Review

Dean Koontz wird ja immer als Stephen Kings kleiner Bruder gehandelt, der zwar patent schreiben kann, dem aber der göttliche Funke abgeht. Trotzdem verfilmt man munter seine Elaborate, und gucke da, kaum einer kommt über das Mittelmaß heraus. So auch dieser Film, der stark anfängt, aber dann doch wieder nur das Übliche bringt.

Dabei geht's fröhlich los: Joanna Going rettet ihre kleine Schwester Rose McGowan (allerliebst als Großstadt-Mini-Slut) vor dem schlechten Einfluß von L.A.-South Central und heizt heim gen Bergstädtchen. Dort angekommen liegt die Gemeinde jedoch in sauer, alle sind entweder tot oder verschwunden. Stille hängt über der Stadt, die Motoren versagen, der Funk ist gestört. Manche Opfer sind so gestorben, andere gewaltsam dahingemetzelt. Und dann klingelt hie und da das Telefon und man hört nur schwurbeliges Rauschen.
Ja, das macht Laune und ordentlich Atmosphäre - diese Phase ist eindeutig die Hochphase des Films, die reichlich an Twilight-Zone erinnert. Dann jedoch kommt die Ordnungsmacht und von nun an geht's bergab. Drei Männlein stehen in der Hütte und den Wortführer und Sheriff macht Ben Affleck. Der ist zwar deutlich zu jung für den Job (und für die Info, diverse Jährchen auch noch für den FBI gearbeitet zu haben), aber dafür hat er in Nicky Katt einen wortkargen und in Liev Schreiber einen von der ersten Sekunde mit nervlicher Schlagseite behafteten Deputy. Schreiber, der ja als Cotton Weary in Scream Nebenrolle Karriere macht, wird hier aus unerfindlichen Gründen vollkommen von der Leine gelassen. Mit dem Vorschlaghammer wird uns suggeriert, daß der Kumpel nicht alle Latten am Zaun hat und sein schmieriges Grinsen und die Reaktionszeit eines Panzerschranks lassen Böses ahnen. Dementsprechend durchgeknallt kichert er auch weiter vor sich hin und wird auch nach seinem Tode zum liebsten Schreckgespenst!

Bis zur Halbzeitmarke gehts aber noch im Städtle. Die Spurensuche ist noch ausreichend atmosphärisch und als wir da nicht weiterkommen, muß erst Katt dran glauben und dann bekommt Schreiber von einer Monsterlibelle (oder wars ein Schmetterling?) ein Gesichtspeeling verpaßt, daß bis auf die Knochen geht. Was immer hier umgeht, es hat herbe Methoden. Und außerdem verlangt es nach...Peter O'Toole! Der hat seinem Lehnstuhl (und dem Alkohol) mal wieder Lebewohl gesagt, um hier den Erklärungsrückstand aufzuholen. Nicht, daß er eine praktikable Lösung hätte, aber immerhin steht er auf der Besetzungsliste ganz vorn. Natürlich ist das hier unter seinem Niveau und das sieht man seinem steinernen Gesicht auch an. Den Part könnte er auch aus der Achsel sprechen.

Die zweite Halbzeit jedoch wird grottig. Erstmal fallen die Wissenschaftler wie die Heuschrecken ein und die böse Macht schlägt bärig zu, nicht von oben, sondern von unten. Ergo werden reichlich Scientists und Soldaten weggehobelt, ganz im Stile von Carpenters "The Thing" und munteren Alien-Einflüssen etc.! Warum unsere Helden nie dran glauben müssen, weiß keiner - wir erfahren lediglich noch, daß sich hier "Das Böse" in seiner reinen, lebendigen Form zu Wort meldet. Ach nö, was Besseres ist euch nicht eingefallen?

Doch, man geht mit einer biologischen Waffe gegen das Ur-Wesen vor, denn was de facto lebt, kann man ja auch so bekämpfen. Das gibt dann noch ein paar atmosphärische Aufnahmen in der verschneiten, leeren Kleinstadt, wenn sich alle Toten oder Übernommenen im Gegenlicht auf der Hauptstraße einfinden, doch die finale Konfrontation ist eher Standard mit reichlich FX. Und über den obligaten Schlußgag wollen wir schon mal gar nicht reden.

Tja, Mr.Koontz, da hätten wir es wieder. Starker Auftakt, aber dem Werk fehlt schlicht und ergreifend der Unterbau, die Inspiration, der noch nie gesehene Funke. Und Joe Chappelle, der schon Halloween 6 auf dem Gewissen hat und an Hellraiser 4 rumpfuscht, inszeniert hier zwar seinen besten Film, aber was ein kleiner feiner Thriller a la früher Carpenter werden könnte, erschöpft sich in Hälfte 2 in immer denselben Übernahmeszenen, in denen das Böse aus Körpern ausbricht und andere überfällt. Für tricktechnisch Interessierte dürfte das hier herbe genug sein, ohne voll in den Farbtopf zu greifen, doch stehen hier nacheinander Atmosphäre gegen Klischee-Effekte-Overkill ohne zündende Ideen. Da bleib ich doch bei der ersten Hälfte, denn die ist wirklich ein Genuß! (4/10)

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