Review

Nancy Myers hatte mit „Was Frauen wollen“ ja bombig Erfolg, also benannte man ihren „Something’s gotta give“ hierzulande direkt in „Was das Herz begehrt“ um.
Harry Sanborn (Jack Nicholson) ist ein ewiger Junggeselle, der stets Frauen unterhalb der 30 angräbt, so wie zum Beispiel Marin Barry (Amanda Peet). Nicholson spielt mal wieder den totalen Schwerenöter (der im Privatleben ist oder zumindest einmal war), doch er ist hier weitaus zahmer als in „Die Wutprobe“ oder „Besser geht’s nicht“, womit er leider etwas enttäuscht, denn etwas mehr Frechheit hätte „Was das Herz begehrt“ gut getan.
Als Harry ein Wochenende mit Marin im Strandhaus ihrer Mutter verbringen wollen, steht genau diese vor ihnen: Erica (Diane Keaton). Sie und Harry können sich auf Anhieb nicht ausstehen, da sie konservativ und geschlossen stets mit Rollkragenpulli rumläuft und für ihre Arbeit als Bühnenautorin lebt. Hui, wie putzig, zwei gegensätzliche Charaktere, er Bruder Leichtfuß, sie leicht verklemmt, das hatten wir ja bisher auch erst in zigtausend Komödien zuvor.

Doch dann hat Harry einen Herzanfall und darf infolgedessen nicht in die Stadt zurück. Da er aber dem Krankenhaus entkommen will, quartiert ihn Marin bei Erica ein – sie aber fährt wegen ihrer Arbeit zurück in die Stadt. Anfangs sind Harry und Erica immer noch wie Hund und Katz, doch dann merken die beiden, dass sie gar nicht so verschieden sind…
Man kann Nancy Myers sicherlich dafür danken, dass man nicht zum x-ten Mal mit Meg Ryan, Julia Roberts und Co. bombardiert wird, doch originell ist „Was das Herz begehrt“ keinesfalls. Sicher ist bei (fast) jedem Liebesfilm klar, wie er ausgeht, doch hier kopiert man Vorbilder wie „Harry und Sally“ oder „Schlaflos in Seattle“ fast auf die Dialogzeile und versetzt die Charaktere lediglich ins beste Frührentenalter. So scheitert „Was das Herz begehrt“ im Endeffekt an der totalen Vorsehbarkeit, denn man kann den Film fast Szene für Szene voraussagen: Nebenbuhler sehen entweder ein, dass sie der wahren Liebe im Weg stehen oder lernen plötzlich jemand anderes kennen und zum Schluss (Kitsch lass nach) gibt es dann das Happy End in Paris.
Doch wirklich schlecht ist „Was das Herz begehrt“ bei aller Innovationsarmut dann doch nicht, was vor allem an der Darstellerriege liegt. Allen voran natürlich der natürlich mal wieder herrlich aufgelegte Jack Nicholson, der gewohnt dreist agiert, sowie eine ähnlich spritzig agierende Diane Keaton, die nur wenig Boden Nicholson gegenüber einbüßt. Amanda Peet, Keanu Reeves und Frances McDormand sind ganz solide, andere Nebendarsteller (u.a. „Running Man“-Regisseur Paul Michael Glaser) stehen auch noch in der Gegend rum, werden aber erst gar nicht zur Kenntnis genommen.

Auch die Gags sind charmant, nur etwas mehr könnten es schon sein, denn in humoristischer Hinsicht verschießt „Was das Herz begehrt“ sein Pulver leider fast komplett im ersten Drittel: Herrlich fiese Sprüche von Harry, ein urkomischer Krankenhausaufenthalt (klasse: das Spritze-aus-dem-Arm-reißen und die „Ihrem Vater geht es gut“-Szene) und Nicholson mit blankem Arsch. Leider lässt die Spritzigkeit mit zunehmender Lauflänge (die mit über zwei Stunden eh viel zu großzügig ausfällt, da wäre weniger mehr gewesen) deutlich nach und man merkt leider schnell, dass der Plot, wie gesagt, extrem unoriginell ist, denn im weiteren Verlauf gibt nur noch wenige komische Szenen wie z.B. die Theaterprobe oder Harrys weitere Krankenhausaufenthalte.
Erfreulich hingegen, dass „Was das Herz begehrt“ mal wieder eine Lanze für gleichaltrige Partnerschaften bricht, denn im wahren Leben (gerade unter Hollywoodpromis) krempeln sich einem bei den vielen, teilweise extremen Altersunterschieden ja die Fußnägel hoch. Ebenfalls lobenswert die Tatsache, dass der Plot zwar Standard bis zum geht nicht mehr ist, aber dafür die Charaktere sehr plastisch wirken: Stets kann mit ihnen mitfühlen, wenn sie von der Liebe enttäuscht worden sind oder ähnliche Probleme haben, und ihre Schicksale gehen dem Zuschauer durchaus nahe.

So bleibt „Was das Herz begehrt“ ein schrecklich unorigineller Film, der unter der totalen Vorhersehbarkeit leidet, aber dank großartiger Darsteller, gut erdachter Charaktere und weniger, aber charmanter Gags dann doch in den Bereich der ganz netten Unterhaltung vorstoßen kann.

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