Nachdem sich David Cronenbergs „Die Fliege“ zum Kultfilm entwickelte, musste natürlich ein Sequel her, das dem Vorgänger leider nicht würdig ist.
Der Alptraum aus dem ersten Teil wird war: Ronnie gebiert auf monströse Weise ein Kind und stirbt dabei, wobei sich der Säugling nur in der Größe von anderen Kindern unterscheidet. Doch Martin, der Nachkomme von Seth Brundle, legt unnatürliches Verhalten an den Tag, wächst schneller als andere Kinder und ist überdurchschnittlich intelligent. An seinen fünften Geburtstag ist er schon ein junger Mann (Eric Stoltz) – das hat den Nebeneffekt, dass erklärt, dass sich alle um den jungen Mann noch frisch an die Experimente erinnern und man auch keinen Nachkommen aus dem Ärmel zaubern muss, der im Vorgänger nicht erwähnt wurde.
Martin beginnt in der Firma seines Adoptivvaters, der die Teleporter aus Seths Labor übernahm, zu forschen und will das Erbe seines Vaters fortführen. Doch wird auch bei das genetische Material von Seth Brundle durchschlagen?
OK, die Antwort auf obige Frage muss natürlich zwangsläufig ja lauten, sonst gäb’s ja keinen Film. Doch bis Brundle-Fly in zweiter Fassung Amok laufen darf, verplempert „Die Fliege II“ extrem viel Zeit mit seiner extrem ausgewalzten Vorgeschichte, die man deutlich kürzer hätte fassen können. Das x-te Zeigen von Martins Intelligenz, der wiederholte Streit mit arroganten Ärzten, all das langweilt nach einer Weile etwas. Nette Ansätze wie die Freundschaft mit dem Hund (der alsbald Opfer eines missglückten Teleportversuchs wird) sind zwar vorhanden, aber insgesamt stapft „Die Fliege II“ dort arg auf der Stelle.
Doch auch mit Martins Erwachsenendasein kann „Die Fliege II“ nur unwesentlich an Tempo zunehmen, zumal „Die Fliege II“ hier teilweise das Original einfach nur nachkaut. Auch Martin verliebt sich, hier in die junge Beth Logan (Daphne Zuniga), die auch in dem Konzern arbeitet, muss wie sein Vater das Problem lösen, dass Teleporter keine lebende Materie richtig transportieren will usw. Immerhin sorgt das Konzernumfeld für etwas frischen Wind, man ahnt zwar schnell, dass Adoptivpapi nicht so nett ist, wie er vorgibt, doch das Ganze gibt dem Geschehen wenigstens ein paar neue Impulse und auch ein paar nette Twists. Zwischendrin gibt es noch eine unsinnige Fluchtepisode, die nur durch das irrational dumme Verhalten von Beth beendet wird, ehe dann der Showdown ansteht.
Der läuft ähnlich ab wie der des ersten Teils, nur mit dem Versuch, noch in jeder Hinsicht einen draufzusetzen. Das Fliegenmonster ist länger und deutlicher zu sehen, es gibt mehr Tote, mehr Verätzungen, mehr Effekte. Leider sind die FX nicht immer so gut wie die des ersten Teils; einige Kreationen wie der teleportierte Hund besitzen zwar den Charme von handmade FX, sehen aber doch arg fake aus. Tatsächlich unterhält das Finale auf seine oberflächliche Metzelart, jedoch kann auch dies nicht verhehlen, das dem Film die dramatische Komponente des Vorgängers gänzlich abgeht. Martin und Beth sind als Charaktere ziemlich flach, Sympathie wie für die Figuren des Vorgängers bleibt aus. Zudem fällt das moralische Dilemma des ersten Teils weg, Martin wird den ganzen Film über als nette Figur gezeichnet, ein Abdriften wie bei Seth Brundle gibt es nicht. So fällt das Ende des Ganzen dann auch Hollywood-konform und nett aus, einen dramatischen Abschluss wie im ersten Teil sucht man vergebens.
Immerhin hat man sich beim Casting mehr Mühe gegeben als beim Drehbuch, denn Eric Stoltz und Daphne Zuniga erweisen sich als talentierte Jungdarsteller. Mit Jeff Goldblum und Geena Davis können sie nicht mithalten, doch eine gute Wahl sind sie auf jeden Fall. Der Rest der Darsteller ist OK, aber kaum der Rede wert, sodass außer Stoltz und Zuniga niemand einen bleibenden Eindruck hinterlässt. John Getz ist in der gleichen Rolle wie im Vorgänger dabei, hat aber kaum Screentime.
So bleibt ein oberflächliches Sequel, dem die Dramatik des Vorgängers leider fehlt. Oft kopiert man den ersten Teil einfach nur und es stellen sich Längen ein. Dank oberflächlicher, aber zahlreicher Effekte (vor allem im Finale) und einiger netter Ansätze passabel, aber kein Vergleich zum Vorgänger.