Vorhang auf für Cecil Blount DeMilles "Union Pacific" (s/w) von 1939!
Das Westerngenre ist erfreulicherweise ja sehr facettenreich - dieser Film greift das Thema Eisenbahnbau auf. Genauer gesagt geht es hier um die Vollendung der ersten transkontinentalen Eisenbahnlinie. Sie soll quer durch die USA von Ost nach West gehen, quasi den Atlantik mit dem Pazifik verbinden. An deren Umsetzung arbeiten zwei konkurrierende Eisenbahngesellschaften. Von Osten bahnt sich die "Union Pacific" ihren Weg, von Westen her die "Central Pacific". Letztere sollte ursprünglich nur bis zur kalifornischen Staatsgrenze im Osten tätig sein, bis sie auf die der Union Pacific stößt. Nun geht es aber darum wer zuerst in Odgen (Utah) ist. Soweit basiert der Film auch zusätzlich auf wahren Begebenheiten!
Neben dem Imagegewinn ist es für eine Eisenbahngesellschaft natürlich auch von großer lukrativer Bedeutung, welche Streckenabschnitte und Bahnhöfe sie bedienen wird. Asa Barrows (Henry Kolker) ein listiger Finanzier will dabei die Arbeiten der Union Pacific um jeden Preis verzögern, wenn's sein muss sogar sabotieren und heuert dafür Sid Campeau (Brian Donlevy) an. Jeff Butler (Joel McCrea) soll seitens der Union Pacific für Sicherheit und Ordnung sorgen, sein Kumpel aus dem Krieg Dick Allen (Robert Preston) arbeitet jedoch für Campeau. Beide buhlen zudem noch um die gleiche Frau - Mollie Monahan (Barbara Stanwyck), Tochter eines Lokführers. Somit bietet der Film parallel zur Haupthandlung noch eine Romanze. Wer wird das Herz von Mollie gewinnen und welche Eisenbahngesellschaft hat die Nase vorn? Ein spannender Wettlauf beginnt...
Aufgrund seines Alters, des s/w Bildes und dem Stil der damals nun mal üblichen musikalischen Untermalung, wirkt dieser Streifen zunächst etwas angestaubt. Aber schon bald merkt der Zuschauer, dass er handwerklich absolut professionell gemacht ist und es sich hier um einen richtigen Leckerbissen handelt! Auch stellt sich im Verlauf des Films heraus, dass die Produktionskosten von rund 1.000.000 $ - seinerzeit überdurchschnittlich hoch - gut investiert, aber wohl auch nötig waren, denn "Union Pacific" hat Einiges zu bieten!
Man muss zwar die ersten Minuten gut aufpassen um die anfangs erwähnten Zusammenhänge zu verstehen, aber dann trägt sich der Film alleine. Die Handlung ist nun klar und praktisch im 10-Minutentakt passiert ein Zwischenfall nach dem anderen. Es ist wirklich überraschend wieviel Ideen, Abwechslung und Action in diesem Film verbaut sind! Auch spielen sehr viele Darsteller mit, wobei zu den oben genannten noch Anthony Quinn in einer Nebenrolle zu erwähnen wäre. Hin und wieder gibt es auch Anlass zum Schmunzeln, bzw. Lachen wie etwa ein im Schlaf überraschter Bewohner eines Hauses, dessen Front/Fassade gerade abgerissen wird. (Diese kleine Szene habe ich allerdings erst beim erneuten Betrachten nach dem "Rückspulen" richtig erkannt.)
Alles in allem war ich doch sehr verwundert, wie extrem unterhaltsam und kurzweilig eine so eher unscheinbare Verfilmung vom Bau einer Eisenbahnlinie sein kann! Ähnliches dachte ich mir, nachdem ich die erste Verfilmung von "Stagecoach" gesehen hatte - ebenfalls von 1939 und auch in s/w. Hier ging es ja in erster Linie "nur" um eine Fahrt mit einer Postkutsche von A nach B. Bei beiden Filmen handelt es sich um zwei ganz besondere Western und siehe da - beide basieren auf Romanvorlagen des gleichen Autors - Ernest Haycox! ;)
Kleines Manko bei der VÖ von Koch Media sind die fehlenden Untertitel, zumindest für zwei Texttafeln in englischer Sprache, die ich ohne Hilfsmittel nicht vollständig übersetzen könnte. Das soll aber nur kleines Mäkeln auf höchstem Niveau sein, denn Bild und Ton liegen in bester Qualität vor und das ist neben einer ungekürzten Fassung ja das Wichtigste! :)