Zuerst dachte ich, dass sich hinter „10 Dinge, die ich an dir hasse“ eine 08/15 Highschool-Schmonzette verbirgt, doch das Ergebnis hat mich wirklich begeistert.
Gleich der Beginn ist herrlich frech: Eine Gruppe junger Mädchen sitzt in einem Cabrio an einer Ampel, albert herum und hört Popmusik. Doch an der gleichen Ampel muss auch Katarina 'Kat' Stratford (Julia Stiles) halten; sie fährt einen Pick Up, hört Rockmusik und ihr Erscheinen bringt die Girlies zum Verstummen. Übertrieben, aber sehr witzig.
Cameron James (Joseph Gordon-Levitt), der Neuling an der Schule, wird erst mal von Michael Eckman (David Krumholtz) an der Schule eingeführt, was „10 Dinge, die ich an dir hasse“ die Gelegenheit bietet eine Menge skurriler Figuren zu zeigen wie z.B. die Kaffeefreaks oder die Beratungslehrerin, die ihre Schüler mit ein paar oberflächlichen Ratschlägen abwimmelt, um weiter an schnulzigen Sex-Romanen zu schreiben. Hier war dann auch der Punkt, als mich der Film anfing zu begeistern, den anfangs scheint es in „10 Dinge, die ich an dir hasse“ keine einzige strahlende Figur zu geben (im Gegensatz zu den Zahnpasta-Grinsern anderer Teenie-Filme).
Cameron verliebt sich beim ersten Anblick in Bianca (Larisa Oleynik), das umschwärmteste Mädchen der Schule. Er missachtet dabei sowohl ihre Oberflächlichkeit als auch die Tatsachen, dass die lieber den eitlen Joey Donner (Andrew Keegan) anhimmelt - und Kat ihre Schwester ist. Aufopferungsvoll bemüht er sich um ein Date mit ihr, aber Vater Walter (Larry Miller) hat seine eigenen Regeln was das Ausgehen angeht. Auf Wunsch von Bianca ändert er diese: Bianca kriegt ihr Date, wenn Kat auch eins hat. Doch das ist für Bianca noch schlimmer, denn Kratzbürste Kat hasst Männer. Witzige Grundidee, auch wenn sie natürlich nicht auf dem Mist des Drehbuchautors gewachsen ist, denn „10 Dinge, die ich an dir hasse“ basiert auf Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“.
Doch Cameron und Michael ersinnen einen Plan: Man muss jemanden bezahlen, damit er mit Kat ausgeht. Die Wahl fällt auf den Außenseiter Patrick 'Pat' Verona (Heath Ledger), der von seinen Mitschülern ebenfalls gemieden wird. Es dauert zwar ein wenig bis der perfide Plan funktioniert, doch auch danach muss Cameron feststellen, dass sich seinem Bemühen noch viele weitere Hindernisse in den Weg stellen...
In der aktuellen Welle an Teenie-Filmen ist „10 Dinge, die ich an dir hasse“ eines der gelungensten Werke. Denn auch wenn nach einer Welle der Zuckerguss rausgeholt wird und das Happy End unausweichlich ist, so geht der Film anfangs dermaßen spritzig und böse ans Werk, dass es eine echte Freude (und Abwechslung) ist.
Die Story variiert das alte Schema von wechselndem Schmerz und Glück zwar nur unwesentlich, aber auf gelungene Weise. Auch die parallel verlaufenden Love-Storys, die zudem auf ganz unterschiedlichen Ebenen liegen, lockern den Film auf. Große Spannung darf man allerdings nicht erwarten, denn das Ende wagt es dann doch nicht mit den Konventionen des Teen-Streifens zu brechen.
Großes Plus gibt es für die Dialoge: Meist sind die (Streit-)Gespräche spritzig, schlagfertig und erfrischend, so dass der Zuschauer prima unterhalten wird. Denn das Drehbuch hat im Bezug auf die Gags, die meist aus dem Dialog kommen ein, ein geniales Timing. Und wenn es dann doch mal ernst oder romantisch wird, dann verlässt „10 Dinge, die ich an dir hasse“ auch nicht der Mut und es gibt kein hohles Gefasel, sondern Statements, mit denen man sich identifizieren kann. Selbst die etwas pathetischen Statements (z.B. wenn Pat Cameron auf der Party sagt, er solle nicht denken, er verdiene etwas nicht) wirken hier ehrlich.
Wenn die Gags mal nicht aus dem Dialog kommen, dann resultieren sie meist aus der Art der Figuren. Neben der erwähnten Beratungslehrerin hat vor allem der schwarze Literaturlehrer die Lacher auf seiner Seite, aber auch die Macken und Eigenarten der Hauptfiguren animieren zum Grinsen. Und von dieser Skurrilität lebt „10 Dinge, die ich an dir hasse“ dann auch zum größten Teil (man denke nur an die köstliche Gesangseinlage im Stadion). Zudem behält der Film immer einen kritischen Blick auf seine Charaktere und zeichnet auch ihre negativen Seiten auf, was ihn meiner Ansicht nacht empfehlenswert macht.
Die Schauspieler sind gut besetzt, auch wenn man den beiden Hauptdarstellern die Wandlung vom Kotzbrocken zum Sonnenschein nicht immer abkauft. Allerdings harmonieren Ledger und Stiles wunderbar auf der Leinwand und das ist dann letztendlich die Hauptsache. Auch die anderen Darsteller machen ihre Sache sehr gut, obwohl einige Rollen (vor allem Andrew Keegan als arroganter Schönling) etwas mit Klischees überzogen sind.
„10 Dinge, die ich an dir hasse“ ist eine klare Empfehlung für alle, die mal eine etwas bösere, aber immer noch sehr romantische Komödie genießen wollen.