Review

Eigentlich ist dieser Film eine Adaption der Oper "Hänsel und Gretel" von Engelbert Humperdinck, als eine des Märchens der Gebrüder Grimm. Tatsächlich erinnert nur wenig an das Original, z.B. die Brotkrumenspur, die es bei Humperdinck nicht gibt, in gleichem Maße wie die Tatsache, dass die Kinder mit der Alten ins Haus gehen, wo sie sich erst als böse Hexe entpuppt. Auch das fehlt in Humperdincks Singspiel. Im übrigen hält sich der Film SEHR genau an die Oper, der Handlungsablauf ist bis auf geringe Abweichungen exakt derselbe (z.B. werden die Kinder hier nicht ausgesetzt wie bei den Grimm Brüdern, sondern von der Mutter wegen eines zerbrochenen Milchkruges in den Wald geschickt um Beeren zu suchen, die Hexe hat hier ebenfalls einen Zauberstab mit einem leuchtenden Knopf obendrauf usw.) Dazu gibt es sogar mehrere Textstellen, die man 1 zu 1 aus dem Bühnenwerk übernommen hat ( "und neun ist eins, und zehn ist keins" etc.) Doch nicht nur die Handlung und ein paar Dialoge stammen von Humperdinck, bis auf eine Ausnahme wurde auch ausschließlich seine Musik verwendet, die fast immer an die gleichen Stellen gesetzt wurde wie in seinem Werk. So finden sich auch viele bekannte Stücke im Film wieder wie zum Beispiel "Suse, liebe Suse", "Ein Männlein steht im Walde" der Abendsegen, das Auftrittslied des Besenbinders und viele Orchestervorspiele. Der langen Rede kurzer Sinn: die Handlung und die Musik, der ganze Film ist die Oper als Film.

Loben möchte ich auch die Ausstattung, die Kostüme in Verbindung mit der Musik versetzen einen perfekt in diese Spätromantische Märchenstimmung. Dazu gehört der Wald, das Haus der Eltern, das Dorf "drüben hinter´m Herrenwald" und selbstredend das Knusperhaus, genauso wie man es sich vorstellt und nicht mehr vergisst. Die Schauspielerische Leistung ist auch in Ordnung, die Kinder sind gut bei der Sache und können ihre Rollen sehr gut ausfüllen, besonders hervorheben möchte ich Cloris Leachman (die Fr. Blücher aus "Frankenstein Jr.") als Hexe, sie verkörpert dieselbe nicht als ruhige alte Frau mit Kopftuch, sondern ist eine häßliche, warzige, beängstigende Hexe und 2 oder 3 der (für kleine Kinder) mittelschweren Schockeffekte gehen auf ihr Konto. Überhaupt ist der ganze Film, sobald sich die Kinder im Wald verlaufen (und das erst nach fast einer Stunde, weil vorher noch ausführlich das Leben der Eltern und Hänsel und Gretel selber gezeigt wird) und er einen schärferen Gang einlegt, ziemlich gruselig geworden. Wahrscheinlich hat der Film deswegen eine FSK 6 Freigabe erhalten, denn erschreckende Dämonen im Wald, die den Kindern einen Riesenschreck einjagen oder eine Hexe, die die schlafende Gretel mit einem Küchenmesser töten will, hätte es in den harmlosen Verfilmungen von vor 40 oder 50 Jahren sicher nicht gegeben.

Ich bin mit diesem Film aufgewachsen und kann ihn an alle, die die Oper von Humperdinck kennen und allen, die Märchen mögen, sehr ans Herz legen.

Details
Ähnliche Filme