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Die Fortsetzung des wegen seiner erfrischenden Andersheit überaus sehenswerten "Ginger Snaps" lenkt die Aufmerksamkeit auf die Überlebende des Schwesternpaares aus Teil 1, Brigitte. Gespielt wird sie wiederum von Emily Perkins (auch schon in der Stephen-King-Verfilmung "Es" als zu sehen). Man kann nur hoffen, von dieser außergewöhnlichen jungen Dame noch sehr viel zu sehen zu bekommen; ich habe sie jedenfalls schon während der Betrachtung des Erstlings ins Herz geschlossen, da sie durch ihre Glaubwürdigkeit und ihre natürliche Art den Gegenpol zu allen Hollywood-Plastikpüppchen bildet. Mit großen dunklen Augen, finsterer Miene und jeglicher billigen Inszenierung von Weiblichkeit völlig abhold, stapft sie als Brigitte Fitzgerald durch eine Welt, deren Verlogenheit und Käuflichkeit sie durchschaut und ablehnt. Sie muss miterleben, wie in einer Entzugsklinik ein junger Krankenpfleger den Insassinnen gegen erniedrigende sexuelle Gefälligkeiten die von ihnen verlangten Drogen verschafft und ihnen so doppelten Schaden zufügt.
In einem kleinen Mädchen namens "Ghost" - eine äußerst skurril angelegte Figur, von Tatiana Maslany eindrücklich gespielt - findet sie eine ebenbürtige Gesprächspartnerin, die ihr schließlich eine Flucht aus der Suchtklinik ermöglicht, in der sie wegen ihres Eisenhut-Konsums geraten ist. Verzweifelt versucht Brigitte, ihre körperliche Transformation zum Werwolf - die man wohl guten Gewissens als hyperbolische Karikatur der beginnenden Geschlechtsreife auffassen kann - aufzuhalten, im Gegensatz zu ihrer Schwester im ersten Teil, die sich der Entwicklung der Dinge eher lustvoll hingab.

Letztlich ist es der Versuch, aus Abscheu vor einer banal triebhaften Welt, die von dem korrupten Krankenpfleger verkörpert wird, am von Phantasie und unschuldiger Lust am Morbiden gekennzeichneten Kinder- und Jugendalter festzuhalten. Aber ihre werwölfische Seite beginnt mehr und mehr, sie zu beherrschen, was sich nicht ohne eine gewisse Komik in der Gruppen-"Entspannungs"-Szene in der Suchtklinik zeigt. Durch die Hilfe von "Ghost" gerät sie gleichzeitig in deren Gewalt - das in einer Phantasiewelt lebende kleine Mädchen hat mit ihr ganz eigene Pläne...

Der zweite Teil der hervorragenden, satirisch angehauchten Horror-Jugenddrama- Trilogie weiß ebenso wie der erste zu beeindrucken, was vor allem an einer spitzenmäßigen Hauptdarstellerin und ihrem kongenialen Äquivalent in Gestalt von Tatiana Maslany liegt. Ich würde sagen, diese Filme gehören mit zum Besten, was der Horrorfilm je hervorgebracht hat. Dringende Empfehlung!!

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