"Männerpension" ist vielleicht der Film, mit dem es Detlev Buck, der Regiesseur, geschafft hat, den Sprung von den Programmkinos der Republik in die großen Kinosäle zu bewältigen. Nur zu gern gingen wir 1996 in den neuen "Buck", hatten wir doch seine Filme mit ihrem meist lakonisch norddeutschen Humor in den Jahren zuvor schätzen gelernt. Was wir dann aber hier zu sehen bekamen war zugleich etwas Bekanntes, auf der anderen Seite etwas Neues.
Die Geschichte klingt absurd, wurde aber, wie Buck in seinem Audiokommentar auf der DVD versichert, vom Leben geschrieben. Ein junger Gefängnisdirektor möchte die Resozialisierung seiner Häftlinge ganz neu angehen, indem er ihnen Frauen als Betreuerinnen während eines Hafturlaubs vermittelt. Die beiden Zellengenossen Steinbock und Hammer-Gerd gehören bald zum Resozialisierungsprogramm ihres Direktors und nach einigen Anfangsschwierigkeiten sind sie in der ersehnten, wenngleich befristeten Freiheit. Während Hammer-Gerd dorthin gehen kann, wohin er will (er hat seine Betreuerin zuvor "ausgezahlt"), wird Steinbocks Bewegungsfreiheit von der Altenpflegerin Emilia deutlich mehr eingeschränkt, dabei scheinen die beiden sich anfangs überhaupt nicht auszustehen. Hinzu kommt, dass Steinbocks Großvater seinen Enkel gerne bei einem Bruch dabei hätte. Hammer-Gerd dagegen scheint in der lispelnden Nachwuchssängerin Maren die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Doch die Freiheit, die alle genießen, ist nicht von Dauer...
Detlev Buck besetzt seine "Knastkomödie" (was sie eigentlich nicht ist, spielt sie doch zu gleichen Teilen auch in der Freiheit) hochkarätig - nämlich unter anderem mit sich selbst. Er mimt die Figur des Hammer-Gerd unnachahmlich gut. Seine Auftritte gehören zu den besonderen Momenten des Films. Nicht nur, wenn er sich von den Hühner Emilias genervt fühlt und entschlossen seine "Wumme" zieht. Auch seine Kommentare nach dem Vorsingen seiner Freundin im Theater ("Lass uns gehen. Die sind hier viel zu theoretisch!") genießt man auch beim wiederholten Sehen des Films. An der Seite von Buck spielt Til Schweiger die eigentliche Hauptrolle des Films, Steinbock. Ich bin (zugegeben) kein Fan von Til Schweiger, muss aber zugeben, dass er mit seinem machohaften "Acting" in der Rolle des Sträflings eine gute Besetzung ist. Sowohl die anfängliche Abscheu, die die Pflegerin Emilia ihm gegenüber ob seines Auftretens empfindet, als auch die spätere Zuneigung sind nachvollziehbar (letzteres aber weniger von mir). Nichtsdestotrotz ergänzen sich die beiden männlichen Darsteller in ihren Rollen hervorragend, so dass man am Ende von einem wirklichen "Buddy-Movie" sprechen kann. Bei der Aufzählung der Schauspieler sollte man nicht die weiblichen Hauptdarstellerinnen (beide in ihren ersten Filmrollen) vergessen - Marie Bäumer spielt die resolute Pflegerin Emilia, die genau weiß, was sie will, und den Häftling Steinbock in seine Schranken weist. Heike Makatsch dagegen verkörpert die nur scheinbar naive, lispelnde Nachwuchsängerin Maren, in der Hammer-Gerd die Liebe seines Lebens gefunden hat. In den Nebenrollen finden sich ebenfalls eine Reihe von bekannten Namen: Leander Haußmann, Horst Krause, Ignaz Kirchner, Jenny Elvers und Frank Casdorf. Hinzu kommen viele Ex-Häftlinge, die als Komparsen oder in kleineren Nebenrollen mitwirken. Dazu gehört auch Eckhard Theophil, der mit Buck zusammen das Drehbuch schrieb, und Christoph Wackernagel, ein ehemaliger RAF-Terrorist, der hier den "RAF-Fuzzi" mimen darf (wenn dass nicht gelebte Selbstironie ist).
Das Drehbuch, geschrieben mit einem ehemaligen Häftling, die Kamera, das Licht und der Soundtrack - alle verstehen zu überzeugen. Manchmal wirkt der Film aber fast schon zu bunt (bonbonartig), wobei Buck im Audiokommentar betont, dass ihm gerade die Lichtgebung wichtig war (so sollte das Gefängnis eben nicht in den typischen bläulich-kalten Farben erscheinen).
Der Humor ist vielleicht nicht immer "schenkelklopfend", lotet aber in seiner lakonischen Weise den schmalen Grad zum Tragischen an vielen Stellen treffend aus (zum Beispiel wenn der einzige Strafgefangene, dessen Urlaubsbetreuerin nicht gekommen ist, versucht an den Gesprächen der anderen Häftlinge teilzuhaben).
Gelungen sind auch die Anspielungen auf bekannte Filme der Filmgeschichte, wie zum Beispiel auf "Ben Hur", wenn die Häftlinge in der Strafanstalt ein Wettrennen mit Schubkarren veranstalten und sich dabei gegenseitig aus dem Rennen "kicken". Wenn Steinbock und Hammer-Gerd mit Sonnenbrillen das Gefängnis verlassen, fühlt man sich sofort an die "Blues Brothers" erinnert.
Kurzum Detlev Buck und alle Beteiligten haben in diesem Film viel richtig gemacht, wenngleich nicht alle über diesen Humor lachen werden können.