„Ginger Snaps 2 – Unleashed“, die Fortsetzung des Geheimtipps aus dem Jahre 2001, schließt handlungstechnisch kurz nach Ende des Vorgängers an und führt die Geschichte der zwei Schwestern Ginger und Brigitte im Stile des Originals konsequent weiter, ohne vom eingeschlagenen Inhalts-Pfad abzuweichen oder dem Sequel-Konzept „größer, schneller, lauter, blutiger“ zu verfallen (Anmerkung: es handelt sich aber auch nicht um eine billige „direct-to-Video“-Fortsetzung der Marke „From Dusk till Dawn 2“ / „Wild Things 2“ / „the Skulls 2“ / etc.).
Brigitte (Emily Perkins), die sich durch das Blut ihrer toten Schwester Ginger (Katharine Isabelle) „infizierte“, hat sich in ein heruntergekommenes Motel zurückgezogen, in welchem sie wie ein Junkie haust. Um ihre Verwandlung aufzuhalten, spritzt sie sich das pflanzlich-basierte Gift „Monkshood“, welches den Prozess aufhalten, aber nicht heilen kann, und um dann den Grad des Fortschreitens erkennen zu können, schneidet sie sich nach jedem Fix den Arm auf, wodurch sie anhand der Heilung die nächste Dosis abschätzen zu kann.
Eines Abends spürt Brigitte die Gefahr einer anderen Kreatur, worauf sie sich die doppelte Menge spritzt und eine Überdosis erleidet – vor dem anderen Werewolf kann sie nur flüchten, weil ihm ein Unschuldiger zum Opfer fällt, bevor sie bewusstlos zusammenbricht…
Als sie wieder zu sich kommt, findet sie sich in einer Entzugsklinik wieder, und natürlich will ihr keiner glauben, warum sie das „Monkshood“ benötigt – außer einem jungen Mädchen (einem Comic-Fan, von den Leuten nur „Ghost“ genannt wird), die in der Klinik ihre von einem Feuer schwer entstellte Großmutter pflegt.
Mit der Zeit entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden, während Brigitte ihre zunehmende Verwandlung so gut wie möglich zu kaschieren versucht (sie schneidet sich beispielsweise ihre spitzer werdenden Ohren immer wieder ab), doch dann schafft es der andere Werewolf, sie auch in dort aufzuspüren, worauf die beiden Mädchen fliehen müssen – und zwar in das Haus, wo Ghost bis zum Feuer mit ihrer Großmutter wohnte.
Hier bereiten sie sich auf die Ankunft der Kreatur vor, welche sich mit Brigitte paaren will, während sich ihre Verwandlung zum Biest nicht mehr aufhalten lässt – dann stellt sich jedoch etwas heraus, was die gesamte Situation noch einmal vollkommen verändert…
„GS2 - Unleashed“ ist wie Teil eins kühl und düster inszeniert worden – der Film spielt größtenteils nachts in verschneiten Umgebungen urbaner oder abgelegener Art, kalt wirkenden Behandlungszimmern, stillgelegten Bereichen der Klinik oder dem bizarren Haus inmitten des Waldes im letzten Drittel. Atmosphäre und morbide Stimmung stimmen also.
Die Darsteller machen ihre Sache ordentlich, wobei Emily Perkis als Brigitte (sie sieht inzwischen „Marilyn Manson“ erstaunlich ähnlich) allen die Show stiehlt. Katharine Isabelle taucht immer nur kurz bei Brigittes inneren Gesprächen mit ihr auf, die junge Tatiana Maslany spielt Ghost überzeugend.
Insgesamt ist die Inszenierung unspektakulär (im Sinne von „minimalistisch“), aber durch eine gute Bildersprache und passender Musikuntermalung effektiv. Die Kreatur bekommt man immer nur kurz zu sehen (sie ist dieses Mal teilweise CGI-Animiert – das aber recht gut), Brigitte´s Make-Up-Effekte aus dem Hause „KNB“ überzeugen ebenfalls. Die Angriffe der Kreatur sind nicht so konsequent wie im Original in Szene gesetzt worden, und auch sonst ist die Fortsetzung nicht sehr blutig ausgefallen – spannend ist sie trotzdem.
Im Sinne des Vorgängers geht es hauptsächlich um die Figuren – in jedem kann „das Böse“ lauern, wie zum Beispiel in dem netten jungen Mann vom Empfang der Klinik, der jedoch für die Patientinnen gegen Sex Drogen beschafft. Ein solches Geheimnis hinter einer Fassade läutet dann auch das überraschende und ebenfalls schön bizarre Ende ein…
Fazit: Von der guten Eingangssequenz bis hin zur Schlusswendung ist „Ginger Snaps 2“ eine gelungene Fortsetzung, die zwar etwas hinter dem Original zurückbleibt, aber dennoch wegen Emily Perkins und der düsteren Atmosphäre überzeugen kann … 7 von 10.