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„Suspect Zero“ ist ein Thriller mit einigen sehr guten Ansätzen, aber leider hapert es bei der Geschichte.
Benjamin O'Ryan (Ben Kingsley) betritt eine abgeschiedene Raststätte und konfrontiert einen Mann mit unangenehmen Bildern. Anscheinend kennt er die düsteren Geheimnisse des Raststättengastes, der O'Ryan anweist wieder zu verschwinden. Als er sich sicher fühlt will der Mann davonfahren – doch sitzt auf dem Rücksitz und bittet ihn anzuhalten, denn das was er vorhabe könnte bei hoher Geschwindigkeit halsbrecherisch werden. Ein fieser, düsterer und makaberer Anfang, der den Zuschauer an sich schon schnell fesseln kann.
Die verstümmelte Leiche des Raststättengastes darf FBI-Agent Thomas Mackelway (Aaron Eckhart) aufklauben, der nach einem Aussetzer wieder zu seiner Behörde zurückkehren durfte. Noch lässt „Suspect Zero“ den Zuschauer über die Hintergründe von Mackelways Aussetzer im Unklaren, aber getreu der Genreregel lernt man diese später noch kennen. Es wird nur klar, dass Mackelway Fachmann für Serienkiller ist.

O'Ryan schickt Mackelway von da an Faxe mit Vermisstenanzeigen, was Mackelway Rätsel aufgibt. Erst langsam findet er heraus, wer der geheimnisvolle Mörder, der am Tatort gezeichnete Augen hinterlässt, eigentlich ist – ein selbsternannter FBI-Agent. Doch was ist das Motiv für seine Morde, denn seine drei bisher gefundenen Opfer haben scheinbar nichts gemeinsam...
„Suspect Zero“ krankt an ähnlichen Schwächen wie E. Elias Merhiges voriger Film „Shadow of the Vampire“: Interessante Ansätze, gute visuelle Umsetzung, aber etwas plätschernde Geschichte. So erfährt man erst recht spät, was O'Ryan Motiv ist – wobei gerade dieses Motiv oft beworben wurde (*SPOILER* Ein Serienkiller, der Serienkiller ermordet *SPOILER ENDE*) und den besonderen Reiz von „Suspect Zero“ ausmacht. Leider hängt sich „Suspect Zero“ etwas zu sehr an seinen paar Storykniffen auf und vernachlässigt dabei oft die eigentliche Geschichte: Die Tätersuche und die Ermittlungen wirken oft nicht brisant und temporeich genug, um den Zuschauer wirklich mitfiebern zu lassen. So kommt erst nach einem ziemlichen Hänger in der Mitte erst gegen Ende wieder Drive auf, obwohl der Showdown spektakulärer sein könnte.
Auch die Charakterisierung hat so ihre Schwächen: Mackelways beruflicher Aussetzer wird nur am Rande behandelt, was genau zwischen ihm und seiner Kollegin/Ex-Freundin Fran Kulok (Carrie-Anne Moss) läuft, wird auch nicht so recht klar. Auch das übliche Mysterygeschwafel (hier: vom FBI ausgebildete Ermittler mit übersinnlichen Fähigkeiten) erklärt ein paar der Zusammenhänge, könnte aber eingehender betrachtet werden.

Doch „Suspect Zero“ ist trotz dieser Schwächen doch ganz nett: Die Geschichte mag zwar etwas plätschern, doch halbwegs wasserdicht und ohne wirklich störende Logiklücken ist sie erdacht worden. Langeweile kommt auch nicht auf, auch wenn der Drive halt stellenweise etwas fehlt. Hinzu kommt noch eine gelungene optische Präsentation, denn der Film kommt sehr düster daher und Merhige nutzt ungewöhnliche Kamerawinkel (z.B. als O'Ryan die Raststätte betritt). Zudem sind einige Szenen im Bereich Atmosphäre echte Knaller, z.B. der oben beschriebene Auftakt. Auch interessant der Ansatz des titelgebenden „Suspect Zero“: Kann es einen Serienkiller geben, der ohne Muster tötet und daher nicht verfolgt werden kann?
Ben Kingsley hat hier schauspielerisch die klare Lufthoheit und spielt den undurchschaubaren Killer ziemlich gut. Dagegen sieht Aaron Eckhart etwas blass aus und hat nur einige wirklich gute Szenen. Carrie-Anne Moss wird hier zur Untätigkeit verdammt und hat an sich keine wichtige Funktion, weshalb ihre passable Leistung fast schon beim Sehen des Films vergessen wird.

„Suspect Zero“ hat wirklich gute Ideen und ist atmosphärisch sehr gut umgesetzt worden, aber leider plätschert die Ermittlungsgeschichte etwas zu lahm daher, um mehr als nur ganz nett zu sein.

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