Ginger Snaps begeisterte viele durch eine gelungene Mischung aus Teenager-Drame und Horrorthriller mit einem guten Schuss schwarzem Humor. Schafft es das Sequel an diesen Erfolg anzuknüpfen? Ginger Snaps 2? Kenner des Vorgängers werden sich jetzt sicher fragen wie das storytechnisch gehen soll. Der Film sollte diesmal besser Bridgett Snaps heißen.
Seit Bridgett (Emily Perkins) ihre haarige Schwester Ginger von dem Fluch erlöst hat ist sie auf der Flucht vor einem weiteren Wherwolf. Abhängig und ziemlich hingerafft vom Gegengift, welches die ebenfalls mit dem Wherwolffluch infizierte Bridgett, vor der letztendlichen Verwandlung bewahrt, wird sie schließlich in eine Besserungsanstalt eingeliefert. Dort wird sie auf Entzug gesetzt, was ihrer Körperbehaarung sehr zuträglich ist.
Man sollte nicht erwarten einen Film im Stile des Vorgängers zu sehen, Unleashed setzt andere Schwerpunkte. Die gelungene Außenseiterstory, der Highschool-Girls die sich weigern sich anzupassen kann natürlich nicht fortgesetzt werden, auch die interessanten Beziehungen zwischen Ginger, Bridgett und deren Familie entfallen komplett, auch wenn sich Ginger ab und an noch mal zu Wort meldet. Die erste Hälfte des Films erinnert etwas an Durchgeknallt oder Einer Flog übers Kuckucksnest. Wenn man sich dann aber denkt, man könne den Rest der Handlung erahnen wechselt der Film sowohl Setting als auch die Tonart. Die erste Filmhälfte in der Anstalt verläuft recht gemächlich ist aber trotz einiger Klischees gut gelungen. Die zweite Hälfte von Ginger Snaps 2 entpuppt sich dann aber als waschechter Horrorthriller, und funktioniert als solcher wesentlich besser als der erste Teil. Die Konfrontationen mit der Bestie sind spannend und tricktechnisch sehr gelungen. Blutige Szenen gibt es zwar recht wenige, aber wenn, dann richtig!
Was fällt positiv auf? Neben den bereits erwähnten Aspekten überzeugen die gelungenen Kameraeinstellungen und die sterile Farbgebung beim erzeugen einer ständig präsenten Atmosphäre des Unwohlseins. Die Gags, welche den Film immer mal wieder auflockern wirken nie konstruiert sondern immer passend. Warum der Film so gut funktioniert, auch wenn nicht viel passiert ist den tollen Hauptdarstellern zu verdanken. Emily Perkins hat meiner Meinung nach im ersten Teil ihrer Schwester schon die Schau gestohlen, hier bekommt sie die alleinige Hauptrolle und weis wieder zu begeistern, vor allem da das Drehbuch dem Charakter treu bleibt. Bridgett wirkt in dieser Horrorstory jederzeit echt und der Zuschauer schert sich um ihr Schicksal. Tatiana Maslany als Ghost finde ich eine echte Entdeckung, ich will nichts von der Story vorwegnehmen, aber sie meistert ihre fiese kleine Rolle mit Bravour.
Fazit: Ginger Snaps 2 ist durch die starken darstellerischen Leistungen und die tolle Atmosphäre ein verdammt gelungener Horrorthriller geworden. Zwar nicht so intelligent doppeldeutig wie der Vorgänger aber dafür konsequenter als Genre-Film. Ich denke ob man den Film langweilig oder packend findet hängt stark mit der Symphatie für die Hauptrolle ab. Alle Freunde des gepflegten Gruselns sollten hier auf ihre Kosten kommen. Der Film bietet zwar nichts, was man nicht schon irgendwo gesehen hat, außer dem unerwartetem Ende vielleicht, leistet sich aber ansonsten bei Drehbuch und Inszenierung keine auffallenden Patzer.