Review

Zufällig kommt der Kinderbuchautor Lenny in den Besitz einer alten Kamera. Er lässt den Film entwickeln und findet Bilder von Panzern in einer Stadt. Wahrscheinlich Prag 1968. Und er findet Bilder einer schönen Frau. Kurz darauf wird bei ihm eingebrochen, die Bilder werden gestohlen, und sein Vater ermordet. Jetzt will Lenny mit der ganzen Kraft, die so ein Kinderbuchautor hat, das Geheimnis lüften. Er fährt nach Prag, und kann tatsächlich die Tochter der Frau auf dem Bild ermitteln, Helena. Gemeinsam kann man allmählich die Schleier der Vergangenheit lüften, aber Lenny und Helena merken nicht, dass mit dem Heben der Schleier auch die Dämonen der Vergangenheit zurückkehren. Helenas Mutter wurde im August 1968 einen Tag nach dem Einmarsch der Russen in Prag ermordet, und der Mörder möchte auch heute nicht, dass diese Tat bekannt wird …

Leider merkt man dem Film seine Fernsehproduktion deutlich an, denn auch wenn der Drehort Prag mit stimmungsvollen Bildern punkten kann, so hat es doch gar recht viele Klischees. Ein paar zu viele, um den Film in eine bessere Liga zu hieven: Alle für die Handlung  relevanten Tschechen sprechen deutsch, die nicht so relevanten und die Bösen natürlich nur tschechisch. Die Polizisten sind düster und sozialistisch-unfreundlich, die Beamten korrupt, und die Bevölkerung hält gegen die da oben selbstverständlich zusammen und kennt sich auch in der Kunst der Gebärdensprache perfekt aus. Hauptsache die bösen Apparatschiks können ausgetrickst werden. Und auch wenn Lenny in seiner Einfalt und Naivität fast rührend ist, aber manchmal tut seine Unschuld schon fast weh. Wie er da in das Ungemach der Vergangenheit stolpert, da fragt man sich manchmal schon, ob das noch realistisch sein soll. Oliver Korittke gibt dem Kinderbuchautor, der vor allem in seiner Fantasie lebt, zugegeben ein sehr glaubwürdiges Gesicht, und auch Lucie Zednícková steht dem in ihrer Darstellung einer aufkommenden Panik in Nichts nach. Die Story harzt halt an ein paar Ecken schon ziemlich (was aber eher an den erwähnten Klischees liegt als am Skript), doch andererseits machen die Hauptdarsteller und die Stadt Prag das durchaus wett.

Womit wir zu den guten Seiten des SIEBTEN FOTOS kommen: Der Film ist spannend! Ganz allmählich nur, aber dafür unerbittlich, zieht sich das Netz zusammen, und auch wenn der Zuschauer lange vor Lenny ahnt was da läuft, und der ein oder andere Twist recht früh zu spüren ist, so ist die Inszenierung atmosphärisch und eben … spannend. Spätestens wenn Lenny die Wahrheit findet, und sich in dem Augenblick nicht nur die zeitlichen Ebenen (1968 / 2002) vermischen, sondern Lenny scheinbar auch in das siebte Foto einsteigt um die Details der Aufnahme zu erkennen, spätestens dann, das meine ich jetzt ganz ernst, hält der Zuschauer gebannt den Atem an. Das kann dann auch von dem unrealistischen Laber-Ende nicht mehr kaputt gemacht werden: Lennys Weg zur Wahrheit ist mit viel Gefühl für Suspense inszeniert. Etwas mehr Feinarbeit am Drehbuch, und der Film hätte das Zeug zu etwas Großem gehabt.

Details
Ähnliche Filme