der Außenansicht noch als Holzhütte identifizierbar war, hat bei Innenaufnahmen plötzlich gemauerte Wände, während man am Haupttor verzweifelt einen Angriff der Wölfe abwehrt, klafft in der Rückwand des Forts ein riesiges Loch, durch das aber nur genau ein einziger Wolf eindringt, welcher es dann auch ausschließlich nur auf die Hauptdarstellerinnen abgesehen hat, klar doch. Das Fort und die Situation der Besatzung ähnelt dem Film Ravenous, aber dennoch sehen alle Personen immer top gepflegt aus, Ginger trägt sogar öfters offensichtlich Make-Up. Ich störe mich eigentlich nicht an solchen Sachen, aber in diesem Fall reißen sie einen immer wieder aus der Atmosphäre und der Stimmung des Films. Wenn man mitten reinzappt könnte man denken, es handelt sich um einen Zeitreisefilm, da Ginger ab und an redet als wäre sie noch an der High School in der Gegenwart. Meistens passt das Verhalten ja in die Zeit des Films, aber jedes Mal wenn wieder ein gepfefferter Kommentar kommt, muss man wieder über die Notwendigkeit der Epochenwahl und des Settings nachdenken.

Abgesehen von dieser Problematik ist der Film sehr gelungen die Bilder sind düster und die Musikuntermalung bedrückend. Ginger Snaps Back ist sehr spannend und bietet einige echte Shockmomente, diese zwar fast alle mit Ankündigung, wirkungsvoll sind sie dennoch. Vor allem die Szenen in den Wäldern sind äußerst gelungen. Kameratechnisch werden einige wirklich interessante und sehenswerte Perspektiven geboten, auch stilvolle Kamerafahrten über das Gelände des Forts und durch die nächtlichen Gänge des selbigen wissen zu gefallen. Der Splattergehalt entspricht ungefähr den Vorgängern, wenige blutige Szenen, aber dafür dann recht heftige. Die Special Effects sind recht gut, wobei ich den Werwolf im zweiten Teil überzeugender fand, wenn ich mich nicht täusche wird in Ginger Snaps Back komplett auf CGI-Effekte verzichtet, da ich den CGI-Einsatz im zweiten Teil recht dezent und gelungen fand halte ich das hier für einen leichten Rückschritt. Besonders erwähnen sollte man noch das furiose Finale welches für einige der vorher gezeigten Schwächen entschädigt. Hier wird trick- und actiontechnisch noch mal mächtig aufs Gas getreten, wirklich stark und sehr cool. Ach ja indianischen Ritualen konnte ich noch nie besonders viel abgewinnen, daran ändert der Film auch nichts, diese Nebengeschichte um den mystischen Hintergrund ist etwas unnötig. Aber Bridgetts Vision im Rausch ist dennoch eine der spektakulärsten Szenen im Film, richtig unheimlich schaut die gute da aus mit riesigen schwarzen Augen, komplett weiss gekleidet im Schnee...

Zu den Darstellern, Katherine Isabel (Ginger) und Emily Perkins (Bridgett) sind wieder sehr überzeugend in ihren Rollen. Man braucht diesmal aber ein paar Minuten um die beiden Figuren in der neuen Zeitepoche zu akzeptieren. Perkins spielt anfangs klar die zweite Geige hinter ihrer Schwester und bekommt daher leider nicht die Chance ihre furiose Performance aus Ginger Snaps 2 zu toppen. Die Nebendarsteller fand ich teilweise wenig überzeugend und unglaubwürdig in ihren Rollen, zum Beispiel der clicheehafte Priester, aber glücklicherweise konzentriert sich der Film auf die Fitzgerald Schwestern.

Fazit: Ginger Snaps Back ist ein sehr guter, sehr atmosphärischer Horrorthriller mit zwei überzeugenden, immer nett anzuschauenden Hauptdarstellerinnen. Das historische Setting wird zwar für stilistische Neuerungen gut genutzt, aber im Prinzip wird storytechnisch der erste Film noch mal erzählt. Außerdem ist die historische Zeitepoche leider nicht konsequent genug umgesetzt um die Atmosphäre über die gesamte Spieldauer zu halten, dies gilt auch für das ein oder andere Loch im Plot. Ich persönlich finde den zweiten Teil besser und finde die Idee mit dem Prequel ist nicht so ganz zu Ende gedacht, da es ehr eine alternative Version der Geschichte ist. Trotzdem sei der Film jedem Horrorfan und Kenner der Vorgänger bedingungslos empfohlen.

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