Überraschung!
Ich hatte nämlich deutlich weniger von diesem Film erwartet, als ich schlussendlich bekommen habe. "Die Fliege 2" wiederholt zwar in groben Zügen die Handlung des ersten Teils, was daran aber als müder Abklatsch gesehen wird, ist etwas ganz anderes, nämlich eine neue Richtung, die hier eingeschlagen wird. Es geht weniger um das Streben des Menschen nach dem Unerforschten, das ihm nicht gut bekommen kann, als vielmehr um die Rückkehr zum Bekannten, um dessen Güte man weiß.
Zunächst einmal wirkt die Atmosphäre dieses Films deutlich freier und ungebundener als die des Vorgängers. Dies mag als Mangel angesehen werden, ist meines Erachtens aber dennoch eine gelungene Idee. Dies hat zwei Gründe: Wenn Seth Brundles Kind, Martin, das natürlich ebenso Fliegengene in sich trägt, von seinen wissenschaftlichen Betreuern nicht feindlich und verschlagen, sondern eher freundlich und offen behandelt wird, hebt sich dies erstens von ähnlichen "Du bist ein Experiment und ahnst es nur noch nicht"-Filmen ab und bildet zweitens einen starken Gegenpol zur letzten Hälfte des Films, in der die Atmosphäre kippt .
Wenn nämlich Martin (wie es logischerweise passieren muss) herausfindet, wie es um ihn steht, und die Situation immer fremdartiger wird, beginnt er, sich zu wehren. Hier tritt noch deutlicher als im ersten Teil des Films hervor, was ihn hauptsächlich von Cronenbergs "Fliege" unterscheidet: Hier hat der Mensch sein Schicksal nicht aus unklugem, aber ebenso unbändigem Wissensdrang selbst gewählt, nein, hier wurde er durch seine Umwelt hineingezwungen. Die Tendenz ist also genau die entgegengesetzte des ersten Teils (der Remakes): Nicht die Warnung, die durch die grundnegative Stimmung verursacht wird, sondern die Aussicht auf Befreiung, die durch positive Tendenzen hervorgerufen wird, steht im Vordergrund.
So wird Heilung zunächst nicht im sterilen, artifiziellen Labor, sondern in der Natur gesucht; nicht umsonst liegt das Haus des gebeutelten Überlebenden des ersten Teils in kaum gezähmter Landschaft. Obwohl sie schlussendlich keinen direkten Ausweg bietet, liefert sie die Richtungsentscheidung. Und gerade das Ende des Films drückt aus, was ihn so sehr von Cronenbergs Werk unterscheidet: Warnung ja bitte, Ausweg aber ebenso! Wenn damit auch die Kritik, die dem Vorgänger den Biss verlieh, größtenteils abhanden kommt, wirkt das Konzept in sich stimmig.
Obwohl "Die Fliege 2" ambitioniert gedreht wurde und die Leistungen der meisten Darstellern durchaus passabel sind (vor allem die von Eric Stoltz), gibt es einige Ungereimtheiten, die ihm Wertungsregionen versperren, die sonst möglich gewesen wären: Ich meine damit weniger Martins Entwicklung oder die Mainstreameinflüsse, als vielmehr B-Film-Attitüden: Da schalten sich hinweisgebende Videobänder von selber an, Martin Brundles Entwicklung wird überwacht von nicht mehr als einer hilflosen Frau und einer unverschlossenen Schwingtür, Doktoren und Professoren bekommen plötzliche Hirnschrumpfung, wenn es darum geht, Begegnungen mit ihm zu vermeiden..
...Aber sonst haben wir es hier mit einem sehr ordentlichen Streifen zu tun, der seine Unterbewertung ganz klar dem Vorgänger, jedoch nicht den filmischen Tatsachen verdankt. Vor allem der Versuch, eine neue Richtung einzuschlagen, der dem Film (unter Einbüßung gewisser Klasse) auch gelingt, enthebt ihn der Anklage des schwachen Plagiats.