Über "Un chant d'amour" kann man sich sicher streiten. Für einige mag dieser kurze Film über zwei homosexuelle Männer in einem Gefängnis Kunst sein, ich kann mit Jean Genets Werk aber nur sehr wenig anfangen. Der Begriff Kunst ist nicht eindeutig definiert, bei "Un chant d'amour" von Kunst zu sprechen halte ich dennoch für etwas übertrieben.
Regisseur Jean Genet war schwul und das wird auch hier sehr deutlich. Eins muss man ihm lassen: Er nahm bei "Un chant d'amour" wirklich kein Blatt vor den Mund. Es wird zum Beispiel gezeigt wie einer der beiden onaniert und in dieser Szene ist das eregierte Glied des Mannes sehr wohl zu erkennen. Er scheute sich nicht Dinge zu zeigen, die andere Leute niemals gezeigt hätten, denn er war sehr mutig.
Das macht nur leider noch keinen guten Film. Paul Verhoeven zählt beispielsweise auch zu den mutigen Filmemachern, die dennoch nicht immer Meisterwerke schufen. Die Rede ist selbstverständlich nicht von "RoboCop", "Starship Troopers" oder "Total Recall", ich spreche natürlich von "Showgirls". Jeder andere Hollywoodregisseur hätte sich niemals getraut einen solchen Film zu drehen, davon ließ sich Verhoeven allerdings nicht beeindrucken, was aber dennoch nicht über die Tatsache hinwegtröstet das "Showgirls" einfach nur zum Gähnen langweilig ist.
Das Problem hat "Un chant d'amour" nicht und trotzdem ist der Film im Grunde uninteressant. Er handelt von Homosexualität und den intimen Wünschen schwuler Männer. Das mag für die Leute die davon betroffen sind interessant sein, sollte man jedoch heterosexuell sein wird man wenig mit "Un chant d'amour" anfangen können und vielleicht sogar angeekelt sein. Der Anblick von 2 Männern die sich hemmungslos lieben ist für viele von uns (mich eingeschlossen) ungewohnt und nicht gerade angenehm. Genet wollte mit seinem, gerade für damalige Verhältnisse, sehr radikalen Kurzfilm sicher provozieren.
Jetzt stellt sich mir nur die Frage warum manche sagen "Un chant d'amour" sei Kunst. Es wird zwar kein einziges Wort gesprochen und deshalb sind die Bilder hier umso ausdrucksstärker. Ist ein Film deshalb aber gleich Kunst?
Für mich ist "Un chant d'amour" nur ein Film bei dem ein homosexueller Schriftsteller versucht hat seine intimen Wünsche und erotischen Fantasien in Bilder zu fassen, was ihm auch ganz gut gelungen ist. Für Aussenstehende wie mich ist der Film dennoch uninteressant.