Cannon: Das ultimative Hexenhaus!
Cannon machte keine halben Sachen. Und so plante man in den 80ern einen märchenhaften Großangriff auf das kindlichere Publikum - mit mehreren Händen voll von aufwändigen Märchenverfilmungen, fast im europäischen Sonntagnachmittagstil. Nur mit etwas mehr „Cannon-Kante“. Schnell wurde man jedoch an den Kinokassen ernüchtert und brach das übermotivierte Unterfangen ab - aber vor allem ein Film überlebte den Zahn der Zeit und wird mittlerweile fast als richtig angsteinflössender Märchenklassiker gehandelt: „Hänsel & Gretel“ erzählt singend, tanzend und bibbernd von den zwei berühmten Geschwistern, die im falschen Knusperhäuschen im Wald landen und von einer hungrigen Hexe verführt und gefangengehalten werden…
Eine waghalsige Bösenachtgeschichte
Die Lieder sind jetzt nicht unbedingt Ohrwürmer. Aber ansonsten ist hier Cannon wirklich die nahezu perfekte Umsetzung des legendären Märchens gelungen. Vor allem die neue HD-Abtastung ist ein Hochgenuss! Die Farben strahlen, die Details der Kostüme und Sets sind der Wahnsinn, die Kinderdarsteller sind ideal gewählt. Einige Gesichter sind einem auch durchaus bekannt. Das ist idealer Einsteigerhorror, würde ich fast schon sagen. Die Hexe und ihr fieses Vorgehen ist (besonders für die Kleineren) absolutes Alptraumfutter. Das würde man sich heutzutage nicht mehr ansatzweise trauen. Das ging selbst damals nur bei Cannon. Ein ungewöhnliches Feld für Golan und Globus - aber allein mit „Hänsel & Gretel“ hat es sich, spätestens jetzt über die Jahre, ausgezahlt! Ein gewieftes Halloweenhöllenhaus aus Zucker und Honig. Alles handgemacht, alles verdammt creepy. Stopmotiontricks wie von Burton. Bewegende Lebkuchenfiguren. Beleuchtung wie in teuflischen Tanzschulen Freiburgs. Warzen, die einem ins Gesicht springen. Genau so muss das! Und obwohl dieses Werk das mit Abstand beste aus der Reihe der „Cannon Movie Tales“ sein soll, macht das ungeheuer Appetit auf die weiteren Märchen und Geschichten und Interpretationen…
Cannon macht Disney Alpträume
Fazit: gruseliger und hübscher wurden „Hänsel & Gretel“-Verfilmungen nicht mehr… Cannon liefert hier wahrhaftig Süßigkeiten mit Rasiermessern darin!